Pseudowissenschaftlicher Neo-Kreationismus im postmodernen Wissenschaftsbetrieb | Von Anke Behrend
14 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Ein Standpunkt von Anke Behrend.
Was ist, was soll und was will Wissenschaft? Das debattieren
Philosophen, seit es Wissenschaft gibt und lange bevor man sie so
nannte. Heute gibt es mehr oder weniger klare, aber immer wieder
umstrittene Kriterien für Wissenschaftlichkeit und die
Abgrenzung von Pseudowissenschaft und Wissenschafts-Mimikry.
Wissenschaft, so könnte man es ganz knapp zusammenfassen, soll
überprüfbares Wissen über die Beschaffenheit der realen Welt
generieren und erweitern. Dazu bedient sie sich immer besserer
Methoden und ist bereits selbst eine Methode, die im Wesentlichen
auf der Einsicht beruht, dass Wissen nie endgültig oder frei von
subjektiven Interessen sein kann, sondern immer dem Einfluss des
Subjektes Mensch, mit all seinen Werten, Ansichten und
Vorannahmen unterliegt. Jeder wissenschaftliche Erkenntnisgewinn
muss daher zwingend immer besser werdenden Methoden der
Überprüfung unterzogen werden. Wissenschaft ist die Methode,
Subjektivität, Ideologie und Glauben durch Überprüfbarkeit,
Reproduzierbarkeit und Objektivität zu ersetzen,
Wahrnehmungsverzerrungen durch Standards und Messungen zu
eliminieren und robuste Evidenz zu generieren.
Eine neue wissenschaftliche Erkenntnis sollte Thesen bestätigen,
die sich aus dem vorhandenen Wissen ergeben, Probleme des
bisherigen Wissensstandes lösen und sichere Voraussagen
ermöglichen. Ihre Plausibilität ist umso höher, je besser sie
sich in das bereits vorhandene und auf ganz verschiedene Weise
gewonnene und als evident erkannte Wissen möglichst vieler
Wissensbereiche integriert. Und nicht zuletzt muss eine
wissenschaftliche Erkenntnis ihrem Wesen nach falsifizierbar
sein. Das bedeutet, es muss zumindest erkenntnistheoretisch
möglich sein, die der Theorie zugrunde liegenden Beweise durch
neue evidente Erkenntnisse zu widerlegen. Eine These, die bereits
ihrem erklärten Wesen nach nicht beweisbar ist, wäre auch nicht
widerlegbar und somit nicht wissenschaftlich, was allerdings
keine Aussage über deren Richtigkeit, sondern über ihre
Überprüfbarkeit darstellt.
Paradigmen und Paradigmenwechsel
Trotz aller erbrachten Evidenz und Plausibilität entsprechend
dem Stand des Wissens kommt es immer wieder zu unlösbaren
Problemen und einem Verlust der Erklärungskraft von bestehenden
wissenschaftlichen Theorien. Die Vorannahmen und Lehrsätze sind
trotz vorliegender augenscheinlicher Evidenz nicht mehr haltbar
und nur die Abkehr vom bisher vorherrschenden Paradigma führt
aus der Sackgasse.
Bekannte Paradigmenwechsel sind die Kopernikanische Wende – die
Erkenntnis, dass nicht die Erde, sondern die Sonne das Zentrum
des Sonnensystems darstellt, aber auch Darwins Evolutionstheorie,
die Relativitätstheorie oder die Kontinentaldrift (1). Der
Wissenszuwachs nach einem Paradigmenwechsel erfolgt nicht mehr
kumulativ wie zuvor, sondern führt dazu, dass innerhalb des
alten Paradigmas als bewiesen angesehene Theorien verworfen und
völlig neue Erkenntnisse unter den neuen Prämissen gewonnen
werden können. Neue Paradigmen scheinen dem wissenschaftlichen
Establishment zunächst oft abwegig (2), widersprechen sie doch
scheinbar unerschütterlichen Vorannahmen, setzen sich
schlussendlich jedoch durch, wenn immer neue Belege gefunden
werden und Vertreter der überholten Paradigmen schließlich aus
dem Wissenschaftsbetrieb ausscheiden. (3)(4)...
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