Vinyls, Buffalos und Synthesizer: Warum sind wir gerade so nostalgisch?
33 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast spürt dem hinterher, was wichtig bleibt vom aktuellen Kulturgeschehen. Wir verfolgen den Zeitgeist, mal feuilletonistisch, mal nüchtern auf den Punkt, immer interessiert.
Beschreibung
vor 1 Jahr
Die 80er und 90er Jahre sind zurück! Scheint zumindest so, wenn man
aktuelle Musik hört oder Trends auf der Straße sieht. Und auch
Apache 207 singt: “Ich seh' aus wie die Nineties, sie kriegt
Daddy-Issues”. Aber woher kommt die Lust an der vergangenen Zeit?
War früher wirklich alles besser? Oder reden wir uns die
schnelllebige, digitale Gegenwart voller Krisen und Unsicherheiten
schön? Dass wir uns eher an positive Zeiten als an die negativen
erinnern, bestätigt uns Monika Schönauer, sie ist Professorin für
Neuropsychologin an der Uni Freiburg: “Je schlechter die Zeiten,
desto mehr hat man einen Hang zur Nostalgie. In der Psychologie
sagt man, Nostalgie ist ein Gefühl: Und wir können Erinnerungen
abrufen, die dieses Gefühl auslösen.” Pop-Experte und Autor Jens
Balzer ist gerade aus den 90er-Jahren quasi wieder aufgetaucht: Er
hat sich für sein neues Buch intensiv mit dem Jahrzehnt
beschäftigt. Mauerfall, Ende des Kalten Krieges, das Ende der
Geschichte: Es sie keine Überraschung, dass sich gerade viele nach
den 90er-Jahren sehnen: “Die große Kriegsbedrohung, unter der man
in den 80er-Jahren litt, war vorbei. Junge Menschen kamen ganz
anders zusammen und feierten.” Diese Lust an Party habe zum
Beispiel den Geist Berlins geprägt, der bis heute anhält. Aber
natürlich war früher eben nicht alles besser und Nostalgie hat
nicht nur ihre schönen Seiten: Rechtspopulistische Politiker
verklären gern die alten Zeiten und für viele, insbesondere queere
Menschen, Frauen oder People of Colour waren die “guten alten
Zeiten” oft alles andere als gut. Und es gebe natürlich auch ein
kapitalistisches Interesse daran, die vergangenen Jahrzehnte zu
verwerten, sagt Balzer: “Dass Serien wie Stranger Things gerade so
populär sind, liegt auch daran, dass das die Generation der Boomer
sei, die genug Geld hat, um zum Beispiel in die passenden
Fashion-Items zu investieren.” Worin sich alle vier einig sind:
Corona-Mottopartys in dreißig Jahren? Sie werden kommen! Welches
Jahrzehnt ruft bei euch nostalgische Gefühle hervor? Mailt uns,
auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!
Host: Pia Masurczak und Christian Batzlen Showrunner: Kristine
Harthauer Jens Balzers Buch über die 90er-Jahre: “No Limit. Die
Neunziger - Das Jahrzehnt der Freiheit”
https://www.rowohlt.de/buch/jens-balzer-no-limit-9783737101738
aktuelle Musik hört oder Trends auf der Straße sieht. Und auch
Apache 207 singt: “Ich seh' aus wie die Nineties, sie kriegt
Daddy-Issues”. Aber woher kommt die Lust an der vergangenen Zeit?
War früher wirklich alles besser? Oder reden wir uns die
schnelllebige, digitale Gegenwart voller Krisen und Unsicherheiten
schön? Dass wir uns eher an positive Zeiten als an die negativen
erinnern, bestätigt uns Monika Schönauer, sie ist Professorin für
Neuropsychologin an der Uni Freiburg: “Je schlechter die Zeiten,
desto mehr hat man einen Hang zur Nostalgie. In der Psychologie
sagt man, Nostalgie ist ein Gefühl: Und wir können Erinnerungen
abrufen, die dieses Gefühl auslösen.” Pop-Experte und Autor Jens
Balzer ist gerade aus den 90er-Jahren quasi wieder aufgetaucht: Er
hat sich für sein neues Buch intensiv mit dem Jahrzehnt
beschäftigt. Mauerfall, Ende des Kalten Krieges, das Ende der
Geschichte: Es sie keine Überraschung, dass sich gerade viele nach
den 90er-Jahren sehnen: “Die große Kriegsbedrohung, unter der man
in den 80er-Jahren litt, war vorbei. Junge Menschen kamen ganz
anders zusammen und feierten.” Diese Lust an Party habe zum
Beispiel den Geist Berlins geprägt, der bis heute anhält. Aber
natürlich war früher eben nicht alles besser und Nostalgie hat
nicht nur ihre schönen Seiten: Rechtspopulistische Politiker
verklären gern die alten Zeiten und für viele, insbesondere queere
Menschen, Frauen oder People of Colour waren die “guten alten
Zeiten” oft alles andere als gut. Und es gebe natürlich auch ein
kapitalistisches Interesse daran, die vergangenen Jahrzehnte zu
verwerten, sagt Balzer: “Dass Serien wie Stranger Things gerade so
populär sind, liegt auch daran, dass das die Generation der Boomer
sei, die genug Geld hat, um zum Beispiel in die passenden
Fashion-Items zu investieren.” Worin sich alle vier einig sind:
Corona-Mottopartys in dreißig Jahren? Sie werden kommen! Welches
Jahrzehnt ruft bei euch nostalgische Gefühle hervor? Mailt uns,
auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!
Host: Pia Masurczak und Christian Batzlen Showrunner: Kristine
Harthauer Jens Balzers Buch über die 90er-Jahre: “No Limit. Die
Neunziger - Das Jahrzehnt der Freiheit”
https://www.rowohlt.de/buch/jens-balzer-no-limit-9783737101738
Weitere Episoden
34 Minuten
vor 1 Woche
31 Minuten
vor 3 Wochen
30 Minuten
vor 1 Monat
30 Minuten
vor 1 Monat
31 Minuten
vor 2 Monaten
In Podcasts werben
Kommentare (0)