Folge 18 - Männerwürde - wie Männer dem Hamsterrad entkommen

Folge 18 - Männerwürde - wie Männer dem Hamsterrad entkommen

Die Männerwürde kommt in unserer Gesellschaft zu kurz, sagt Pädagoge Udo Baer.
29 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Indianer kennen keinen Schmerz. Ein gestriger Satz, in dem viel
Unsinn steckt, den aber trotzdem jeder von uns kennt. Das Klischee
vom vermeintlich starken Geschlecht lässt Udo Baer nicht gelten.
Der Pädagoge hat ein Buch mit dem Titel „Männerwürde: Laut und
leise, stark und zart“ geschrieben und ist Gast in der aktuellen
Folge unseres Karrierepodcasts „Podcast“. Er sagt: „Männer haben
natürlich genauso Gefühle wie Frauen.“ Doch traumatische
Beschämungen in ihrer Biographie führten dazu, dass viele ihre
Gefühle nicht mehr zeigten, so Baer. Männer seien in der
Gesellschaft immer wieder Verletzungen ausgesetzt, die sie
langfristig entwürdigten. Aber waren es nicht Frauen, die in den
vergangenen Jahrzehnten um Gleichstellung und mehr Würde kämpfen
mussten? „Der Vergleich zwischen Frauen und Männern ist in dieser
Hinsicht irrelevant. Es ist ja toll, dass so viele Frauen um ihre
Würde kämpfen und dabei viel erreicht haben, aber Männer haben das
bisher weniger gemacht. Deswegen mein Versuch, einen Beitrag zur
Kehrtwende zu leisten“, argumentiert Baer. Seine These: Männer
laufen permanent vermeintlichen Idealen hinterher, die sie nie
erreichen können: Sie wollen der perfekte Sohn, Ehemann, Vater und
der leistungsfähigste Mitarbeiter sein. Dahinter verberge sich die
ständige Suche nach Wertschätzung. „Würde kann man auch durch
andere Begriffe wie Respekt oder Wertschätzung ersetzen. Wenn ich
wertgeschätzt werde, werde ich gewürdigt, und dann kann ich diese
Würde auch in mir spüren und umgekehrt, wenn ich andere würdige.
Andernfalls entsteht Stress.“ Das Hamsterrad, in dem viele Männer
steckten, hinterlasse seine Spuren auch in der Karriere und
beeinfluss maßgeblich das Arbeitsleben. „Die Grundhaltung, alles
meistern zu müssen, entsteht durch gesellschaftlichen Druck, doch
das kann man ändern“, sagt Baer und rät: „Man sollte nicht mit dem
Schweren anfangen. Nicht gleich zum Chef gehen und sagen: Sie
überfordern mich! Sondern erst einmal da Nein sagen, wo es möglich
ist.“ Für viele bedeutet Karriere, innerhalb einer Firmenhierarchie
aufzusteigen. Für manche Männer sei das aber schlicht nicht das
Richtige – nur würde es den meisten schwerfallen, sich
einzugestehen, dass sie eigentlich gar nicht Chef sein wollen. „Ich
kenne Männer, die sagen: Ich weiß nicht, wo ich in zehn Jahren sein
will. Ich will einfach gute Arbeit abliefern. Diese Männer können
Vorbilder für kommende Generationen sein. Natürlich brauchen wir
auch diejenigen, die in Führungspositionen möchten, weil sie das
wirklich wollen.“

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