Hans Belting: Schmetterlings-Netze
The Digital Oblivion. Substanz und Ethik in der Konservierung
digitaler Medienkunst | Symposium
42 Minuten
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Beschreibung
vor 13 Jahren
The Digital Oblivion. Substanz und Ethik in der Konservierung
digitaler Medienkunst | Symposium
Do, 04.11.2010 – Fr, 05.11.2010
Hans Belting behandelt in seinem Vortrag drei Themen: Das
kulturelle Gedächtnis, die digitalen Medien und die Konservierung
der Medienkunst. Dabei stellt er sich die Frage, ob ein Digitales
Archiv nicht ein Widerspruch in sich ist. Sein Problem mit dem
Begriff ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Archiv eigentlich
von seinem Wesen her konstant ist, während sich digitale Medien
stets im Flux des technischen Fortschritts befinden. Daraus
ergibt sich, dass digitale Archive neu gedacht werden müssen,
damit sie überhaupt existieren können. Brauchen wir nun Archive
für digitale Kunst oder digitale Archive für alles, was anders
gespeichert wird? Das digitale Zeitalter fordert uns zu einer
Neuordnung der Erinnerung auf. In der Medienkunst wird es dabei
nicht nur um die Anfänge gehen, sondern auch um das Verhältnis
von Technologie und Konzept, da Medienkunst eine Art »Zwitter«
aus Technologie und Konzept darstellt. Alte Techniken kommen aus
der Mode und werden als Erinnerung archiviert, auch um die
Überlegenheit neuer Technologien zu demonstrieren. Kunst wird
hingegen anders erinnert, denn sie veraltet nicht in gleichem
Maße und auf die gleiche Weise, weil sie ohnehin nicht zum
Gebrauch und Nutzen bestimmt ist. Ihr Wert bemisst sich eher
daran, wie »unwiederholbar« sie ist. Medienkunst veraltet zwar so
rasch wie ihre Technik, jedoch nicht in ihren Ideen und
Konzepten. Ihre Erhaltung macht insofern Sinn, als dass sie
zeigen kann, wie wichtig Konzept und Idee im Gegensatz zu
technischen Neuerungen in der Kunst sind. Zugleich stellen frühe
Werke der Medienkunst aber auch eine Art Auflehnung gegen jede
Form von Konservierung dar. Wenn sie dann trotzdem für die
Nachwelt erhalten werden, geraten sie, zu »Schmetterlingen, die
gefangen und aufgespießt sind, [und daher nicht mehr] fliegen.«
Der Kunsthistoriker Hans Belting hat, nach Stationen an den
Universitäten in Hamburg, Heidelberg und München, 1992 die
Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe mitbegründet und die
Fächer Kunstwissenschaft und Medientheorie gelehrt. Gegenwärtig
betreut er u. a. das Projekt GAM (Global Art and the Museum)
sowie die Ausstellung »The Global Contemporary. Kunstwelten nach
1989« am ZKM | Karlsruhe.
///
Hans Belting argued that the concept of the digital archive was
contradictory. Digital media, he suggested, are subject to rapid
change and thus inherently unstable, with a large gap likely to
open up between, on the one hand, vast quantities of data and, on
the other, limited possibilities for their preservation. In this
context, he also noted that non-Western cultures have different
ideas of contemporaneity, with less contradictory relations to
concepts of tradition. In conclusion, Belting presented an
analysis of media art as a »hybrid of technology and concept«.
When placed in a museum, old technologies merely gathered dust.
Artworks, by contrast, aged in a different way, since they had
never been useful in the same manner. Thus, the conservation of
artworks must concentrate on their contents. With reference to
early media art, it was not clear why it should be reproduced –
unlike established art, it wanted to be fleeting and evanescent.
»To capture and mount a butterfly is to take away its ability to
fly.« Hans Belting was co-founder of the Karlsruhe University of
Arts and Design (1992) and professor of art history and media
theory (until 2002). At present, he is amongst others advisor of
the project GAM (Global Art and the Museum) and of the exhibition
»The Global Contemporary. Art Worlds After 1989« at the Center
for Art and Media Karlsruhe (ZKM).
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