Deutschland und die Digitalisierung: Eine Tragikomödie.
12 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Jahren
In der Befürchtung, etwas könnte schiefgehen, glauben die
Deutschen, Sachverhalte und Abläufe aller Art bis ins Kleinste
ergründen, umsetzen und regeln zu müssen. So werden z.B. in
Deutschland ausgetragene Großereignisse wie G-20-Gipfel,
Sicherheitskonferenzen, Olympiaden oder Weltmeisterschaften jedes
Mal zu Paradebeispielen vorbildlichster, perfektester Planung und
Organisation. Genauso verhält es sich mit deutschen Produkten.
„Made in Germany“ steht für Solidität, Ausdauer und schier
grenzenlose Belastbarkeit. Besser kann man es nicht machen.
Große Anstrengungen werden auch unternommen, um den Bereich der
Verkehrssicherheit zu regeln. Aus Angst, jemand könnte den
Fahrradweg mit dem Vorgarten verwechseln, haben deutsche
Stadtverwaltungen keine Hemmungen, sogar mittelalterliche
Ortszenerien in undurchdringliche Schilderwälder zu verwandeln.
Schizophrenerweise endet die Sicherheitshysterie schon an der
nächstbesten Autobahneinfahrt. In keinem anderen Industrieland der
Welt ist es erlaubt, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten.
So etwas ist ansonsten nur in Failed States wie Somalia oder dem
Tschad möglich, was in diesen Ländern aber eher auf die totale
Abwesenheit einer durchsetzungsfähigen Exekutive zurückzuführen
sein dürfte. Natürlich macht es Sinn, in stark frequentierten
Verkehrsräumen radelnden Kindern ein Helmchen aufzusetzen und
Spielzonen auszuweisen. Zweifel entstehen aber spätestens bei
Vorschriften wie z.B. jener, die sich auf das Ausführlichste dem
„Fußschutz in der Lebensmittelindustrie“ widmet, um am Ende die
„Ausstattung und Einsatzgebiete von S2 Sicherheitsschuhen in
Großküchen oder Kantinen“ dahingehend festzuschreiben, dass die
Schuhe S2 nach der GUV-R 191 Norm mit „Zehenschutzkappe, Schutz bis
zu 200 Joule“ versehen sein müssen sowie Beständigkeit gegen
Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme des Schuhoberteils zu
gewährleisten haben, weil ja „in Küchenbereichen immer mit
Flüssigkeiten gearbeitet wird.“ Vom Feinsten. Was wir
Deutschen für normal halten, wirkt auf Außenstehende skurril,
zuweilen macht man sich im Ausland auch gerne über uns lustig. Die
Verbissenheit und Kompromisslosigkeit, mit der die Deutschen ihre
Sicherheitsstandards bis ins kleinste Detail und mit an Fanatismus
grenzender bürokratischer Akribie verwalten und durchsetzen, wird
hier und da mit freundlichem Argwohn, oft aber auch mit
herabsetzendem Hohn goutiert. Ob dies gerechtfertigt ist, darüber
lässt sich wunderbar streiten. Das mit dem Helm und den Kindern ist
unbestreitbar eine gute Sache. Zu viel Sicherheit führt mit
Sicherheit zu Unsicherheit Blöde nur, dass die Deutschen
ihre Sicherheitshysterie auch auf die Digitalisierung ausgedehnt
haben. Bedenklich, ja gefährlich wird diese Mentalität nämlich
spätestens dort, wo wir uns mit unseren Eigenheiten selbst
behindern. Und wo die nach jahrelangen Diskussionen eingeführten
Gesetze, Vorschriften und Verordnungen evident nicht nur unsinnig,
sondern ganz klar schwachsinnig sind. Natürlich ist der
Schutz der menschlichen Privatsphäre ein Imperativ. Bei der
Digitalisierung wird der sicherheitsverliebte deutsche Michel aber
nicht darum herum kommen, über seinen eigenen
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Deutschen, Sachverhalte und Abläufe aller Art bis ins Kleinste
ergründen, umsetzen und regeln zu müssen. So werden z.B. in
Deutschland ausgetragene Großereignisse wie G-20-Gipfel,
Sicherheitskonferenzen, Olympiaden oder Weltmeisterschaften jedes
Mal zu Paradebeispielen vorbildlichster, perfektester Planung und
Organisation. Genauso verhält es sich mit deutschen Produkten.
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grenzenlose Belastbarkeit. Besser kann man es nicht machen.
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Tschad möglich, was in diesen Ländern aber eher auf die totale
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sein dürfte. Natürlich macht es Sinn, in stark frequentierten
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„Fußschutz in der Lebensmittelindustrie“ widmet, um am Ende die
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Großküchen oder Kantinen“ dahingehend festzuschreiben, dass die
Schuhe S2 nach der GUV-R 191 Norm mit „Zehenschutzkappe, Schutz bis
zu 200 Joule“ versehen sein müssen sowie Beständigkeit gegen
Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme des Schuhoberteils zu
gewährleisten haben, weil ja „in Küchenbereichen immer mit
Flüssigkeiten gearbeitet wird.“ Vom Feinsten. Was wir
Deutschen für normal halten, wirkt auf Außenstehende skurril,
zuweilen macht man sich im Ausland auch gerne über uns lustig. Die
Verbissenheit und Kompromisslosigkeit, mit der die Deutschen ihre
Sicherheitsstandards bis ins kleinste Detail und mit an Fanatismus
grenzender bürokratischer Akribie verwalten und durchsetzen, wird
hier und da mit freundlichem Argwohn, oft aber auch mit
herabsetzendem Hohn goutiert. Ob dies gerechtfertigt ist, darüber
lässt sich wunderbar streiten. Das mit dem Helm und den Kindern ist
unbestreitbar eine gute Sache. Zu viel Sicherheit führt mit
Sicherheit zu Unsicherheit Blöde nur, dass die Deutschen
ihre Sicherheitshysterie auch auf die Digitalisierung ausgedehnt
haben. Bedenklich, ja gefährlich wird diese Mentalität nämlich
spätestens dort, wo wir uns mit unseren Eigenheiten selbst
behindern. Und wo die nach jahrelangen Diskussionen eingeführten
Gesetze, Vorschriften und Verordnungen evident nicht nur unsinnig,
sondern ganz klar schwachsinnig sind. Natürlich ist der
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