Die zweite Widerstandswelle | Von Hermann Ploppa
28 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Nach eineinhalb Jahren Kampf gegen das Corona-Regime werden
Abnutzungserscheinungen deutlich — wir können jedoch von älteren
Bewegungen lernen.
Ein Kommentar von Hermann Ploppa.
Quo vadis, Demokratiebewegung? Anderthalb Jahre sind vergangen,
in denen wir uns abgearbeitet haben an einem dekadenten Regime,
für das der Name Merkel Synonym geworden ist. Wer hätte sich bei
ihrem Amtsantritt vorstellen können, dass diese untersetzte,
biedere Frau aus der Uckermark einmal für Monstrositäten der
Superlative verantwortlich sein würde? Anfangs hatte es noch ein
bisschen Spaß gemacht, denn wir dachten im sonnigen Sommer der
Demokratie des Jahres 2020, der surreale Maskenspuk wäre bald
vorbei. Dergleichen sei den Massen nicht mehr lange zu
vermitteln. Als der Autor am 29. August 2020 in Berlin auf der
Ballweg-Bühne stand und die unglaubliche Masse der
Protestierenden sah, empfand er, dass diese der Machtanmaßungen
einer kriminellen Politikerclique haushoch überlegen seien. Wir
sind es in vieler Hinsicht noch immer. Aber dass mit primitivsten
Gewaltmitteln, zu denen auch unhaltbare mediale Lügen gehörten,
einfach weiter gepulvert wurde, bis das Land wirtschaftlich wie
psychisch am Boden war, das überraschte uns alle. „Nach uns die
Sintflut“ schien das Motto dieses Totalabrisses zu sein —
offenbar nur dazu inszeniert, um die eigenen kranken, niederen
Instinkte zu befriedigen, solange es irgendwie geht. Unsere
Erschöpfung ist kein Zufall: Die Gegenseite führt einen ebenso
banalen wie gewalttätigen Abnutzungskrieg gegen die eigene
Bevölkerung, ohne Rücksicht auf Verluste.
Wir sind ratlos. Zudem folgte auf das traumhafte Wetter des
letzten Jahres ein meteorologisches Inferno, das die
körpereigenen Glückshormone und die Immunität auch nicht gerade
befördert. Viele Menschen haben so viel hilflose Wut in sich
hineingefressen, dass die Gebote zur Friedfertigkeit in arge
Bedrängnis geraten. Andere sind genervt von der Eitelkeit und dem
Selbstdarstellungsdrang einiger Leittiere der Bewegung. Das
Verdächtigungskarussell dreht sich immer schneller: Wer ist ein
Maulwurf von der anderen Seite? Bewegungspromi A schickt
Bewegungspromi B böse E-Mails mit vollkommen entbehrlichen
Unterstellungen.
Es wird eng. Denn neue Aktivisten sind in den letzten achtzehn
Monaten kaum dazugekommen. Es sind immer noch dieselben
Frontleute und dieselben Netzwerker im Hintergrund. Und viele von
ihnen befinden sich in einem Lebensabschnitt, in dem man
eigentlich eher seine Lebenserinnerungen niederschreibt. Viele
haben schreckliche Erlebnisse mit einer völlig enthemmten Polizei
oder einer vollkommen gesetzlos agierenden Justiz hinter sich.
Nur zu verständlich, dass sie angegessen sind. Und nun wollen
„die“ auch noch unsere Kinder zwangsimpfen. Jetzt geht es ans
Eingemachte. Mahatma Gandhi adé. Die sollen uns mal kennenlernen!
Nein. Wir müssen ruhig und friedfertig bleiben. Denn nichts
wünscht die Gegenseite sich so sehr, als dass wir die Ruhe
verlieren und wie der wütende Stier in die gewetzte Klinge
schnauben.
Die Welt braucht uns. Wir müssen womöglich bald selber
Verantwortung für das Schicksal unserer Gesellschaft übernehmen.
Die Implosion kommt möglicherweise schneller als gedacht. Und
dann müssen wir wissen, wie es weitergeht. Bevor es andere tun,
die weit weniger Moral haben als wir.
Man erinnere sich mal fleißig an das Jahr 1989. Die damalige
Demokratiebewegung in der DDR wurde überrascht vom plötzlichen
Machtverfall der SED. Bevor die authentischen Bürgerbewegungen
begriffen, dass die Türen offenstanden, hatten sich schon längst
kriminelle Räuberbanden aus dem Westen in die Schaltstellen der
Macht hineingeschlichen. Mit fertigem Konzept. Mit perfiden
Manipulationstricks gegen die Mehrheitsmeinung in der DDR. Müssen
wir das wiederholen?
Schwarmintelligenz nutzen
Es gibt Wege, aus der Defensive zu kommen. Die viel zitierte
Schwarmintelligenz; es gibt sie. Wir müssen sie nur nutzen. Wir
müssen nicht im eigenen Verschleiß leise weinend implodieren. Wir
können aus früheren Bewegungen und deren Fehlern viel lernen.
Wenn man sich so umschaut nach Vergleichsparametern, dann bietet
sich die Bewegung der außerparlamentarischen Opposition (APO) an,
die im Jahre 1968 ihren Zenit erreichte. Denn auch jene APO war
die Antwort auf Zumutungen der Herrschenden.
Auch die APO war eine Sammelbewegung aus unterschiedlichsten
Ecken. Auch damals speiste sich die Einigkeit gegensätzlicher
Lager aus dem, was man gemeinsam entschieden ablehnte. So traf
man sich in der kleinsten gemeinsamen Teilmenge. Und auch hier
kann man sagen, dass eine Bewegung aus der Verneinung extrem
zerbrechlich ist.
Kommen wir kurz auf die Zumutungen der Eliten an ihr Volk in den
1960ern zu sprechen: Schon damals wollten die Eliten der
Bundesrepublik Deutschland das politische System in autoritäre
Bahnen lenken. Der Vater des Wirtschaftswunders, Ludwig Erhard,
sprach von der „formierten Gesellschaft“ und bezeichnete
Andersdenkende als „Pinscher“. Es sollten die sogenannten
„Notstandsgesetze“ durchgepeitscht werden. Durch einen
ausgerufenen Notstand könnte man dann die Demokratie mit einem
Knopfdruck abschaffen.
Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD peitschte die
Notstandsgesetze im Bundestag unerbittlich durch. Die Politkaste
in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn agierte immer
selbstherrlicher, sodass selbst der konservative Philosoph Karl
Jaspers in seinem Bestseller „Wohin treibt die Bundesrepublik?“
vor einer Transformation der Demokratie in eine Diktatur
eindringlich warnte (1). Die Jugend, die nun als erste Generation
in einem System aufgewachsen war, das von sich behauptete, eine
Demokratie zu sein, war auf den Barrikaden, um eben diese
Demokratie zu verteidigen und auszubauen.
Den Jugendlichen standen unverhohlen von oben geförderten
Neonazi-Organisationen, zum Beispiel der NPD, gegenüber, die ihre
Interessen mit SA-ähnlichen Schlägertruppen durchzusetzen
wussten. Diese ungenierte Nazi-Kumpanei der Eliten
sensibilisierte die Bewegung für die Tatsache, dass eben diese
Eliten eine beträchtliche Teilmenge mit den vergangenen Eliten
der Nazi-Diktatur bildeten. Lange auch wurde der Holocaust in
Westdeutschland unter den Teppich gekehrt.
Als der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer endlich in der Mitte
der 1960er Jahre Prozesse gegen die Auschwitzmörder erzwang,
bekam wenigstens ein Teil der westdeutschen Bevölkerung überhaupt
erst mit, was hier im deutschen Namen an monströsen Verbrechen
begangen worden war.
Der Glaube, in der besten aller Welten aufzuwachsen, bekam
weitere Kratzer, als schockierende Bilder um die Welt gingen, wie
unsere gütige Schutzmacht USA sich in Vietnam aufführte. Die
verunsicherten Bildungsbürger trafen sich in evangelischen
Akademien und diskutierten etliche Aschenbecher voll. Studenten
forderten eine grundlegende Bildungsreform. Soziologiestudenten
aus Berlin und Frankfurt transportierten Erkenntnisse über den
antikolonialistischen Widerstand in der sogenannten Dritten Welt
in die Diskussion (2).
Überlebende Professoren aus der Weimarer Demokratie wie Ernst
Bloch oder Herbert Marcuse belieferten die jungen Studenten mit
hilfreicher Diagnose und Aufklärung über positive
Zukunftsperspektiven, zum Beispiel mit Blochs Wälzer „Das Prinzip
Hoffnung“ (3). Die Bewegung amalgamierte und erreichte für kurze
Zeit ein hohes Maß an Reflexionsvermögen und Schwarmintelligenz.
Radikaldemokraten, Sozialisten, Altkommunisten, Christen beider
Konfessionen, Liberale und Vertreter alternativer Lebensformen
zogen kurzfristig an einem Strang... hier weiterlesen:
https://apolut.net/die-zweite-widerstandswelle-von-hermann-ploppa
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