Die Opfer unwiderstehlicher Selbstliebe

Die Opfer unwiderstehlicher Selbstliebe

10 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren
Bestandsaufnahme II: Bild und Selbstbild   Für die digitale
Markenführung ist das Wissen um die Befindlichkeiten von Menschen
zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort elementar. Die
richtige und gute Positionierung eines Markenkonstrukts ist ohne
die Kenntnis des Befundes nicht möglich. Ohne den Menschen an sich
über einen Kamm zu scheren, kann gesagt werden, dass sich
Gesellschaften und Zielgruppen aus Individuen zusammensetzen, die
bestimmte Ähnlichkeiten aufweisen. Anderenfalls gäbe es nicht die
Soziologie, und auch die Marktforschung und andere Erhebungen wären
sinnlos. Hier geht es nun um ein Problem, das jeden von uns jeden
Tag betrifft: Wie treten wir den Personen und Personengruppen
gegenüber, denen wir begegnen? Gibt es Merkmale, die die für die
Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft maßgeblichen Individuen
und Gruppen vereint? Die Generation, die für die Gestaltung der
Gegenwart und somit auch der Zukunft maßgeblich ist, befindet sich
im Alter zwischen 18 und 40 Jahren und weist aufgrund der
Zeitgeschehnisse eine bestimmte Gleichausrichtung des Denkens und
Empfindens auf. Dies ist, wie gesagt, eine starke Verallgemeinerung
und als solche auch kritikabel. Dennoch weisen die westlichen
Gesellschaften Merkmale auf, die dazu führen, dass Autoren wie der
Psychologe Hans Joachim Maaz in seinem Buch „Die narzisstische
Gesellschaft“ schreiben können, wir seien „allesamt gestört.“ Und
Maaz ist bei weitem nicht der Einzige. Narzissmus ist also ein
Massenphänomen.   Der selbstverliebte Narziss Einst beugte
sich Narziss, seines Zeichens verhätschelter Sprössling des
altgriechischen Flussgottes Kephissos und der Nymphe Leiriope, über
einen klaren Quell. Erschöpft von der Jagd gelüstete es den Knaben
danach, sich an dem frischen Wasser zu laben. Und wie er sich so
über das Wasser beugte, erblickte er sein Spiegelbild und verliebte
sich unendlich darein. So gefesselt war er von seinem eigenen
Anblick, dass er dieses Bild für sich selbst hielt. Oh, wie er es
bewunderte! Ohne es zu merken, begehrte er sich selbst. Im Rausch
seiner Selbstverliebtheit war er unfähig zu erkennen, dass das
Bild, das er verehrte, sein totes Spiegelbild war und dass das, was
er sah, nicht existierte und ohne eigenes Wesen ward. Dass es mit
ihm kam, und mit ihm fortgehen würde – wenn er, Narziss, nur hätte
fortgehen können. Doch er konnte es nicht. Nicht ahnte er auch: Was
er erstrebte, ist nirgends – und was er liebte, wird er für immer
verlieren und verzweifeln. Er verzweifelt, weil er in dem niemals
erfüllten Wunsch, bewundert zu werden für etwas, das er nicht ist,
hängen bleibt. Egal, wie er es anstellt: Die Bewunderung bleibt
aus. Was für eine Störung des Selbstwertgefühls! Was für eine
Kränkung!   Nun wird allerdings eine Störung, die zur
Ver-Rücktheit führen kann, nicht einmal durch ihr massenhaftes
Auftreten zum Gütesiegel. Ganz im Gegenteil wird sie zur manifesten
Bedrohung für die Entwicklung einer Gesellschaft, weil Narzissmus
keinen Wert darstellt, sondern aufgrund seiner Beliebigkeit
wertzerstörend wirkt und damit auch die Zukunftsaussichten späterer
Generationen gefährdet.   Falsche Selbstkonzepte Ohhhh! Wie
die Menschen

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