Marken und Mitarbeiter. Vom Umgang mit Fähigkeiten

Marken und Mitarbeiter. Vom Umgang mit Fähigkeiten

9 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren
Die aktuelle, immer heftiger geführte Gerechtigkeitsdiskussion geht
überall dort in die falsche Richtung, wo Gerechtigkeit als
Gleichverteilung von Gütern definiert wird. Dieser
Gerechtigkeitsansatz basiert auf der Annahme, dass alle Menschen
gleich seien. Die zahlreichen, auf der Grundlage dieses Irrtums
zwischen 1917 und 1989 durchgeführten Experimente haben
erstaunlicherweise nicht dazu geführt, dass derartige
Gerechtigkeitsansätze für immer im Orkus der Geschichte
verschwanden.   Das Leben ist bunt   Wären die Menschen
nicht völlig verschieden, könnten sie auch nicht völlig
unterschiedliche Identitäten ausbilden. Dann wäre alles nur ein
kafkaesker Einheitsbrei. Der Mensch könnte auch nicht zur Marke
werden. Alle würden dasselbe wollen, alle würden dasselbe tun, alle
wären derselben Meinung. Es wäre das Ende allen fruchtbaren
Streits, das Ende des Arguments, das Ende des Wettbewerbs der
Ideen. Ein Alptraum.   Wir wissen aber – und jeder weiß es:
Alle Menschen wachsen unter verschiedenen Bedingungen auf, erfahren
unterschiedliche Prägungen, sie denken und verhalten sich
individuell. Jeder Mensch hat angeborene geistige und praktische
Anlagen und solche, die er sich im Laufe seines Lebens erworben
hat. Sie sind die Voraussetzungen, die neben der Motivation zur
Erbringung von Leistungen erforderlich sind.   Gerade wenn wir
die unsägliche deutsche Diskussion um die Digitalisierung
aufgreifen, müssen wir die Politik immer wieder daran erinnern,
dass es zu allererst ihr Job ist, diejenigen Mittel und
Rahmenbedingungen bereitzustellen, die das Individuum in die Lage
versetzen, unter Einsatz seiner Fähigkeiten ein zufriedenes,
glückliches Leben zu führen.   Die demokratische, sich auf die
Fähigkeiten der Menschen stützende Markenführung lehnt das
überkommene Denken ab, demzufolge der Mensch nur als möglichst
nützliches Rädchen in einem Wirtschaftssystem betrachtet wird,
dessen oberste Priorität ständiges, pekuniär messbares Wachstum
ist. Stattdessen ist ein erheblich breiterer Wohlstandsbegriff zu
formulieren, der auf individuelle Entscheidungen und Verantwortung
setzt. So kann eine viel größere Sinnhaftigkeit menschlichen
Daseins und damit größere individuelle Zufriedenheit erreicht
werden. Die Vorstellung, dass alle dieselbe Menge an
Wirtschaftsgütern benötigen, um ein „gutes Leben“ führen zu können,
ist längst widerlegt. Die Ökonomie ist zunächst nur als dasjenige
Mittel zu betrachten, das den Menschen die Erfüllung ranghöherer
Bedürfnisse ermöglicht.   Zu diesen Bedürfnissen gehört die
Ausübung eines Berufs, der mit den körperlichen, intellektuellen,
künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten des Einzelnen
verknüpft ist sowie der ungehinderte Zugang zu Bildung. Jeder
Mensch sollte die Möglichkeit erhalten, innerhalb des staatlich
garantierten Freiheitsrahmens seine Fähigkeiten im Zusammenspiel
mit den anderen Teilnehmern des „Spiels“ zum Vorteil aller zu
entfalten. Die Adam Smith‘sche Definition vom Wohlstand einer
Gesellschaft als Summe der individuellen Egoismen wird hier um die
psychische Komponente erweitert.   Deshalb meinen wir, wenn
wir ‚Gerechtigkeit‘ sagen: Es ist eine Selbstverständlichkeit und
auch nu

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