Ein „Digitaler Zwilling“ aus Körperdaten? Auf dem Weg in die Gesundheitsvorsorge der Zukunft
Mit Malte Gruber von der Justus-Liebig-Universität Gießen
52 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Monaten
Der Ausdruck „Digitaler Zwilling“ stammt aus dem Engineering. Dort
beschreibt er digitale Modelle, mit denen in der sogenannten
„Industrie 4.0“ reale technische Anlagen oder Prozesse abgebildet,
optimiert und simuliert werden. Solche Modelle sind heute weit
verbreitet. Noch nicht realisiert ist die Vorstellung, über
technische Systeme hinaus könnten auch einzelne Menschen oder
Gruppen solche virtuellen Repräsentationen haben, aus der man ihre
„Systemzustände“ ablesen kann. Optimieren könnte man an einem
solchen ganzheitlichen Modell z. B. den Gesamtzustand „Gesundheit“.
Benötigt würden für einen Körper-Zwilling, der vielleicht auch
„Verhalten“ mit umfasst, sehr viele Daten und komplexe Software.
Entsprechende Ideen gibt es freilich, und einige der Visionen gehen
so weit, das digitale Abbild einer ganzen Person mit Körperdaten
und auch mentalen Eigenschaften zu imaginieren. Dabei ist die
Hoffnung, man könne so die Entwicklung des Gesundheitszustandes
vorausschauend steuern oder bei Krankheit individuelle
Behandlungskonzepte planen. Ein „Digitaler Zwilling“ würde auch
Verhaltensratschläge für optimale Körperfunktionen und
Leistungsfähigkeit geben können. Er würde sein menschliches
Gegenstück potentiell ein Leben lang begleiten, vermessen und durch
seinen Einfluss auch: formen. In der Fachwelt galten solche Ideen
bisher als Gedankenspiele. Aber: Die EU plant für die medizinische
Versorgung ihrer Bürger:innen nun tatsächlich „European Virtual
Human Twins“ einzuführen – jedenfalls wird gesetzlich der Weg
hierfür freigemacht. Wie verträgt sich eine solche Vision mit
unserem aktuellen Datenschutz? Und was folgt daraus für ein sozial
gerechtes und demokratisches Gesundheitssystem, wenn es weiterhin
unterschiedliche Lebensentwürfe und Wertvorstellungen respektieren
soll? Malte Gruber ist Professor für Bürgerliches Recht und
Rechtsphilosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und
befasst sich in seiner Arbeit unter anderem mit Informationsrecht
und Recht der digitalen Ökonomie, außerdem mit Technikrecht und
Recht der Lebenswissenschaften. Im Digitalgespräch beschreibt der
Experte, welche Konzepte von „Digitalen Zwillingen“ in aktuellen
Debatten und Entwicklungen eine Rolle spielen, was die Initiative
der EU-Kommission motiviert und welche rechtlichen und
gesellschaftlichen Fragen sich stellen, wenn entsprechende Visionen
realisiert werden sollen. Mit den Gastgeberinnen Marlene Görger und
Petra Gehring diskutiert Gruber, wie zwischen Hype und Dystopie
realistische Szenarien aussehen könnten, welche Aspekte in der
aktuellen Diskussion noch wenig Beachtung finden und was die Vision
vom zukünftigen Medizinprodukt „Digitaler Zwilling“ über unser
gegenwärtiges Verhältnis zu unseren Körpern verrät. Link zum
Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-050-malte-gruber Link zur
Ankündigung der "European Virtual Human Twins Initiative" der EU
Kommission:
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/virtual-human-twins
beschreibt er digitale Modelle, mit denen in der sogenannten
„Industrie 4.0“ reale technische Anlagen oder Prozesse abgebildet,
optimiert und simuliert werden. Solche Modelle sind heute weit
verbreitet. Noch nicht realisiert ist die Vorstellung, über
technische Systeme hinaus könnten auch einzelne Menschen oder
Gruppen solche virtuellen Repräsentationen haben, aus der man ihre
„Systemzustände“ ablesen kann. Optimieren könnte man an einem
solchen ganzheitlichen Modell z. B. den Gesamtzustand „Gesundheit“.
Benötigt würden für einen Körper-Zwilling, der vielleicht auch
„Verhalten“ mit umfasst, sehr viele Daten und komplexe Software.
Entsprechende Ideen gibt es freilich, und einige der Visionen gehen
so weit, das digitale Abbild einer ganzen Person mit Körperdaten
und auch mentalen Eigenschaften zu imaginieren. Dabei ist die
Hoffnung, man könne so die Entwicklung des Gesundheitszustandes
vorausschauend steuern oder bei Krankheit individuelle
Behandlungskonzepte planen. Ein „Digitaler Zwilling“ würde auch
Verhaltensratschläge für optimale Körperfunktionen und
Leistungsfähigkeit geben können. Er würde sein menschliches
Gegenstück potentiell ein Leben lang begleiten, vermessen und durch
seinen Einfluss auch: formen. In der Fachwelt galten solche Ideen
bisher als Gedankenspiele. Aber: Die EU plant für die medizinische
Versorgung ihrer Bürger:innen nun tatsächlich „European Virtual
Human Twins“ einzuführen – jedenfalls wird gesetzlich der Weg
hierfür freigemacht. Wie verträgt sich eine solche Vision mit
unserem aktuellen Datenschutz? Und was folgt daraus für ein sozial
gerechtes und demokratisches Gesundheitssystem, wenn es weiterhin
unterschiedliche Lebensentwürfe und Wertvorstellungen respektieren
soll? Malte Gruber ist Professor für Bürgerliches Recht und
Rechtsphilosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und
befasst sich in seiner Arbeit unter anderem mit Informationsrecht
und Recht der digitalen Ökonomie, außerdem mit Technikrecht und
Recht der Lebenswissenschaften. Im Digitalgespräch beschreibt der
Experte, welche Konzepte von „Digitalen Zwillingen“ in aktuellen
Debatten und Entwicklungen eine Rolle spielen, was die Initiative
der EU-Kommission motiviert und welche rechtlichen und
gesellschaftlichen Fragen sich stellen, wenn entsprechende Visionen
realisiert werden sollen. Mit den Gastgeberinnen Marlene Görger und
Petra Gehring diskutiert Gruber, wie zwischen Hype und Dystopie
realistische Szenarien aussehen könnten, welche Aspekte in der
aktuellen Diskussion noch wenig Beachtung finden und was die Vision
vom zukünftigen Medizinprodukt „Digitaler Zwilling“ über unser
gegenwärtiges Verhältnis zu unseren Körpern verrät. Link zum
Originalbeitrag:
https://zevedi.de/digitalgespraech-050-malte-gruber Link zur
Ankündigung der "European Virtual Human Twins Initiative" der EU
Kommission:
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/virtual-human-twins
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