Werden wie ein Kind

Werden wie ein Kind

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

"Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du
eine Macht zugerichtet." Psalm 8,3


"Als die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder
sahen, die Jesus tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und
sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und
sprachen zum ihm: Hörst du auch, was diese sagen?"
Matthäus 21, 15-16


Wenn Gott sein Reich baut und seine Herrschaft aufrichtet, um
"den Feind und den Rachgierigen zu vertilgen", wie es in
Fortsetzung des Losungswortes heißt, dann braucht er dafür nicht
"Heer oder Macht", sondern nimmt das, was für uns Inbegriff der
Ohnmacht und des Unvermögens ist: Das Geschrei der jungen Kinder
und Säuglinge. D.h. doch: Das Reich Gottes wächst nicht durch
menschliche, "erwachsene" Methoden und Kraftanstrengungen,
sondern da, wo wir "werden wie die Kinder": "Wenn ihr nicht
umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins
Himmelreich kommen." (Matthäus 18,3) Kinder haben oft ein
untrügliches Gespür für das, was in ihrer Umgebung gerade läuft;
und sie sind bereit, das auch ziemlich ungeniert zu sagen und zum
Ausdruck zu bringen: "Kindermund tut Wahrheit kund" sagt so
treffend der Volksmund. Das kann Eltern schon mal in prekäre
Situationen bringen - die Schriftgelehrten brachte es jedenfalls
auf, weil die Kinder genau das aussprachen, was sie unbedingt
verhindern wollten. Es geht also um die Wahrhaftigkeit und den
unverstellten Blick auf die Wirklichkeit. Es geht darum,
anzuerkennen und wahrzunehmen, was ist - und nicht wie es
eigentlich sein sollte und wie wir es aber lieber gerne anders
hätten.


Aber noch mehr: Kinder haben oft auch ein untrügliches Gespür für
die Welt Gottes und für geistliche Zusammenhänge. Sie sind mit
Gott "per du" und sie haben oft einen unverstellten Blick für
das, was Gott in dieser Welt tut und einen unmittelbaren Zugang
zu dem, was Gott macht. Das bedeutet neben vielem anderen auch,
Kinder geistlich ernst zu nehmen und nicht als Wesen zu
betrachten, denen wir erst einmal ganz viel beibringen müssen.
Sie können auch uns etwas beibringen, wenn wir es zulassen. Das
könnte z.B. die Fähigkeit sein, möglichst vorurteilsfrei,
vielleicht auch absichtsfrei  und mit offenen Sinnen durch
die Welt und in Begegnungen hineinzugehen und ehrlich
wahrzunehmen, was ist; vielleicht auch das Staunen wieder zu
lernen, dass doch das meiste anders ist, als wir uns das dachten;
auf jeden Fall aber auf Gottes unbegrenzte Möglichkeiten zu
schauen. Ja, die Dinge sind, wie sie sind; weil Gott aber da ist,
muss nichts bleiben, wie es ist!


So sei gesegnet mit dem Freimut, zu sagen, was Tatsache und wahr
ist.


Sei gesegnet, damit du mit großer Freude in das "Hosianna dem
Sohne Davids" einstimmen kannst.


Sei gesegnet mit dem Blick, der Gott in dieser Welt unablässig am
Werke sieht.

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