gelesen: Virtuelle Zusammenarbeit erleben. Wie digitale Lehre innovativ an der Uni gestaltet werden kann

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4 Minuten

Beschreibung

vor 7 Monaten

 


Haben Sie schon mal einen Kirchenaltar verschoben? Für Bonner
Studierende der Kunstgeschichte ist das jetzt kein
Problem mehr, wenn sie die Schwarzrheindorfer Doppelkirche und
ihre bald 875-jährige Geschichte digital erkunden. Sie springen
von der rekonstruierten Empore in die Unterkirche und zurück oder
werfen einen Blick von der Unterkirche in die Oberkirche. "Die
immersive 3D-Welt bietet den Studierenden viele Möglichkeiten,
über Objekte und Fresken zu diskutieren", berichtet Dr. Christian
M. Stracke, Koordinator im Digitalisierungsprojekt ViCo. Er
koordiniert an der Universität Bonn die Einführung
zukunftsweisender digitaler Kollaborationswerkzeuge zur
Verbesserung der Lehre.


Für Dr. Hanna Christine Jacobs vom Kunsthistorischen Institut ist
die Kirche ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von
Architektur und Malerei. Im Seminarraum und in der
Zweidimensionalität von Präsentationsfolien und Aufzeichnungen
lässt sich dies nur bedingt vermitteln. Setzt man jedoch die
3D-Brille auf und taucht in das virtuelle Bild ein, eröffnen sich
ungeahnte didaktische Möglichkeiten. "Wir können mit dem
virtuellen Aufzug in die Höhe fahren, um näher an die
Deckenmalereien zu kommen", schwärmt sie von der VR-Lernwelt.
Schon mehrfach hat sie die neue Technik in der Lehre eingesetzt.
"Für die Studierenden ist es ein echter Gewinn, damit zu
arbeiten. Man kann spielerischer vorgehen und in kleinen Gruppen
arbeiten. Das eröffnet den Studierenden einen ganz neuen
Zugang zur mittelalterlichen Kunstgeschichte."



Ein weiteres neues Werkzeug zur Verbesserung der
digitalen Zusammenarbeit ist das Annotationstool Recogito+.
Damit können Lehrende und Studierende gemeinsam Dokumente,
Grafiken, Texte und Videos transkribieren, analysieren,
bearbeiten und erforschen. Die Germanist*innen haben die
Entwicklung des Tool maßgeblich mit vorangetrieben und im
Masterseminar an mittelhochdeutschen Quellen getestet: "Jetzt
können die Studierenden bei uns selbstständig und gemeinsam
kommentieren. Das ermöglicht eine präzise und strukturierte
Textarbeit. Dabei können sie sich mit ihren unterschiedlichen
Wissenshintergründen und Kompetenzen gegenseitig unterstützen",
sagt Michael Ventur, Koordinator im Projekt "Kollaboratives
digitales Arbeiten in den Textwissenschaften", der die Einführung
mit betreut hat. Ein Vorteil sei dabei auch, dass sie sowohl in
Echtzeit gemeinsam, aber auch zu verschiedenen Zeitpunkten am
Dokument arbeiten können.



Die flächendeckende Einführung von JupyterHub an der Universität
Bonn richtet sich insbesondere an Studierende der
Naturwissenschaften. Sie können damit Texte verfassen,
statistische und mathematische Aufgaben lösen und
programmieren. Ihre Ergebnisse tauschen sie
dann mühelos über die virtuelle Umgebung aus und
verbessern sich gegenseitig. Das erleichtert das gemeinsame
wissenschaftliche Rechnen, etwa bei der computergestützten
Analyse von großen Mengen an Satellitendaten, um ein Vielfaches,
wie Stracke weiß: "Wir bieten damit eine einheitliche
Lernumgebung für die teilnehmenden Studierenden. Die Studierenden
können diese Dateien nutzen, diskutieren, bearbeiten und dann
virtuell abgeben." Darüber hinaus ist JupyterHub in eCampus
integriert. Darüber lassen sich weitere Fachprogramme, zum
Beispiel aus dem Bereich Statistik, bequem öffnen - und das von
jedem Ort der Welt aus. "Wir wollen es Lehrenden, Studierenden
und Forschenden so einfach wie möglich machen, in Zukunft digital
zusammenzuarbeiten", fasst Stracke zusammen.

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