Gedanken am frühen Morgen - Mission und Anpassung

Gedanken am frühen Morgen - Mission und Anpassung

6 Minuten

Beschreibung

vor 7 Monaten

Wenn ihr mit der Gnade des allmächtigen Gottes zu unserem
hochwürdigsten Bruder, dem Bischof Augustinus, kommt, dann sagt
ihm, dass ich über eine Angelegenheit der Engländer lange mit mir
zu Rate gegangen bin. Man soll nămlich bei jenem Volke die
Götzentempel keineswegs zerstören, sondern nur die Götzenbilder
darin vernichten, Man nehme geweihtes Wasser, besprenge die
Götzentempel damit, erbaue Altäre und hinterlege Reliquien darin.
Denn da diese Tempel gut gebaut sind, muss man sie aus
Opferstätten der bösen Geister in Orte des wahren Gottesdienstes
verwandeln. Sieht das Volk, dass man seine Tempel nicht zerstört,
so wird es nichtsdestoweniger den Irrtum ablegen, aber sich mit
um so größerer Freude zur Erkenntnis und Anbetung des wahren
Gottes an die gewohnten Orte begeben. Und weil man dort viele
Ochsen den bösen Geistern als Opfer zu schlachten pflegte, so
muss auch dieser Gebrauch in irgendeine Festlichkeit umgewandelt
werden. Am Tag der Kirchweihe oder am Feste der heiligen
Märtyrer, deren Reliquien sich am betreffenden Orte befinden,
sollen sie um die in Kirchen umgewandelten Götzentempel herum
Zelte aus Baumzweigen aufschlagen und darin mit frommen
Gastmählern ein Fest feiern. Nicht mehr für den Teufel sollen sie
ihr Vieh opfern, sondern es zur Ehre Gottes und zur eigenen
Nahrung schlachten und, indem sie sich sättigen, dem Geber aller
Dinge Dank sagen. Wenn man ihnen auf solche Weise einige äußere
Freude lässt, werden sie den inneren Freuden leichter zugänglich
sein. Denn offenbar ist es unmöglich, noch unerweichten Gemütern
alles auf einmal zu nehmen. So muss ja auch, wer den höchsten
Punkt zu erreichen sucht, stufen- und schrittweise zu ihm
emporsteigen, nicht mit Sprüngen.

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