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Beschreibung
vor 1 Jahr
Jahrhundertelang galt das alte Osmanische Reich als „kranker Mann
am Bosporus“, dem nur deshalb nicht die Totenglocke läutete, weil
sich die europäischen Großmächte nicht über die Verteilung des
Erbes einigen konnten. Ihre letzten europäischen Besitzungen
verloren die Türken fast alle im Ersten Balkankrieg 1912/13, und
auch im Ersten Weltkrieg setzten sie mit den Mittelmächten auf das
falsche Pferd. Dass nur fünf Jahre nach dessen Ende die eigentlich
beschlossene Zerschlagung der Türkei null und nichtig und
stattdessen deren Wiedergeburt als moderne Republik zu vermelden
war, grenzt da tatsächlich an ein politisches Wunder. Zwar war der
militärische Weg dorthin äußerst blutig und an einigen Fronten auch
von schlimmen Gräueltaten begleitet. Dennoch blickt das
8-Uhr-Abendblatt vom 2. Oktober 1923 mit einigem Respekt in die
neue Hauptstadt Angora, das heutige Ankara, und auf den uns als
Atatürk bekannten Staatsgründer Mustafa Kemal Pascha. Wie weit man
in Deutschland von einem vergleichbaren Aufbruch entfernt war, wie
tief man, im Gegenteil, in der politischen und ökonomischen
Dauerkrise steckte, verrät einmal mehr der Preis, den man aufwenden
musste, um des Abends in der S-Bahn oder Stammkneipe von den
Entwicklungen in der fernen Türkei zu lesen: 4 Millionen Mark. Das
Wort hat Paula Rosa Leu.
am Bosporus“, dem nur deshalb nicht die Totenglocke läutete, weil
sich die europäischen Großmächte nicht über die Verteilung des
Erbes einigen konnten. Ihre letzten europäischen Besitzungen
verloren die Türken fast alle im Ersten Balkankrieg 1912/13, und
auch im Ersten Weltkrieg setzten sie mit den Mittelmächten auf das
falsche Pferd. Dass nur fünf Jahre nach dessen Ende die eigentlich
beschlossene Zerschlagung der Türkei null und nichtig und
stattdessen deren Wiedergeburt als moderne Republik zu vermelden
war, grenzt da tatsächlich an ein politisches Wunder. Zwar war der
militärische Weg dorthin äußerst blutig und an einigen Fronten auch
von schlimmen Gräueltaten begleitet. Dennoch blickt das
8-Uhr-Abendblatt vom 2. Oktober 1923 mit einigem Respekt in die
neue Hauptstadt Angora, das heutige Ankara, und auf den uns als
Atatürk bekannten Staatsgründer Mustafa Kemal Pascha. Wie weit man
in Deutschland von einem vergleichbaren Aufbruch entfernt war, wie
tief man, im Gegenteil, in der politischen und ökonomischen
Dauerkrise steckte, verrät einmal mehr der Preis, den man aufwenden
musste, um des Abends in der S-Bahn oder Stammkneipe von den
Entwicklungen in der fernen Türkei zu lesen: 4 Millionen Mark. Das
Wort hat Paula Rosa Leu.
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