Zarathustra an der Spree

Zarathustra an der Spree

24. April 1921
9 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 3 Jahren
Die 1920er Jahre waren bekanntermaßen ein Jahrzehnt ausgeprägter
weltanschaulicher Sinnsuche und Ausdifferenzierung. Gerade in
Berlin schossen religiöse, politische, esoterische Sekten nach der
Revolution wie Pilze aus dem Boden und experimentierten mit neuen
Ideen und Lebensformen. Zu den schillerndsten seinerzeitigen Gurus
gehörte der 1880 in Weißensee geborene Arzt Joseph Heinrich
Goldberg – auch bekannt unter seinem Pseudonym Filareto Kavernido.
Vor dem Weltkrieg mehrfach wegen Verstößen gegen den
Abtreibungsparagraphen mit der wilhelminischen Justiz in Konflikt
geraten, zog es ihn später u.a. in die Schweiz, nach Frankreich und
in die Karibik, wo er 1933 unter ungeklärten Umständen in der
Dominikanischen Republik ums Leben kam. Zwischendurch hatte er in
Berlin im Namen Platons und Nietzsches eine anarcho-kommunistische
Kommune gegründet, mit der er 1921 nach Spreenhagen vor den Toren
Berlins ausgezogen war, um dort in Sandhöhlen Zarathustra zu
huldigen. Nicht nur die ansässigen Dörfler, sondern auch die
hauptstädtische Presse nahm regen Anteil am teilweise buchstäblich
nackten Treiben der Kommunarden. So begab sich im Auftrag der
Vossischen Zeitung am 24. April auch der große Paul Schlesinger
alias Sling ins Spreeland auf Höhlenexpedition - für uns begleitet
von Frank Riede.

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