Folge 1269: DUNE: PART TWO – Der Hamlet der Wüste

Folge 1269: DUNE: PART TWO – Der Hamlet der Wüste

Der erste Eindruck direkt nach dem Kino
13 Minuten
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Der erste Eindruck direkt nach dem Kino

Beschreibung

vor 8 Monaten

Eine gute Entscheidung, dass Villeneuve wieder an
Originalschauplätzen gedreht hat – was erst einmal wie eine
mittelgute Pointe klingt, beschreibt die visuelle Qualität von
DUNE und noch mehr von DUNE: PART TWO sehr gut. Der Film
vermittelt tatsächlich den Eindruck, als hätte sich Villeneuve
einfach gegen CGI entschieden, wäre nach Arrakis geflogen und
hätte die Fremen überredet auf dem Wüstenplaneten vor die Kamera
zu treten. Das bedeutet für mich als Zuschauer eine enorm
immersive Illusion. Vergleichbar ist das – wenn überhaupt – nur
mit der visuellen Dimension des ersten LORD OF THE RINGS von
Peter Jackson im Fantasy-Genre und lässt alle anderen SF-Epen in
dieser Hinsicht weit hinter sich.



Frank Herberts Roman lässt sich durchaus missverstehen als
Verherrlichung eines Feudalsystems und als Heldenkult –
oberflächlich lässt sich Paul Atreides als White Saviour lesen,
der kommt, um das religiös manipulierbare Wüstenvolk der Fremen
zu befreien. Herberts kritische Ansätze über religiösen
Fundamentalismus, Manipulation, Naturzerstörung, Ausbeutung,
Faschismus und den rücksichtslosen Kampf der Eliten um wichtige
Ressourcen, werden in der spannenden Handlung schnell überlesen.
Villeneuve bemüht sich diese Kritik sichtbar zu machen: Paul
spricht es mehrfach direkt an, dass es ihm als Außenweltler nicht
zusteht, die Fremen zu führen. Und er weigert sich lange, seine
Rolle in der politisch-religiösen Intrige der Bene Gesserit zu
spielen.



Villeneuve macht auch deutlich, dass der religiöse
Fundamentalismus der Fremen das Ergebnis einer Manipulation durch
eine Elite ist, der Film demaskiert Religion als Machtwerkzeug.
Ein absoluter Gänsehaut-Moment, als Paul Atreides die
Messiasrolle annimmt, um sie zu seinen Bedingungen auszufüllen.
Während ich beim ersten DUNE noch mit Timothee Chamelet als Paul
Atreides gefremdelt hatte (zu viel Kyle MacLachlan
abgespeichert), hat er mich dieses Mal überzeugt als schlaksiger
Königssohn, der zu früh und gegen seinen Willen erst in die Rolle
des Herzogs, dann in die Rolle des Messias gedrängt wird – ein
Hamlet der Wüste.



Villeneuves DUNE: PART TWO ist auch ein Science-Fiction der
starken und vor allem klugen Frauen: Die Bene Gesserit, die die
toxisch-maskulinen Männer am Nasenring durch ihre Jahrhunderte
alte Agenda ziehen, Pauls Mutter, die als Reverend Mother die
Kontrolle übernimmt, die scharfsinnige Tochter des Imperators und
vor allem Pauls Lebensgefährtin Chani, die sich (anders als in
der Romanvorlage) gegen Pauls Heiligen Krieg stellt. Am Ende
dieses zweiten Teils sind die Protagonisten ambivalent (Achtung
SPOILER!): Die Überlebenden des Hauses Atreides werden das ganze
Universum in einen Krieg mit vielen Millionen Toten führen, die
edlen Freiheitskämpfer werden fanatische Werkzeuge eines Heiligen
Krieges … Ich hoffe sehr, dass Villeneuve irgendwann einen
dritten Teil dreht (der sich dann um DUNE MESSIAH drehen
würde).



Direkt nach dem Kino sind mitten in der Nacht vor dem Mikrofon:
Johanna, Kathrin, Hendrik, Tom und Thomas. Wir diskutieren über
Villeneuves Vertrauen in die Kraft seiner Bilder, ob das Epische
ermüdet oder auch nicht, über Butlers Dschihad, Schauwerte und
Bauchgrimmen, optischen Ekkletizismus, den visuellen Faschismus
der Harkonnen, über abwesende Navigatoren und Christopher Walken
als alter Imperator.

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