Judas (Karfreitag)

Judas (Karfreitag)

Sagenumwoben, sprichwörtlich, zwielichtig erscheint diese Judasgestalt. Eine Figur, die polarisiert. Um sie ranken sich unzählige Mythen. Einen poetischen Mythos fügen wir heute hinzu und wagen einen Blick in ihn hinein.
9 Minuten
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Beschreibung

vor 6 Jahren
Sagenumwoben, sprichwörtlich, zwielichtig erscheint diese
Judasgestalt. Eine Figur, die polarisiert. Um sie ranken sich
unzählige Mythen. Einen poetischen Mythos fügen wir heute hinzu und
wagen einen Blick in ihn hinein. Neben dem hörbaren Podcast gibt es
diesmal auch den Text zum Nachlesen. Da ging einer von den Zwölfen,
mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern und sprach: Was
wollt ihr mir geben?  Ich will ihn euch verraten. Sie boten
ihm dreißig Silberlinge. Von da an suchte er eine Gelegenheit, dass
er ihn ausliefere. (Luther 2017*)   Und wenn sie mich sehen?
Was wenn Nächte mich nicht schützen Blicke anfangen zu richten
Wohin sollte ich dann fliehen? Und wenn sie mich hören? Wie ich das
ich noch teile wie in Rausch und Angst verspiele Wozu sollte ich es
ehren? Mir ist es zu unsicher geworden. Irgendetwas stimmt nicht.
Der Rabbi dreht durch, sieht es nicht kommen oder will es nicht
sehen. Sieht es niemand außer mir? Das nimmt kein gutes Ende. Nett
war es, drei Jahre Himmelreich als Erdenbürger. Viel gelernt, noch
mehr gesehen, dem Leben neue Bedeutung abgerungen. Verrückt, was er
tat, verrückt, was er sagte. Attraktiv war es, komplett neu
anzufangen. Diese stille Sehnsucht wusste er genau zu bespielen,
also ging ich mit. Vielleicht war es unüberlegt. Vielleicht war es
das wert. Kaum in Silber aufzuwiegen, geschweige denn in Gold.
Jetzt das große Schweigen nach dem Reden. Ich glaube, ich habe den
Absprung verpasst. Es passte nicht mehr. Tolle Ideen, fantastisches
Leben – nur zu radikal. Bleib mal auf dem Teppich, hätte ich am
liebsten gesagt. Fahr mal einen Gang runter, Rabbi. Aber im
Gegenteil. Kein Wunder. Kein Wunder, dass nach vielen Wundern, das
eine Wunder in Wunden enden wird. Jerusalem, du großes Finale ohne
Happy End. Ohne mich. Und wenn sie mir glauben? Wenn ich alles was,
ich liebe für ein paar Silberstücke gebe Warum sollte ich nicht
leben? Und wenn sie mit mir fühlen? wie Verzweiflung mich zerfrisst
mir kaum noch Luft zum Atmen lässt Und wenn sie mit mir fühlen? Und
wenn sie mit mir fühlen? Versteht mich denn keiner? 17 Aber am
ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und
sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen
bereiten? 18 Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht
zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will
bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern. 19 Und die Jünger
taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das
Passalamm. 20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.
21 Als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter
euch wird mich verraten. 22 Und sie wurden sehr betrübt und fingen
an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s?  23 Er
antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht,
der wird mich verraten. 24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie
von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der
Menschen- sohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser,
wenn er nie geboren wäre. 25 Da antwortete Judas, der ihn verriet,
und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.
(Luther 2017*) Zum Essen hat er eingeladen. Ich ahne, dass es das
letzte Mal sein wird. Merkwürdige Stimmung im Raum. Jerusalem, du
großes Finale. Aber was redet er da? Einer von uns? Wie kommt er
darauf? Er hat uns doch selbst ausgesucht. Aus unseren Reihen nun
sollte der kommen, mit dem sein Ende eingeläutet wird? Das kann ich
nicht glauben. Wir glaubten doch an ihn, wir alle. Sind ihm
bedingungslos gefolgt. Haben alles aufgegeben. Warum sollte einer
von uns jetzt ihn aufgeben – wo wir außer ihm doch nichts mehr
haben! „Nein, Petrus, ich weiß nicht, wen er meint!“ Andreas
vielleicht? Thomas? Kann ich mir nicht vorstellen. Was bezweckst du
damit, Rabbi, frage ich mich? Dass wir uns untereinander
verdächtigen? Warum?

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