Authentizität gewinnt (fast) immer.

Authentizität gewinnt (fast) immer.

Wer sich positionieren will, benötigt, heute mehr…
12 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Wer sich positionieren will, benötigt, heute mehr denn je zuvor,
eine glaubwürdige Identität. Glaubwürdigkeit bedeutet:
Nachvollziehbarkeit, Zuverlässigkeit, Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit –
und viele Tugenden mehr. Doch Obacht! Glaubwürdigkeit ist ein
zweischneidiges Schwert. Und wer es nur als Tugendbündel
interpretiert, richtet das Schwert vor allem gegen sich selbst,
auch weil zu viel Altruismus zur Selbstausbeutung führt.  
Damit ist schon skizziert, dass es sich bei der Glaubwürdigkeit
keineswegs um eine bedenkenlose Zurschaustellung von Tugenden
handelt. Wer sich nur selbstlos und altruistisch gibt, hat zwar
Chancen, zum Heiligen erklärt zu werden, macht aber eher einen
naiven und dämlichen Eindruck. Und das ist äußerst kontraproduktiv
vor allem dann, wenn man sich im schwierigen Wettbewerb um die
besten Jobs befindet. Die brauchen Leute, die auch mal kräftig
zubeißen können. Keine Firma wird freiwillig einen immer lächelnden
Depp einstellen.   Spaß beiseite: Wer zu selbstlos ist, kann
schon bald sein Selbst los sein. Wer selbst zur Marke werden will,
muss deshalb lernen, zu sich selbst zu stehen. Zu sich selbst zu
stehen heißt: Ganz zu sein. Sich selbst gegenüber hundertprozentig
ehrlich zu sein. Und nach außen hin auf eine intelligente Art
diplomatisch. Für die heute so entscheidende glaubwürdige
Kommunikation gilt deshalb die Devise: Wahrhaftigkeit bin ich vor
allem mir selbst schuldig. Nach außen hin gilt es, eindeutig
unzweideutig und beständig zu sein, aber Unhöflichkeiten zu meiden.
Also aller Wahrhaftigkeit zum Trotz den guten Ton zu wahren. Das
ist manchmal gar nicht so einfach.   Notwendig ist ein gutes
Selbst- und Identitätsmanagement, das beide Auflagen erfüllt: Dem
eigenen Ego zu dienen und einen guten Umgangston zu pflegen. Und
trotzdem authentisch zu sein. Nicht nur, dass das funktioniert – es
ist sogar die einzige Möglichkeit. Es ist nämlich vollkommen normal
und gesund, an sich zu denken, wenn es um die Karriere geht. Dazu
gehört aber, ebenfalls aus Egoismus, ein gutes Benehmen.  
Beides zusammen ergibt das „Königsmerkmal“ eines guten
Kommunikators. Authentizität steht in der Rangliste der gekonnten
Kommunikation an erster Stelle, und es ist, wie die bisherigen
Ausführungen belegen, eine Kunst.   Authentizität ist das
„Missing Link“ zwischen dem Selbst einer Person und dessen
Identität. Sie ist, so könnte man auch sagen, das „Corpus Callosum“
zwischen Identität und Selbst. Das Corpus Callosum ist derjenige
Teil des Gehirns, der die linke mit der rechten Hälfte verbindet
und für die Koordination von Emotion und Kognition zuständig ist.
  Authentisch kommunizieren heißt aktiv gestalten.   Ist
die nach außen getragene Identität aufgrund gesellschaftlicher und
kultureller Einflussgrößen wie Sitten, Traditionen Gepflogenheiten
und als kommunikativer, diplomatischer Teil der Persona in großen
Teilen gestaltbar, so weist das Selbst als Produkt angeborener
Prädispositionen und unbewusst von außen übernommener Prägungen
eine viel größere Zähigkeit auf. Zum Selbst gehören nämlich auch
die Instinktsphäre und der Selbsterhaltungstrieb.   Kernstück
der authentischen Identität als auch nonverbal kommunizierender
Teil der Persönlichkeitsorganisation ist jene möglichst weitgehende
„Passgenauigkeit“ bzw. Kongruenz von Selbst und Identität. Es geht
eben um beides: Innen und außen. Dafür besitzen wir ein bewusstes
Ich.   Und es geht um ein Gleichgewicht von „maximaler“ und
„optimaler“ Authentizität. Sich selbst gegenüber sollte man schon
das Maximum anstreben. Anderen Menschen gegenüber ist jedoch ein
situationsgerechtes Vorgehen zu empfehlen … aber das versteht sich
ja eigentlich von selbst.   Die Kunst, authentisch zu sein
(und nicht nur authentisch zu wirken) geht also zwingend mit einer
funktionierenden Selbstwahrnehmung einher. Und zu dem zu stehen,
was man ist – und...
15
15
:
: