Folge 1271: ANATOMIE EINES FALLS - Dekonstruktion einer Beziehung
Der erste Eindruck direkt nach dem Kino
22 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Monaten
Ein Mann liegt tot vor seinem Haus in den französischen Alpen.
Bei Renovierungsarbeiten aus dem Dachfenster gefallen?
Selbstmord? Von seiner deutschen Ehefrau heruntergestoßen? Der
Mann war ein Schriftsteller, der nicht mehr schreiben konnte,
dessen Pläne gescheitert sind, der seine Antidepressiva absetzte,
der zerfressen war von Schuldgefühlen, gedemütigt von der
Tatsache, dass seine Frau, ebenfalls Schriftstellerin, überall
und jederzeit erfolgreich schreiben konnte. In den Rückblicken
sehen wir die gescheiterte Beziehung, Streit, Vorwürfe,
Verletzungen, Träume aus den Albträume wurden. Die Ermittler
nehmen die deutsche Ehefrau ins Visier, die immer wieder aus dem
Französischen ins Englische (die Beziehungssprache mit ihrem
Ehemann – und mit ihrem Sohn) wechseln muss. Sie klagen sie des
Mordes an und sezieren vor Gericht die komplizierte
Beziehung.
Regisseurin Justine Triet hat das Drehbuch mit ihrem Mann
zusammen verfasst und Sandra Hüller auf den Leib geschrieben.
Während wir als Publikum immer tiefer in das Psychogramm dieser
Familie eintauchen, stellt sich nicht nur die Frage, was wahr ist
und ob die Ehefrau die Täterin ist, sondern auch ob es echte
Beweise für ihre Schuld gibt. Der Ehemann hatte von einem Streit
am Tag vor seinem Tod eine Tonaufnahme gemacht . Selbst die
Authentizität dieser Aufnahme steht zur Debatte, da der Mann die
Aufnahmen für ein Romanprojekt gemacht hat und den
aufgezeichneten Streit möglicherweise absichtlich eskaliert
hatte.
Sandra Hüller ist eine Liga für sich in diesem herausragend
geschriebenen Film – sehr stark auch Milo Machado-Graner als
sehbehinderter Sohn, der klug und empfindsam eine besondere Rolle
im Prozess gegen seine Mutter spielt. ANATOMIE EINES FALLS ist
sowohl als Psychodrama als auch als Krimi und Gerichtsfilm
großartig – entsprechend oft gab es in unserer Runde 10 Punkte
nach dem Kino. Direkt nach dem Film vor dem Murnau-Kino in
Wiesbaden hatte ich Katharina, Kathrin, Bettina, Heidi und Götz
vor dem Mikrofon. Erst diskutieren wir über den Film, über
misogyne Psychoanalytiker, übermotivierte Staatsanwälte und den
Filmhund Messi, dann – nach dem Spoileralarm – diskutieren wir
die Schuldfrage. P.S. Schaut den Film im Original an - Sandra
Hüllers Sprachwechsel fehlen sonst.
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