Deutscher Kulturchauvinismus in der Oper

Deutscher Kulturchauvinismus in der Oper

1. März 1921
6 Minuten
Podcast
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Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 3 Jahren
Richard Wagners 1868 uraufgeführten Meistersingern von Nürnberg
wird nicht von ungefähr eine wichtige Rolle beim deutschen nation
building im Vorfeld der Reichsgründung von 1870/71 nachgesagt.
Kulminierend in der berüchtigten Schlussansprache des Hans Sachs
mit ihrer Polemik gegen den ‘welschen Dunst und welschen Tand‘,
begründete sie sehr wesentlich den Mythos von der deutschen
Kulturnation und ihrer angeblichen Überlegenheit namentlich
gegenüber der französischen und italienischen Opernkunst. Dessen
Wirkmächtigkeit und Langlebigkeit bestätigt höchst eindrucksvoll
eine Rezension aus der Berliner Börsen-Zeitung vom 1. März 1921,
welche einer Neuproduktion der Margarethe von Charles Gounod an der
Städtischen Oper in Charlottenburg, der Vorgängereinrichtung der
heutigen Deutschen Oper an der Bismarckstraße, gewidmet ist. An der
vermeintlichen künstlerischen Minderwertigkeit von Gounods Oper
hegt sie nicht den Hauch eines Zweifels und empört sich – mit
reichlich Wagner-Zitaten unterlegt – insbesondere darüber, dass der
‘Erbfeind‘ sich hier ausgerechnet am deutschen Nationaldrama,
Goethes Faust, vergangen habe. Ein Paradebeispiel von deutschem
Kulturchauvinismus – für uns gelesen von Paula Leu.

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