#204 Isabelle Stadelmann-Steffen: Was den Wandel möglich macht
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vor 7 Monaten
Vorab: Menschen sind nicht gut darin, sich zu
verändern. Mindestens nicht in Gruppen. Isabelle beschreibt, wie
diese Beobachtung mit Verunsicherung zusammenhängt. Der Wandel
nimmt mir das vertraute - und dann? Erfolgreiche Veränderungen
brauchen einen Bürgen. Sie brauchen jemanden, der glaubwürdig ist
und sich öffentlich für den Wandel verbürgt. Dann kann es gehen.
Isabelle Stadelmann-Steffen ist Politologin und forscht an der
Universität Bern. Sie sagt: Es braucht „cues“ und das sind im
politischen Betrieb oft die Parteien. Jemand muss das Gefühl von
Sicherheit stiften.
Eine weitere Strategie bezieht sich auf den
Zuschnitt von Veränderungen. Die Chancen auf Wandel steigen immer
dann, wenn der Mensch einem Vorhaben aus ganz unterschiedlichen
Gründen zustimmen kann. Am Beispiel der Energiewende: Ich kann
Windräder aus Gründen des Klimaschutzes gut finden, oder wegen
der Energiesicherheit. Oder wegen der niedrigen Kosen für Strom.
Wer sein Vorhaben richtig zuschneidet, vergrößert die Chancen auf
eine Realisierung.
Isabelle zeigt, wie Menschen in der Regel Kosten
und Nutzen abwägen. Hier entscheidet es sich. Unter dem Begriff
der Kosten fasst Isabelle die kurzfristige Effekte zusammen,
Mehrkosten aber auch Aufwand. Die Mühe, sich verändern zu müssen.
Der Nutzen bezieht sich viel häufiger auf Werte und Einstellungen
- er entsteht aber erst langfristig. Das sind schlechte
Startvoraussetzungen für Wandel. Zumal sich Menschen als sehr
empfindlich zeigen, wenn sie die Kosten nicht gleich verteilt
fühlen. Warum darf der Reichere noch fliegen, wenn ich im Land
den Zug nehmen muss? Ein weiteres Argument für die politische
Steuerung. Isabelle formuliert ganz klar: Eigenverantwortung
reicht nicht. Es braucht politische Entscheidungen durchaus
Top-down, um Fairness zu schaffen, um Klarheit zu erzeugen und
Anreize zu setzen. Die Abwägung zwischen Kosten und Nutzen muss
nicht individuell erfolgen, sondern auf der politischen Ebene.
Wandel im großen Maßstab findet sonst nicht statt.
Ganz praktisch: Wer Wandel fördern will, muss in
Alternativen sprechen. Wollen wir diese Zukunft oder jene? Im
Alltag sind die Alternativen dabei häufig falsch gewählt. Wer
sich um ein neues Windrad streitet, kann nicht „Heutige
Landschaft“ vs. „“Windrad“ gegenüberstellen. Die richtigen
Alternativen liegen oft in der Zukunft. „Diese Landschaft,
gezeichnet vom Klimawandel“ vs. „Etwas weniger gezeichnet, dafür
mit Windrad“. Und das am besten noch auf einer emotionalen Ebene.
Isabelles Untersuchungen zeigen: Es ist weniger wichtig, ob es
eine Maßnahme tatsächlich braucht. Viel entscheidender ist: Denke
ich, dass es die Maßnahme braucht? Das Emotionale ist
handlungsleitender, auch wenn es das Rationale dazu auch noch
braucht.
Zu Gast: Professorin Isabelle
Stadelmann-Steffen, Institut für Politikwissenschaft der
Universität Bern.
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