Die documenta fifteen endet: Was bleibt von der deutschen Erinnerungspolitik?
26 Minuten
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Der Podcast spürt dem hinterher, was wichtig bleibt vom aktuellen Kulturgeschehen. Wir verfolgen den Zeitgeist, mal feuilletonistisch, mal nüchtern auf den Punkt, immer interessiert.
Beschreibung
vor 2 Jahren
Die documenta fifteen geht zu Ende – und nicht wenige Menschen
würden jetzt hinzufügen: endlich. Was geht, wenn die größte
deutsche Kunstausstellung für viele ein Fiasko ist? Die eine Seite
beklagt, mit der Documenta habe man Antisemitismus in Deutschland
wieder öffentlich ausstellen können, während die andere Seite
meint, hinter der Kritik an den Künstler:innen stünde
Rassismus. Ein Scherbenhaufen also, zumindest in der
öffentlichen Debatte. Und was bleibt nun im Nachhinein von dieser
documenta fifteen? Lässt sich aus diesem Scherbenhaufen etwas
machen – zum Beispiel eine Auseinandersetzung über die deutsche
Geschichts- und Gedenkpolitik und die Frage, welchen Platz die
kolonialen Verbrechen darin neben der Shoah einnehmen können? Als
gescheitert würde die Journalistin Charlotte Wiedemann die
documenta nicht bezeichnen. Wiedemann hat viel aus dem Ausland
berichtet und beschäftigt sich mit unterschiedlichen
Erinnerungskulturen. Sie hat die documenta besucht und dort viele
Anregungen gefunden, die sie in der deutschen Debatte vermisst hat:
“Über die documenta würde eine Glocke der Deutschtümelei gestülpt.
Das Problem war für mich nicht die documenta selbst, sondern unser
Umgang damit.” Anders sieht das der Kunstkritiker Hanno
Rauterberg, er sagt, die mangelnde Kommunikationsbereitschaft habe
den Austausch erschwert: “Der Kollektiv-Gedanke der documenta hat
Kritik an einzelnen Künstlern erschwert.” Schnell habe es geheißen,
Kritik meine nicht den Einzelnen, sondern alle und damit die
gesamte documenta. Kritik sei deshalb von Ruangrupa schnell als
rassistisch wahrgenommen worden. Und auch der Meron Mendel,
Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und engagiert hätte sich
gewünscht, dass die verschiedenen Seiten wirklich miteinander ins
Gespräch kommen: „Es wurde zwar viel debattiert, aber da war das
Gefühl, dass man aneinander vorbeiredet.“ Viel Stoff also für eine
Debatte über die deutsche Erinnerungspolitik! Charlotte Wiedemanns
Buch „Den Schmerz der anderen begreifen“ ist im Mai 2022 bei
Ullstein erschienen. Unterschiedliche Positionen und
Erklärungsansätze zur documenta-Debatte findet ihr in der Ausgabe
09/2022 von Politik & Kultur, der Zeitschrift des Deutschen
Kulturrats – alles abrufbar unter
https://politikkultur.de/archiv/ausgaben/nr-9-22/ Die
Bildungsstätte Anne Frank, deren Direktor Meron Mendel ist, hat
eine Podiumsdiskussion zu Kunst und Antisemitismus veranstaltet,
die ihr hier anschauen könnt:
https://www.bs-anne-frank.de/events/kalender/zum-antisemitismusskandal-auf-der-documenta-fifteen
Bei „Was geht, was bleibt“ haben wir uns schon öfter mit den Themen
Kolonialismus und Erinnerungspolitik beschäftigt, zum Beispiel in
diesen beiden Folgen:
https://www.swr.de/swr2/programm/blinder-fleck-der-erinnerungskultur-unser-kolonialistischer-blick-nach-osteuropa-100.html
https://www.swr.de/swr2/programm/rueckgabe-von-raubkunst-dekolonisierung-oder-reine-symbolpolitik-100.html
Habt ihr noch mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten?
Schreibt uns auf kulturpodcast@swr.de Host: Pia Masurczak
Redaktion: Pia Masurczak und Kristine Harthauer
würden jetzt hinzufügen: endlich. Was geht, wenn die größte
deutsche Kunstausstellung für viele ein Fiasko ist? Die eine Seite
beklagt, mit der Documenta habe man Antisemitismus in Deutschland
wieder öffentlich ausstellen können, während die andere Seite
meint, hinter der Kritik an den Künstler:innen stünde
Rassismus. Ein Scherbenhaufen also, zumindest in der
öffentlichen Debatte. Und was bleibt nun im Nachhinein von dieser
documenta fifteen? Lässt sich aus diesem Scherbenhaufen etwas
machen – zum Beispiel eine Auseinandersetzung über die deutsche
Geschichts- und Gedenkpolitik und die Frage, welchen Platz die
kolonialen Verbrechen darin neben der Shoah einnehmen können? Als
gescheitert würde die Journalistin Charlotte Wiedemann die
documenta nicht bezeichnen. Wiedemann hat viel aus dem Ausland
berichtet und beschäftigt sich mit unterschiedlichen
Erinnerungskulturen. Sie hat die documenta besucht und dort viele
Anregungen gefunden, die sie in der deutschen Debatte vermisst hat:
“Über die documenta würde eine Glocke der Deutschtümelei gestülpt.
Das Problem war für mich nicht die documenta selbst, sondern unser
Umgang damit.” Anders sieht das der Kunstkritiker Hanno
Rauterberg, er sagt, die mangelnde Kommunikationsbereitschaft habe
den Austausch erschwert: “Der Kollektiv-Gedanke der documenta hat
Kritik an einzelnen Künstlern erschwert.” Schnell habe es geheißen,
Kritik meine nicht den Einzelnen, sondern alle und damit die
gesamte documenta. Kritik sei deshalb von Ruangrupa schnell als
rassistisch wahrgenommen worden. Und auch der Meron Mendel,
Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und engagiert hätte sich
gewünscht, dass die verschiedenen Seiten wirklich miteinander ins
Gespräch kommen: „Es wurde zwar viel debattiert, aber da war das
Gefühl, dass man aneinander vorbeiredet.“ Viel Stoff also für eine
Debatte über die deutsche Erinnerungspolitik! Charlotte Wiedemanns
Buch „Den Schmerz der anderen begreifen“ ist im Mai 2022 bei
Ullstein erschienen. Unterschiedliche Positionen und
Erklärungsansätze zur documenta-Debatte findet ihr in der Ausgabe
09/2022 von Politik & Kultur, der Zeitschrift des Deutschen
Kulturrats – alles abrufbar unter
https://politikkultur.de/archiv/ausgaben/nr-9-22/ Die
Bildungsstätte Anne Frank, deren Direktor Meron Mendel ist, hat
eine Podiumsdiskussion zu Kunst und Antisemitismus veranstaltet,
die ihr hier anschauen könnt:
https://www.bs-anne-frank.de/events/kalender/zum-antisemitismusskandal-auf-der-documenta-fifteen
Bei „Was geht, was bleibt“ haben wir uns schon öfter mit den Themen
Kolonialismus und Erinnerungspolitik beschäftigt, zum Beispiel in
diesen beiden Folgen:
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https://www.swr.de/swr2/programm/rueckgabe-von-raubkunst-dekolonisierung-oder-reine-symbolpolitik-100.html
Habt ihr noch mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten?
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Redaktion: Pia Masurczak und Kristine Harthauer
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