Autismus und Streit

Autismus und Streit

Autismus und Streit. Weihnachten war es mal wieder soweit. Es lag weniger daran, dass es so selten zu schwierigen Situationen mit Jason kam, sondern eher wieder einmal darin begründet, dass ich so wenig zu Hause war und dementsprechend solche Situation...
51 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Autismus und Streit. Weihnachten war es mal wieder soweit. Es lag
weniger daran, dass es so selten zu schwierigen Situationen mit
Jason kam, sondern eher wieder einmal darin begründet, dass ich so
wenig zu Hause war und dementsprechend solche Situationen zu selten
mitbekam. Ich freute mich sehr auf Weihnachten. Erstmals seit
vielen Jahren wollte ich sowohl Heiligabend als auch den ersten
Weihnachtsfeiertag nicht arbeiten und gemäß des familieninternen
Rotationssystems durften wir dieses Jahr an Weihnachten meine
Eltern, meine Schwester mit der gesamten Familie bei uns daheim
begrüßen und bekochen. Um die Problematik keinen Weihnachtsbaum
kaufen zu dürfen, der anschließend entsorgt wird kamen wir rum
indem wir uns dieses Mal an einem zu mietendem Weihnachtsbaum
versuchten und sind, vorausgesetzt die Abholung funktioniert, recht
angetan, unabhängig davon ob die Lieferung und Abholung die gesamte
Geschichte bezüglich Klimaneutralität ad absurdum führt, aber es
galt früh mögliche Probleme für die beiden Weihnachtstage zu
beseitigen. Durch den Mietweihnachtsbaum waren Jasons Bedingungen
erfüllt und die Kids konnten sich an einem festlich geschmückten
Weihnachtsbaum erfreuen. Opa musste wieder helfen, damit die Kerzen
überhaupt leuchten, aber die Platzteller waren poliert, das Essen
für beide Tage war bestmöglich vorbereitet und meine Frau und ich
hatten sogar mal wieder gemeinsame Zeit als wir vorab die Einkäufe
zusammen erledigten. Alles war ausgerichtet auf ein stressfreies
Weihnachten mit der gesamten Familie, aber Jason und ich gerieten
oft einander. Er pflegt mit seiner Schwester, auch wenn zum größten
Teil völlig unbewusst, einen sehr ruppigen Umgang. Er kann sehr
liebevoll sein und Unsinn, den Mädchen ihres Alters nun mal machen
mitmachen, aber er sieht dann die Grenze nicht, wenn die Kleine
Boxen spielen will und er dies als Wettkampf wahrnimmt. Da musste
ich rigoroser einschreiten. Im Wiederholungsfalle habe ich Ihm in
der Vergangenheit immer gesagt, er möchte fünf Minuten auf sein
Zimmer gehen und sich beruhigen. Wir beide wissen, dass es ihm dann
immer besser ging. Wenn er nicht ging und weiter seine Schwester
malträtierte, musste ich ihn meistens nehmen und hochbringen. Das
war mit vier Jahren auch einfacher als mit zwölf aber wenn ich ihn
hoch schleppen musste, habe ich verloren. Das ist nicht in Ordnung,
aber ich sehe manchmal keinen anderen Ausweg die Situation zu
beruhigen. Jason rastete dann auch völlig zurecht aus und schlägt
um sich. Wir besprachen das und seit einigen Jahren reicht es
meistens aus, wenn ich damit drohe ihn hochbringen zu müssen, wenn
er nicht selber einen Weg findet Grenzen zu erkennen oder zumindest
aufgezeigte Grenzen anzuerkennen und zu verstehen. Weihnachten
stand er dann draußen auf der Terrasse. Er war zu bockig von sich
aus wieder rein zu kommen. Ich war zu bockig ihn rein zu bitten.
„Halt doch einfach deine Fresse“  haute er mir am
1.Weihnachtsfeiertag im Kreise der Familie unvermittelt an den
Kopf, als ich ihn das dritte oder vierte Mal bat vorsichtiger zu
sein. Er, sein Cousin und meine Tochter spielten Wrestling und
einer der Herren war deutlich übermotiviert. Ich musste da
eingreifen, bevor er zum Finishing Move ansetzt. Die „Halt die
Fresse“-Stimmung schwappte dann immer mal wieder durch, wenn wir
versucht haben uns unsere gegenseitigen Standpunkte zu erklären.
Das war auch an diesem Nachmittag der Fall. Es war der Donnerstag,
der 28.12., ich hatte Jason seit dem 2.Weihnachtsfeiertag nicht
gesehen und bin auch nur auf Stippviste daheim gewesen, weil er an
dem Tag abreiste um mit Oma und Opa in den Urlaub zu fliegen. Wir
gerieten schnell aneinander, weil er noch einen Jahresrückblick
podcasten wollte, dies aber zeitlich sowieso schon knapp war und zu
allem Überfluss in seinem Zimmer...

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