#45 “Es geht auch darum, wer das Mikro in der Hand hat” – Düzen Tekkal über Medienversagen nach der Attacke von Würzburg und ihren Kampf gegen Rassismus

#45 “Es geht auch darum, wer das Mikro in der Hand hat” – Düzen Tekkal über Medienversagen nach der Attacke von Würzburg und ihren Kampf gegen Rassismus

20 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Der Messerangriff eines 24-jährigen Asylbewerbers in Würzburg,
bei dem drei Frauen starben und sieben Menschen verletzt worden
sind, hat auch ein mediales und politisches Problem offengelegt.
Trotz eindeutiger Hinweise auf eine möglicherweise islamistisch
motivierte Tat hielten sich viele Medien und Politiker auffällig
bedeckt. Bereits am Tag der Tat war bekannt geworden, dass
der mutmaßliche Mörder Abdirahman J. seinen Angriff als
„Dschihad“ bezeichnet hatte. Trotzdem twitterte
Regierungssprecher Steffen Seibert, die entsetzliche Tat habe
sich “gegen jede Menschlichkeit und jede Religion gerichtet”. In
der „Tagesschau“ wurde zwar erwähnt, dass die Behörden
„islamistische Einstellungen“ des Täters prüfen würden, jedoch
nicht, dass es sich beim sichergestellten „Schriftmaterial mit
Hassbotschaften“ um islamistischen Hass handelte. Und die
„Süddeutsche Zeitung“ hat gestern getitelt: „Schwierige Suche
nach Tatmotiv“. Es gebe „keine überzeugenden Beweise für
Islamismus“, stattdessen spreche „einiges für eine psychische
Vorbelastung“. 


Ist das die gebotene Vorsicht, die wir bei mutmaßlich
islamistisch geprägten Straftaten brauchen? Oder sind Politik und
Medien übervorsichtig und spielen damit am Ende nur den
Rechtsextremen in die Karten? Moderator Michel Abdollahi spricht
dazu in der aktuellen “heute wichtig”-Podcastfolge mit
Journalistin, Aktivistin und Kriegsberichterstatterin Düzen
Tekkal. Zum einen, weil sie öffentlich bemängelte, viele Medien
würden aus Angst davor, Fremdenfeindlichkeit zu schüren,
relevante Informationen zurückhalten – was am Ende nur den
Rechtsextremen in die Karten spiele. Zum anderen, weil Tekkal
Gründerin der Bildungsinitiative "German Dream” ist, für die
Politiker, Prominente und auch weniger bekannte Menschen vor
Schulklassen von ihrem Lebenslauf erzählen und Jugendliche so
inspirieren sollen. Sie weiß also sehr genau, wie bedeutend und
folgenschwer das richtige Narrativ sein kann – in beide
Richtungen.


++++


Host: Michel Abdollahi;


Redaktion: Sabrina Andorfer, Dimitri Blinski, Martin Schlak, Lena
Steeg;


Mitarbeit: Ulrike von der Groeben;


Produktion: Nicolas Femerling, Andolin Sonnen, Wei Quan,
Aleksandra Zebisch


++++


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heutewichtig@stern.de

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