Folge 1259: THE KILLER - Eine Meditation über das Töten
Der erste Eindruck direkt nach dem Film
15 Minuten
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Beschreibung
vor 10 Monaten
Auftragskiller sind im Kino ja so selten wie Wespen in einem
sommerlichen Biergarten. Und dieses Subgenre neigt dazu, sich
selbst innovationslos zu wiederholen. David Fincher findet einen
neuen Zugang: Er verzichtet auf die übliche emotionale
Achterbahnfahrt. Stattdessen ist THE KILLER eine Meditation über
Kontrolle, über Perfektion und Regeln – und auch eine Meditation
über das Töten. Aus dem Off hören wir die Gedanken des
Auftragskillers wie eine Autosuggestion: So wie er seinen Körper
durch Yoga perfektioniert und seinen Puls vor dem tödlichen
Schuss kontrolliert, so formt er sein Denken durch das ständige
Wiederholen der Regeln. Aber in seinen perfekten System geschieht
ein Fehler – die Rückerlangung der Kontrolle kann kann für ihn
nur erfolgen durch konsequente Einhaltung der Regeln und noch
mehr Konzentration auf perfekte Umsetzung. Es geht um Korrektur
statt Rache, um Kontrolle statt Emotionen.
In der Präzision des Auftragskillers spiegelt sich die Präzision
des Regisseurs. Kameraführung, Licht, Schnitt, alles perfekt.
Auch die wohldosierte Action ist beeindruckend inszeniert. Die
eigentümliche Atmosphäre entsteht nicht zuletzt durch den Score
von Reznor und Ross – als würde man einem kardiologischen
Messinstrument zuhören, das die Herzfrequenz des Killers
überträgt. Als Kontrast dazwischen immer wieder Songs von The
Smiths. Während Finchers ZODIAC immer bei den Ermittlern bleibt,
folgt Fincher in THE KILLER immer dem Auftragsmörder (großartig:
Michael Fassbender), folgt ihm zu Kolleg:innen, die zu Feinden
werden (ebenfalls großartig: Tilda Swinton). Wer die
Fincher-Vibes nicht fühlt, die unterkühlte Atmosphäre und Freude
an den Details nicht schätzt, für den wird THE KILLER vielleicht
auch zum Stimmungskiller. Im Podcast direkt nach dem Heimkino
sind Johanna, Hendrik, Tom und Thomas unterschiedlicher
Meinung.
P.S. Es handelt sich bei THE KILLER um eine Comicverfilmung.
Vorlage ist die französische Comicserie „Le tueur“ des Texters
Matz (Alexis Nolent) und des Zeichners Luc Jacamon, erschienen
zwischen 1998 und 2014.
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