Folge 39 - Hightech-Vordenker Rahman Jamal: „Ingenieure müssen Humanisten sein“
28 Minuten
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vor 2 Jahren
Wenn man von Frank Walter Steinmeier nach seiner Visitenkarte
gefragt wird, hat man in seiner Karriere wahrscheinlich einiges
richtig gemacht. Eine Formulierung, die bei Rahman Jamal arg
untertrieben ist: Er ist einer der führenden Köpfe der deutschen
Hightech-Industrie und blickt auf eine überaus erfolgreiche
Biographie als Ingenieur zurück. Steinmeier, der damals noch
Außenminister war, habe er auf einer Veranstaltung zum Thema
Entwicklungshilfe getroffen. „Er sprach mich an und sein erster
Satz war: How are you doing? Und ich habe ihm dann auf Deutsch
geantwortet: Ja, mir geht es ganz gut. Dann sagte er: Eins zu Null
für Sie und wollte später meine Visitenkarte haben“, erzählt Jamal
und schmunzelt. 1975 kam Jamal nach Deutschland, da war er 10 Jahre
alt – und hatte schon in drei Ländern gelebt. „Myanmar,
Bangladesch, Pakistan, das waren ja Entwicklungsländer. Und als ich
hierher kam, war die Diskrepanz zwischen diesen Ländern und einem
hoch entwickelten Land wie Deutschland riesig“, erzählt er. „Ich
konnte den Wasserhahn aufdrehen und das Wasser kam einfach. Das
kannte ich vorher nicht. Ich wollte einfach was dazu beitragen, die
Kluft zwischen Entwicklungsländern und hochentwickelten Ländern zu
schmälern.“ Deshalb habe er sich für eine technische Laufbahn
entschieden. Wenngleich auch das deutsche Bildungssystem einen
Kulturschock bei ihm ausgelöst habe. „Bildung war in meiner alten
Heimat ein Privileg, hier aber selbstverständlich. Das heißt, auch
die Wertschätzung für Bildung ist in Deutschland nicht so hoch, wie
ich das zuvor erlebt habe.“ Vielleicht sind es die vielen stark
unterschiedlichen Erfahrungen schon in der Kindheit, die Rahman
Jamal zu einem Menschen gemacht haben, der nicht nur über den
Tellerrand schaut, sondern sich auch an die Kante des Esstischs
wagt. Meditation, humanistisches Denken, Literatur und knallharte
Elektrotechnik sind für ihn keine getrennten Silos oder gar
Gegensätze – sondern eine Einheit. „Meditation und Achtsamkeit sind
kein Modebegriffe. Es ist eine Haltung. Auch wenn keiner zuschaut.
Das ist keine Übung für eine halbe Stunde am Tag. Das steckt in uns
allen und muss wiederentdeckt werden“, glaubt er. Während seines
Studiums habe er gemerkt, dass viele seiner Kommilitonen sich für
wenig interessiert hätten, was „rechts und links von Schaltplänen“
zu entdecken war. Dabei müsse Technik dringend mit Ethik, Literatur
und Mystik verknüpft werden, damit sie die Menschheit wirklich
voranbringen könne. Das ist Jamals Mission und er hat sogar einen
Namen dafür: Die Musilisierung des Ingenieurwesens. „Robert Musil
war ja sowohl Ingenieur als auch Philosoph und Schriftsteller. Er
hat diese Dinge komplementär gesehen.“ Viele Theorien etwa aus der
Quantentheorie hätten ihren Ursprung ganz woanders als in der
Physik. „Gerade bei brisanten Themen wie Künstliche Intelligenz
müssen wir als Ingenieure Verantwortung übernehmen und die Frage
stellen: Welchen Nutzen bringen diese Errungenschaften für die
Gesellschaft? Wenn ich auf Augenhöhe mit Geisteswissenschaftlern
darüber sprechen kann, mit Respekt und Wertschätzung, dann habe ich
einen viel fruchtbareren Boden, als wenn nur Gleichgesinnte unter
sich bleiben“, so Jamal. Das müsse schon in der Ausbildung und im
Studium fester Bestandteil sein. „Ingenieurinnen und Ingenieure von
Morgen müssen Humanisten sein.“ Als Ingenieur und Führungskraft die
Gesellschaft voranbringen und den Menschen ins Zentrum stellen:
Lässt sich diese Maxime immer mit dem Anspruch in Einklang bringen,
ein Unternehmen profitabel zu machen und Geld zu verdienen? Gerade
wenn man, wie Rahman Jamal, Personalverantwortung für sehr viele
Menschen trägt? Darüber, und wie wichtig Diversität in Unternehmen
ist, spricht er in Folge 39 von „Prototyp“, dem Karriere-Podcast
von ingenieur.de in Kooperation mit VDI nachrichten.
gefragt wird, hat man in seiner Karriere wahrscheinlich einiges
richtig gemacht. Eine Formulierung, die bei Rahman Jamal arg
untertrieben ist: Er ist einer der führenden Köpfe der deutschen
Hightech-Industrie und blickt auf eine überaus erfolgreiche
Biographie als Ingenieur zurück. Steinmeier, der damals noch
Außenminister war, habe er auf einer Veranstaltung zum Thema
Entwicklungshilfe getroffen. „Er sprach mich an und sein erster
Satz war: How are you doing? Und ich habe ihm dann auf Deutsch
geantwortet: Ja, mir geht es ganz gut. Dann sagte er: Eins zu Null
für Sie und wollte später meine Visitenkarte haben“, erzählt Jamal
und schmunzelt. 1975 kam Jamal nach Deutschland, da war er 10 Jahre
alt – und hatte schon in drei Ländern gelebt. „Myanmar,
Bangladesch, Pakistan, das waren ja Entwicklungsländer. Und als ich
hierher kam, war die Diskrepanz zwischen diesen Ländern und einem
hoch entwickelten Land wie Deutschland riesig“, erzählt er. „Ich
konnte den Wasserhahn aufdrehen und das Wasser kam einfach. Das
kannte ich vorher nicht. Ich wollte einfach was dazu beitragen, die
Kluft zwischen Entwicklungsländern und hochentwickelten Ländern zu
schmälern.“ Deshalb habe er sich für eine technische Laufbahn
entschieden. Wenngleich auch das deutsche Bildungssystem einen
Kulturschock bei ihm ausgelöst habe. „Bildung war in meiner alten
Heimat ein Privileg, hier aber selbstverständlich. Das heißt, auch
die Wertschätzung für Bildung ist in Deutschland nicht so hoch, wie
ich das zuvor erlebt habe.“ Vielleicht sind es die vielen stark
unterschiedlichen Erfahrungen schon in der Kindheit, die Rahman
Jamal zu einem Menschen gemacht haben, der nicht nur über den
Tellerrand schaut, sondern sich auch an die Kante des Esstischs
wagt. Meditation, humanistisches Denken, Literatur und knallharte
Elektrotechnik sind für ihn keine getrennten Silos oder gar
Gegensätze – sondern eine Einheit. „Meditation und Achtsamkeit sind
kein Modebegriffe. Es ist eine Haltung. Auch wenn keiner zuschaut.
Das ist keine Übung für eine halbe Stunde am Tag. Das steckt in uns
allen und muss wiederentdeckt werden“, glaubt er. Während seines
Studiums habe er gemerkt, dass viele seiner Kommilitonen sich für
wenig interessiert hätten, was „rechts und links von Schaltplänen“
zu entdecken war. Dabei müsse Technik dringend mit Ethik, Literatur
und Mystik verknüpft werden, damit sie die Menschheit wirklich
voranbringen könne. Das ist Jamals Mission und er hat sogar einen
Namen dafür: Die Musilisierung des Ingenieurwesens. „Robert Musil
war ja sowohl Ingenieur als auch Philosoph und Schriftsteller. Er
hat diese Dinge komplementär gesehen.“ Viele Theorien etwa aus der
Quantentheorie hätten ihren Ursprung ganz woanders als in der
Physik. „Gerade bei brisanten Themen wie Künstliche Intelligenz
müssen wir als Ingenieure Verantwortung übernehmen und die Frage
stellen: Welchen Nutzen bringen diese Errungenschaften für die
Gesellschaft? Wenn ich auf Augenhöhe mit Geisteswissenschaftlern
darüber sprechen kann, mit Respekt und Wertschätzung, dann habe ich
einen viel fruchtbareren Boden, als wenn nur Gleichgesinnte unter
sich bleiben“, so Jamal. Das müsse schon in der Ausbildung und im
Studium fester Bestandteil sein. „Ingenieurinnen und Ingenieure von
Morgen müssen Humanisten sein.“ Als Ingenieur und Führungskraft die
Gesellschaft voranbringen und den Menschen ins Zentrum stellen:
Lässt sich diese Maxime immer mit dem Anspruch in Einklang bringen,
ein Unternehmen profitabel zu machen und Geld zu verdienen? Gerade
wenn man, wie Rahman Jamal, Personalverantwortung für sehr viele
Menschen trägt? Darüber, und wie wichtig Diversität in Unternehmen
ist, spricht er in Folge 39 von „Prototyp“, dem Karriere-Podcast
von ingenieur.de in Kooperation mit VDI nachrichten.
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