Beschreibung
vor 5 Jahren
In der heutigen Folge möchte ich Dir von einem Märchen erzählen,
das uns den Weg ins
Weib-Sein zeigt und was passiert, wenn man sich der Initiation
verweigert.
Und da es eine ziemlich lange Geschichte ist, werde ich sie in
zwei Teilen erzählen.
Ein Audio hat ja keine Möglichkeit, Untertitel einzublenden;
daher kannst Du den Inhalt der Folge hier auf Hochdeutsch
nachlesen.
Märchen wurden früher nicht den Kindern erzählt sondern waren
Geschichten die von inneren Seelenbewegungen, von
Seelenzuständen, die Menschen dazu zwangen, sich auf eine Reise
zu begeben, sich ihren tiefsten Ängsten zu stellen, dem Drachen,
sich also ihrer größten Angst auszusetzen, ihr zu begegnen,aus
sich herauszuwachsen um dann den Schatz zu bergen und als Held
oder Heldin nach Hause zurückzukehren.
Unsere Seele denkt in Bildern, nicht in Worten. Und darum sind
diese bildgewaltigen Märchen bestens dazu geeignet, unserer
Seele dieInformationen zu geben, die sie
braucht,
damit sie sich auf ihre eigeneHeldinnenreise
macht.
Wir sind heutzutage viel mehr im Kopf unterwegs, denken,
analysieren, strukturieren, evaluieren….darin sind wir Meister
Bilder auf Seelenebene zu verstehen geht uns nicht mehr so leicht
von der Hand,
der Zugang ist bei vielen Frauen verschüttet aber fängt man an,
diesen Zugang wieder gangbar zu machen, dann wird er mit jedem
Mal gehen etwas ein vertrauter.
Bilder öffnen ihre verborgenen Botschaften und lassen uns in
unsere Seelenlandschaft eintreten.
Hast Du Lust darauf, ein ganz besonderes Märchen zu
entschlüsseln?
Dann öffnen wir heute das Tor zur Frau Holle.
Erinnerst Du Dich an sie?
dem Märchen von der Goldmarie und der Pechmarie?
Darin geht`s um die Initiation vom Mädchen ins Weib-Sein.
Vor langer langer Zeit gab`s eine Witwe, die hatte zwei Töchter,
die eine war die „richtige“, also ihr Kind, die andere war die
vom Vater in die Ehe mitgebrachte Stieftochter. Beide hießen
Marie.
Die eine Marie wuselte mehr oder weniger als Bedienstete durchs
Haus, leistete Schwerstarbeit ohne Unterlass, versuchte,
Anerkennung im Tun zu erhalten, während die andere Marie sich
unablässig nur um sich selbst drehte, keinen Bock hatte, sich an
den Pflichten zu beteiligen.
Heutzutage wäre sie wohl ein Teenager, der pausenlos am Handy
hängt, die Welt mit gefotoshopten Selfies überschwemmt und sich
in der Bewunderung der Follower badet.
Ob Du die Vorpubertät als Sonne oder als Trabant, der immer eine
Sonne braucht, um die er kreist, erlebst, hängt davon ab, wie Dir
Deine Eltern in der Kindheit begegneten.
Wurdest Du als Prinz oder Prinzessin idealisiert, Dir nie Grenzen
gesetzt, machten sich Deine Eltern zu Dienern, die jeden Wunsch
erfüllten, war er noch so abstrus,
war das Kind für die Eltern das Allergrößte, Allertollste,
Allerheiligste, das Sonnenkind, gehätschelt und getätschelt, dann
konnte ja nur ein um sich und seine Bedürfnisse kreisendes Kind
herauskommen.
Wenn das Kind aber kaum beachtet oder nur beachtet wurde, wenn es
Leistung erbrachte, seine Bedürfnisse ignorierte oder hinter die
der anderen stellte,
sich selbst verlor, um den Sonnen noch besser zu dienen,
dann wuchs ein Mensch heran, der sich über`s Tun, am besten noch,
über den Dienst am anderen definierte.
Und jetzt nimmt die Geschichte ihren Lauf….
Eines Tages kommt die fleißige Marie fassungslos zur Mutter
gelaufen. Sie hat sich an der Spindel gestochen die nun blutig
ist. Ihr wisst es natürlich schon, was damit gemeint ist.
Das Mädel hat ihre Tage bekommen. Sie steht an der Schwelle zur
Frau und sucht Rat bei ihrer Mutter. Doch die kriegt die Krise
und scheucht sie aus dem Haus.
Wie war dieser Moment bei euch?
Wie hat eure Mutter reagiert, als ihr das erste Mal geblutet
habt?
Hat sie euch das Frau-Sein erklärt? Ich spreche jetzt nicht über
Verhütung oder Aufklärung,
sondern übers Frau-Sein.
Ich glaube, es gibt in unserer Zeit wenige initiierte Mütter, die
ihren Töchtern das Weib sein lehren, hatten sie doch meistens
kriegs- oder nachkriegsgeschädigte oder traumatisierte Frauen als
Mutter.
Die Geschichte von Frau Holle zeigt uns aber einen Weg, der
uns ohneeine initiierte weltliche Mutter ins
Weib-Sein führt…
Das junge Mädchen läuft also mit ihrer blutigen Spindel zum
Brunnen und beim verzweifelten Versuch, das Geschehen
rückgängig zu machen, was, wie ihr wisst, einfach nicht geht,
schrubbt und schrubbt sie an der Spindel rum, bis sie ihr in den
Brunnen fällt
Gott sein Dank, sag ich, die weiß, wie`s weiter geht, Gott sei
Dank hat sich da eine größere Macht dem Kind angenommen.
Doch für das Mädchen ist das erst einmal ein Weltuntergang. Und
schon wieder greife ich etwas vor denn die Initiation zum Weib
findet nicht in der alltäglichen Welt statt
sondern in einem Raum, den das Tages-Bewusstsein nicht betreten
kann.
Die Schwerkraft half da a bisserl mit, denn die Spindel fällt
tief in den Brunnen
Und es bleibt dem verängstigtem Kind nichts Anderes übrig, als
sich zwischen Tod und Verbannung zu entscheiden.
Es zieht sich auf den Brunnenrand, vielleicht schickt es noch ein
Stoßgebet nach oben
und springt in den Brunnen….
Sie fällt und fällt,
Immer tiefer und tiefer,
hat keine Kontrolle mehr über ihr Tun oder Sein,
verliert das Bewusstsein
und überlässt sich dem Nichts
Als sie wieder aufwacht, liegt sie auf einer Blumenwiese, wo die
Sonne scheint und vieltausend Blumen standen, so erzählt das
Märchen.
Das Mädchen musste sich also von ihrem vertrauten Umfeld
verabschieden, alles hinter sich lassen, den Tod ihres alten
Ich`s in Kauf nehmen, ihr Alltags-Bewusstsein verlassen
um in der Natur in einem veränderten Bewusstseins-Zustand
aufzuwachen.
Durch den tiefen Brunnen gelangt sie in die Anderswelt der Frau
Holle,
die nichts Anderes ist als unsere Mutter Erde, die große Göttin,
die Urmutter allen Seins.
In der magischen, jenseitigen Welt durchschreitet Marie nun auf
ihrer Initiationsreise alle Jahreszeiten.
Noch steht sie inmitten der frühlingshaften Blumenwiese, ist
glücklich versunken im prachtvollen Blütenmeer, bindet sich
vielleicht ein Gänseblümchen-Kränzchen, doch ein
innerer Ruf zieht sie weiter in Frau Holles Reich, in dem alles
belebt ist, ein Bewusstsein hat, mit ihr kommunizieren kann….
sogar Brote, die aus einem Backofen nach ihr rufen:
„zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin
schon längst ausgebacken.“
Sie ist auf ihrer Reise im Sommer angekommen. Das Getreide ist
geerntet, gedrescht, gemahlen und zu Broten geformt worden.
In Frau Holles Reich ist ein Backofen nicht nur ein Backofen
sondern ein Symbol für den weiblichen Schoß und der frische warme
Brotlaib ist folglich das Symbol eines neugeborenen Babies.
Unsere Marie ist im Sommer angekommen und hilft als eine Art
Hebamme dabei, neues Leben zu gebären.
Wenn ihr jetzt glaubt, dass euch die Geschichte erzählen will,
dass ihr eure Bestimmung im Kinder kriegen und den Haushalt
versorgen liegt, dann lest ihr dieses Seelenbild mit der
kulturellen Brille einer Frau, nicht mit der intuitiven Sicht
eines Weibes.
Die erkennt, dass wir im Reich von Frau Holle lernen, etwas in
uns keinem zu lassen. Das mag eine Idee, ein Vorhaben, eine
Lebensvision oder ein Projekt sein.
Und es geht darum, zu lernen, dieses neue Vorhaben, das aus
unseren tiefsten inneren Seelenbewegungen kreiert wurde, in uns
zu nähren und zwar so lange, bis es reif ist, geboren zu werden.
Wir lernen in Frau Holles Reich, dass es wichtig ist, unseren
Instinkt zu schärfen um den richtigen Zeitpunkt zu spüren, wann
etwas ins Leben entlassen werden soll.
Und wir lernen, aus Zutaten, die uns das Leben schenkt, UNS zu
nähren, uns zu versorgen.
In dem Märchen ist Marie noch allein am Backofen. Da sind keine
Partner, Eltern oder Kinder, die nach materieller oder
emotionaler Nahrung rufen und erwarten, dass wir die zur
Verfügung stellen.
Nein, das Mädchen lernt dort, sich selbst zu nähren, zu kreieren
und den richtigen Zeitpunkt zu erspüren, wann es Sinn macht, Ja
zu sagen und wann Nein.
Wir wissen nicht, wie lange Marie dort am Backofen verweilt
In der Anderswelt spielt die Zeit, so wie wir sie kennen, keine
Rolle
Doch irgendwann geht sie weiter und trifft auf einen Apfelbaum,
der sie bittet, die reifen Äpfel aufzuklauben.
Woran erinnert euch das Symbol des Apfels?
Ist er für euch ein Sinnbild der Fruchtbarkeit oder wie uns das
Christentum lehrte, Frucht der Verführung und Sünde. Oder ist er
das weibliche Symbol der Regentschaft? Könige wurden seit jeher
mit Reichsapfel und Zepter inthronisiert. Dem weiblichen und
männlichen Symbol das ein fähiger Herrscher auch in sich vereinen
sollte.
Geht es vielleicht darum, als Weib seinen Platz als Königin, als
Herrscherin über ihr eigenes Reich im Erwachsenenleben
einzunehmen?
Wie viele Frauen gibt es, die Angst vor ihrer eigenen Kraft
haben. Die das Wort „Macht“ aus ihrem Wortschatz gestrichen haben
oder nur dafür nutzen, um sich als Opfer zu beschreiben, das
einem machtvollen Zustand, Gegenüber oder Situation ausgeliefert
ist.
Macht definiert laut Wikipedia jedoch den Umfang der physischen
und psychischen Handlungsmöglichkeiten einer Person, nicht was
sie damit anstellt.
Sich ermächtigen zu können, sich als machtvoll, also
handlungsfähig zu definieren ist der einzige Weg, sich aus dem
Opfer-Sein herauszuschälen.
Anzuerkennen, dass Dich kein anderer aus der Grube der Abwertung,
des Selbstverrats und des Selbstmitleids rausziehen kann, sondern
nur Du selbst, in dem Du Dich ermächtigst, ist
die innewohnende Lehre, die im Bild des Mädchens steckt, das ihre
Äpfel aufsammelt.
Bevor Du also ins Erwachsenen-Alter eintrittst ist es sinnvoll,
Dich Deiner Fähigkeiten,
Deiner Gaben, Deiner Talente zu erinnern.
Aus all diesen Äpfeln, die Du aufklaubst und als Seelenbrotzeit
mit ins Erwachsensein mitnimmst, ensteht Dein Selbstwert, Deine
Selbstannahme, Deine Selbstakzeptanz.
Ja, es ist manchmal anstrengend, die Äpfel-Lese. Das mühsame
Bücken, die Unterscheidung von reifen, unreifen und faulen
Äpfeln, manche haben sich vielleicht unterm Holz versteckt, sind
weit weg gekullert. Andere muss man vielleicht aus Kuhlen holen,
erscheinen erst gar nicht so wertvoll und doch sind sie, wenn man
sie kostet, saftig und schmackhaft.
Was hältst Du davon, bis zum nächsten Mal Deine Äpfel
aufzusammeln?
Zu sortieren, zu prüfen, was da in jedem Apfel an Talenten,
Fähigkeiten und Eigenschaften drin steckt, sie wirklich zu
benennen?
Und euch dann an der reichen Ernte zu erfreuen?
Beim nächsten Mal erzähle ich euch, was die Marie im Haus
der Frau Holle gelernt hat
Und was sonst noch passiert ist auf ihrem Weg vom Mädchen zum
Weib.
Das Weib
schlummert in uns
Es braucht nur geweckt zu werden
Hörst Du sie schon leise rufen?
Dann komm` mit und sei dabei!
Lass uns unser Rudel wieder zusammenrufen, denn Weib-Sein lernt
man unter Weiber
Ich freue mich, wenn Du das nächste Mal mit dabei bist!
Hören kannst Du meine Sendung als Podcast oder auf meinem Youtube
Kanal
Und wenn Du mich weiterempfiehlst, dann danke ich Dir ganz
herzlich
Denn ich glaube, die Welt braucht einfach noch viel mehr
Weiber!
Bis dahin
von Weib zu Weib
Deine Mia
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