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Beschreibung
vor 8 Monaten
Alle menschlichen und zwischenmenschlichen Lebensbereiche werden
in der Literatur zum Thema, auch das Hungern (wie in der letzten
Podcast-Folge) und das Essen, dem sich Ludwig Börnes satirische
Geschichte „Der Esskünstler“ widmet. Der Ich-Erzähler sitzt
diesem Künstler gegenüber, und wir, die Leser und Hörerinnen,
erfahren etwa, dass dieser außergewöhnliche Mensch nie mit der
Gabel zu essen pflegt, dass er Teller und Glas nach Erhalt im
Restaurant stets nachsäubert und dass er Gemüsesorten fein
getrennt auf seinem Teller sortiert. Das wirkt skurril,
ungewöhnlich und unterhaltsam. Ein Porträt eines genuss- und
stilvoll Essenden – dabei könnte es bleiben. Doch der Erzähler
belässt es nicht dabei. Immer wieder würzt er seine
Beschreibungen nach, indem er den Handlungen seines
Beobachtungsobjekts politische, gesellschaftliche und auch mal
philosophische Motive beigibt. Dann ist von den im 19.
Jahrhundert umtriebigen deutschen Liberalen die Rede, vom Kampf
für die Freiheit und Gleichheit (nach der Französischen
Revolution), auch von einer Theorie des Nachtisches. In gewisser
Weise schrieb Ludwig Börne, der Begründer des deutschen
Feuilletons, mit dieser Geschichte ein frühes Vorläufer-Werk der
erst ab den 1930er-Jahren entstehenden Kunst der italienischen
Cucina Futuristica und der heutigen Eat-Art. Und er lässt seinen
Ich-Erzähler diese Kunstform mit allerlei Kunstfremdem
kommentieren – darin den Vorgehens- und Schreibweisen heutiger
Literaturrezensenten nicht unähnlich.
Ludwig Börne (eigentlich hieß er Juda Löb Baruch) wuchs im
sogenannten Juden-Ghetto in Frankfurt auf, eine Art Gefängnis mit
strikten Ausgangssperren. Das Gefühl der Stigmatisierung und des
Anders-Seins blieb ihm sein Leben lang. Einige Zeit arbeitete er
als Theaterkritiker, Schriftsteller und Herausgeber einer
liberalen Zeitschrift; eine Heimat für sich und sein politisches
Engagement fand er aber erst in Frankreich, von wo aus er sich
u.a. für die deutsch-französische Freundschaft engagierte. „Der
Esskünstler“ entstand im Jahr 1822 und wird einfühlsam von Rose
Lohmann gelesen.
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