»Wie entsteht das demokratische Wir?«
48 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Demokratie ist ein Versprechen: die Herrschaft des Volkes. Das
Volk ist aber keine Einheit. Es setzt sich zusammen aus vielen
Individuen. Wie kann sich angesichts dieser Verschiedenheit ein
demokratisches Wir einstellen, das der Versuchung eines
identitären Wir widersteht? Ein Wir ist immer emotional verfasst.
Das identitäre Wir sieht in der Verschiedenheit eine Gefahr.
Identitätspolitisch zielt es auf die Einhegung von Pluralität
durch Assimilation oder auf ihre Bekämpfung durch Exklusion.
Seine emotionalen Kräfte sind Stolz und Zorn. Die Auswirkungen
eines identitären Wir zeigen sich sehr deutlich im Erstarken
populistischer Bewegungen und Parteien.
Das demokratische Wir ist plural. Es erkennt die Verschiedenheit
der Individuen und des Ganzen an. Es ist ein revolutionäres Wir:
Es empowert und verändert das Ich und bringt so die Verhältnisse
zum Tanzen. Seine emotionale Verfasstheit beruht wesentlich auf
einer Sensibilisierung. Das demokratische Wir steht für eine
leidempfindliche und differenzsensible Politik, die nicht bei der
Wahrnehmung des eigenen Leids stehen bleibt, sondern empfänglich
ist für das Leid Anderer. Prof. Dr. Jürgen Manemann, Direktor des
Forschungsinstitutes für Philosophie in Hannover, skizziert in
einem Gespräch den Gegensatz zwischen demokratischen und
identitären Wir und damit auch den profunden Gegensatz zwischen
Demokratie und Populismus.
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