Waldbrandtheorie und Zombie-Unternehmen | Von Christian Kreiß
13 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Unterdrückte Bereinigungen, Zombie-Unternehmen und der Prozess
der schöpferischen Zerstörung: Kommt eine unkontrollierbare
Weltwirtschaftskrise auf uns zu?
Ein Kommentar von Christian Kreiß.
Fragestellung
Erfahrungen aus Australien zeigen: Wenn man lokal begrenzte
Buschbrände lange künstlich unterdrückt, sammelt sich immer mehr
Biomasse an. Dann kommt irgendwann ein Brand, der nicht mehr
kontrollierbar ist, ein Flächenbrand mit katastrophalen Schäden,
die viel größer sind, als wenn regelmäßig kleinere, lokal
begrenzte Brände ausbrechen.
Das Gleiche gilt für die Ökonomie. Wenn man lange Zeit
Rezessionen künstlich unterdrückt, bilden sich immer mehr
Zombie-Unternehmen, Unternehmen ohne ökonomische
Existenzberechtigung. Kommt dann eine erneute Rezession, kann
diese in einen unkontrollierbaren Abschwung übergehen, eine
Depression wie 1929. Eine solche Weltwirtschaftskrise reißt auch
viele produktive Unternehmen mit in den Abgrund und richtet sehr
viel mehr Elend an, als es viele regelmäßige kleinere Rezessionen
gemeinsam tun. Stehen wir heute vor solch einer auf uns
zukommenden, unkontrollierbaren Weltwirtschaftskrise?
Weisheitsvolle Natur: Zerstörung und Tod gehören zum Leben dazu
Der herausragende Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt gebrauchte
in den 1980er Jahren an der LMU München in seiner Vorlesung
Wirtschaftsgeschichte folgendes Bild zur Erklärung von
Konjunkturzyklen.[1] In Australien gab es regelmäßige
Buschbrände. Daraufhin beschloss die Regierung, diese Waldbrände
durch stark vermehrten Feuerwehreinsatz zu bekämpfen. Das gelang.
Viele Jahre lang fanden kaum mehr lokale Waldbrände statt. Dann
kam allerdings ein Waldbrand, der so gewaltig war, dass die
Feuerwehr keine Chance mehr hatte. Der Buschbrand entwickelte
sich zum katastrophalen Flächenbrand. Der Schaden dieses einen
Großbrandes war um eine Vielfaches größer als viele kleine,
regional begrenzte Buschbrände gewesen wären.
Was war geschehen? Kleinere, regional begrenzte Buschbrände
können von dem Ökosystem relativ gut überwunden werden. Aus den
unversehrten benachbarten Gebieten können Pflanzensamen und Tiere
kommen und die verbrannte Fläche wieder zum Leben erwecken. Ja
mehr: Manche Pflanzenarten geben ihre Samen nur bei hohen
Temperaturen, also nach Waldbränden überhaupt erst frei.[2] In
der Natur sind also mit großer Weisheit Waldbrände mit
eingeplant, sie werden geradezu benötigt. Zerstörung ist
weisheitsvoll im Naturkreislauf eingeplant. Dann kann, wie der
Phoenix aus der Asche, Neues entstehen, junge, frische Pflanzen
ins Leben treten und das Ökosystem erneuern, beleben, stärken.
Gerade weil das Alte zerstört wird und dadurch fruchtbarer,
aschegedüngter Boden vorhanden ist, kann neues Leben entstehen.
Die Politiker hielten sich aber für klüger als die weisheitsvolle
Natur und durch diese Hybris bzw. dieses Nicht-Verstehen
komplizierter Abläufe geschah großes Übel. Aufgrund der
langjährigen künstlichen Unterdrückung regionaler Buschbrände
durch die Menscheneingriffe war derart viel brennbare Biomasse
akkumuliert worden, dass das einen Feuersturm ungeahnten Ausmaßes
auslöste. Es war einfach zu viel Biomasse da. Der Brand war nicht
mehr durch Menschen beherrschbar.
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