#90 Anderen geht's genauso wie dir
23 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Monaten
Diese Folge habe ich nachts um halb drei aufgenommen, nachdem ich
von einem Event aus München zum Thema "Anxiety" zurückgekommen
bin. Auf diesem Event ging es hauptsächlich darum, die Scham
abzulegen, vor anderen Menschen man selbst zu sein. Der Coach,
der den Workshop geleitet hat, hat während seines Vortrages immer
wieder Menschen nach vorne geholt und mit ihnen für ein paar
Minuten an ihrem Thema gearbeitet. Für mich war das total
interessant, denn obwohl ich keinen einzigen kannte, konnte ich
mit dem mitfühlen, was sie beschrieben haben. Und das war auch
die Quintessenz des Seminars: Je persönlicher ein Thema ist,
desto universeller ist es.
Denn letztendlich haben wir alle ähnliche "Probleme" und
Herausforderungen, aber auch Bedürfnisse. Wir alle wollen
anerkannt, geschätzt und geliebt werden. Und wir alle haben
gelernt, was wir tun "müssen", um dieses Ziel zu erreichen. Das
heißt, wir haben gelernt, was "gut" ist und was "schlecht", was
"akzeptabel" ist und was nicht. Und versuchen daher mit aller
Kraft, die Fassade aufrechtzuerhalten, nur das zu zeigen, was
"gut" und "akzeptabel" ist.
Abgesehen davon, dass das mega anstrengend ist, sorgt es auch
dafür, dass wir gerade in der Interaktion mit anderen Menschen
ganz oft unsicher sind und uns in Gedankenspiralen verlieren
(meist nicht bewusst): "Kann ich das so sagen?" "Kann ich das so
machen?" "Was ist, wenn dem anderen das nicht gefällt oder nicht
passt?" "Hab ich was falsches gesagt?" "Hab ich was falsch
gemacht?" "Kam das jetzt richtig rüber?" "Soll ich das nochmal
klarstellen?", usw.
Und das nicht nur während des Gesprächs, sondern oft auch noch
tage- oder gar wochenlang danach. Wer kennt es nicht, dass man
ein Gespräch oder eine Situation wieder und wieder im Kopf
durchgeht und sich fragt: "Was hätte ich anders machen können?"
"Hab ich da was falsch gemacht?" "Was denkt der andere jetzt von
mir?", usw.
Die Folgen dieser Gedankenspiralen: Ängste, Unsicherheit, innere
Unruhe, Zweifel, Angespanntheit, in Extremfällen vielleicht sogar
soziale Isolation (wenn die Angst zu groß wird). Auf jeden Fall
wird dadurch jede Begegnung mit anderen Menschen - in meinem Fall
vor allem mit Menschen, die mir wichtig sind - auf einem gewissen
Level anstrengend und erschöpfend. Wie das Balancieren auf einem
Drahtseil ohne Netz darunter. Von entspanntem Miteinander ist da
nicht mehr viel übrig.
Und um jetzt den Bogen zurückzuspannen: je persönlicher ein Thema
ist, desto universeller ist es. Heißt: anderen Menschen geht's
genauso. Ich bin nicht allein mit meinen Ängsten und Zweifeln. Du
bist nicht allein mit deinen Ängsten und Zweifeln. Wir alle
machen uns Gedanken, wie wir auf andere wirken. Wir alle sind mal
mehr, mal weniger unsicher in der Interaktion mit anderen
Menschen.
Sich das immer wieder vor Augen zu halten, lässt die Ängste schon
ein Stück weit schrumpfen. Denn es verbindet uns und das ist ja
das, was wir von Anfang an wollten.
(Disclaimer: natürlich reicht allein das sich vor Augen halten
nicht, gerade wenn die Ängste sehr stark sind und man noch nicht
viel Erfahrung mit innerer Arbeit hat. In solchen Situationen
empfehle ich dir, dir professionelle Unterstützung zur Seite zu
holen.)
Ich wünsch dir viel Freude beim Hören!
Alles Liebe,
Christina
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