Polizeigewalt und meine Erlebnisse in Lützerath
An den Abbruchkanten des sogenannten "Doomsday-Gletschers" in der
Westantarktis haben sich zwei Schmelzwasserseen gebildet. Die
Ozeane haben im letzten Jahr noch einmal neun bis zehn Trilliarden
Watt Energie mehr aufgenommen als im vorherigen Rekordjah...
1 Stunde 6 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 1 Jahr
An den Abbruchkanten des sogenannten "Doomsday-Gletschers" in der
Westantarktis haben sich zwei Schmelzwasserseen gebildet. Die
Ozeane haben im letzten Jahr noch einmal neun bis zehn Trilliarden
Watt Energie mehr aufgenommen als im vorherigen Rekordjahr. Und der
Great Salt Lake könnte in fünf Jahren verschwunden sein und eine
riesige verseuchte Schlammwüste hinterlassen. Anreise nach
Lützerath Das waren die Nachrichten an dem Tag, an dem ich morgens
früh aufstand, um zur Protestaktion nach Lützerath zu fahren. Auf
eigene Faust, da ich die gemeinsame Anreise mit meiner Ortsgruppe
leider verpennt habe. Mit dem Zug über Schwerte nach
Mönchengladbach, wo der Anschluss dann aber so voll war, dass meine
Sicherheitsbedenken in Bezug auf Corona überwogen und ich lieber
etwas später kam. Am Bahnhof in Erkelenz angekommen, waren die
Shuttlebusse ebenso überfüllt, also ging es in etwa eineinhalb
Stunden zu Fuß zum Demonstrationsort. Auf dem Weg beobachtete ich
bereits einen Anwohner, der eine Person, die mit ihren Kindern auf
dem Weg zur Demonstration war, mit lautem Geschrei und bedrohlichen
Handbewegungen angriff. Sein Dorf wäre übrigens das nächste
gewesen, hätte RWE seine ursprünglichen Pläne zur Vergrößerung des
Tagebaus durchsetzen können. Meine Erlebnisse in Lützerath
Angekommen in am Tagebau Garzweiler erblickte ich die graubraune
Kraterlandschaft, wie eine planetare Narbe. Ich habe noch nie etwas
so Bedrückendes gesehen und hoffe sehr, hier in 50 Jahren noch
einmal zu stehen und auf einen riesigen schwimmenden Solarpark zu
schauen. Nur die winzige hübsche Wiese auf dem Dach des
Kontrollhauses des monströsen Kohlebaggers fiel mir ins Auge,
irgendwie ziemlich symbolisch für die deutsche Klimapolitik. In der
Gewissheit, dass der Untergrund durch die Regenfälle instabil ist,
einen sicheren Abstand zur Abbruchkante und ging entlang des
Tagebaus weiter. Der Boden war so schlammig, dass die Schuhe häufig
steckenblieben, als ich schließlich vor einem von der Polizei
besetzen Wall ankam, war bereits alles an mir fünf Zentimeter mit
Schlamm bedeckt. Immerhin nicht steckengeblieben... Als wir
vernahmen, dass die Menschenmenge hinter dem Wall die Polizei
erfolgreich in Richtung der Grenze zu Lützerath zurück drängt,
wagten auch wir einen Versuch. Während die Polizei noch versuchte
den Wall zu halten und dafür Aktivist*innen mit Schlagstöcken und
Pfefferspray attackierte, konnte man nur zehn Meter weiter schon
völlig ungehindert passieren. Aussichtslose Gewaltanwendung ohne
jeglichen Nutzen. Auf der anderen Seite angekommen, lief ich nun
mit hunderten anderen Aktivist*innen auf Lützerath zu. Wir trieben
die Polizei bis direkt zum Zaun vor uns her, friedlich und ohne
Gewalt. Friedlich ≠ legal. Diese Unterscheidung ist wichtig: Gewalt
gegen Menschen ist ein Tabu, aber von dem Anspruch, mich beim Kampf
für das Klima immer an alle Regeln zu halten, habe ich mich
verabschiedet. Das galt auch für die durch Megafone verkündete
Aufforderung, die gesperrte Fläche wieder zu verlassen und zum Ort
der Demonstration zurückzukehren. Das von einem Gericht
ausgesprochene Betretungsverbot hatte ich zur Kenntnis genommen und
meine Prioritäten gesetzt. Polizeigewalt in Lützerath Im Anschluss
hörte man häufig von Steinen, die angeblich in Richtung der Polizei
geflogen seien, was ich allerdings nicht bestätigen kann.
Schlammbälle sind geflogen, doch bei Schlamm handelt es sich um
eine Suspension aus Wasser und extrem kleinen Festkörpern, welche
eine Größe von 63 mm nicht überschreiten und somit g...
Westantarktis haben sich zwei Schmelzwasserseen gebildet. Die
Ozeane haben im letzten Jahr noch einmal neun bis zehn Trilliarden
Watt Energie mehr aufgenommen als im vorherigen Rekordjahr. Und der
Great Salt Lake könnte in fünf Jahren verschwunden sein und eine
riesige verseuchte Schlammwüste hinterlassen. Anreise nach
Lützerath Das waren die Nachrichten an dem Tag, an dem ich morgens
früh aufstand, um zur Protestaktion nach Lützerath zu fahren. Auf
eigene Faust, da ich die gemeinsame Anreise mit meiner Ortsgruppe
leider verpennt habe. Mit dem Zug über Schwerte nach
Mönchengladbach, wo der Anschluss dann aber so voll war, dass meine
Sicherheitsbedenken in Bezug auf Corona überwogen und ich lieber
etwas später kam. Am Bahnhof in Erkelenz angekommen, waren die
Shuttlebusse ebenso überfüllt, also ging es in etwa eineinhalb
Stunden zu Fuß zum Demonstrationsort. Auf dem Weg beobachtete ich
bereits einen Anwohner, der eine Person, die mit ihren Kindern auf
dem Weg zur Demonstration war, mit lautem Geschrei und bedrohlichen
Handbewegungen angriff. Sein Dorf wäre übrigens das nächste
gewesen, hätte RWE seine ursprünglichen Pläne zur Vergrößerung des
Tagebaus durchsetzen können. Meine Erlebnisse in Lützerath
Angekommen in am Tagebau Garzweiler erblickte ich die graubraune
Kraterlandschaft, wie eine planetare Narbe. Ich habe noch nie etwas
so Bedrückendes gesehen und hoffe sehr, hier in 50 Jahren noch
einmal zu stehen und auf einen riesigen schwimmenden Solarpark zu
schauen. Nur die winzige hübsche Wiese auf dem Dach des
Kontrollhauses des monströsen Kohlebaggers fiel mir ins Auge,
irgendwie ziemlich symbolisch für die deutsche Klimapolitik. In der
Gewissheit, dass der Untergrund durch die Regenfälle instabil ist,
einen sicheren Abstand zur Abbruchkante und ging entlang des
Tagebaus weiter. Der Boden war so schlammig, dass die Schuhe häufig
steckenblieben, als ich schließlich vor einem von der Polizei
besetzen Wall ankam, war bereits alles an mir fünf Zentimeter mit
Schlamm bedeckt. Immerhin nicht steckengeblieben... Als wir
vernahmen, dass die Menschenmenge hinter dem Wall die Polizei
erfolgreich in Richtung der Grenze zu Lützerath zurück drängt,
wagten auch wir einen Versuch. Während die Polizei noch versuchte
den Wall zu halten und dafür Aktivist*innen mit Schlagstöcken und
Pfefferspray attackierte, konnte man nur zehn Meter weiter schon
völlig ungehindert passieren. Aussichtslose Gewaltanwendung ohne
jeglichen Nutzen. Auf der anderen Seite angekommen, lief ich nun
mit hunderten anderen Aktivist*innen auf Lützerath zu. Wir trieben
die Polizei bis direkt zum Zaun vor uns her, friedlich und ohne
Gewalt. Friedlich ≠ legal. Diese Unterscheidung ist wichtig: Gewalt
gegen Menschen ist ein Tabu, aber von dem Anspruch, mich beim Kampf
für das Klima immer an alle Regeln zu halten, habe ich mich
verabschiedet. Das galt auch für die durch Megafone verkündete
Aufforderung, die gesperrte Fläche wieder zu verlassen und zum Ort
der Demonstration zurückzukehren. Das von einem Gericht
ausgesprochene Betretungsverbot hatte ich zur Kenntnis genommen und
meine Prioritäten gesetzt. Polizeigewalt in Lützerath Im Anschluss
hörte man häufig von Steinen, die angeblich in Richtung der Polizei
geflogen seien, was ich allerdings nicht bestätigen kann.
Schlammbälle sind geflogen, doch bei Schlamm handelt es sich um
eine Suspension aus Wasser und extrem kleinen Festkörpern, welche
eine Größe von 63 mm nicht überschreiten und somit g...
Weitere Episoden
1 Stunde 10 Minuten
vor 1 Tag
29 Minuten
vor 5 Tagen
53 Minuten
vor 2 Wochen
27 Minuten
vor 3 Wochen
51 Minuten
vor 1 Monat
In Podcasts werben
Kommentare (0)