#93 Von der Scham nicht perfekt zu sein

#93 Von der Scham nicht perfekt zu sein

31 Minuten
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Beschreibung

vor 6 Monaten

Heute gehts um das Thema Scham. Vor einigen Wochen hatte ich ein
Erlebnis, das mir gezeigt hat, wie viel Scham immer noch in mir
steckt: die Scham, menschlich zu sein, Fehler zu machen, kurz:
die Scham, nicht perfekt zu sein.

Perfektion bzw. das Streben nach Perfektion war bisher ein
riesiger Teil meines Lebens und ist vermutlich eines meiner
größten Lernfelder in diesem Leben, also das Loslassen davon.
Denn Perfektion (im Sinne von Makellosigkeit) gibt es nicht, kann
also auch nicht erreicht werden (auch nicht durch "makelloses"
Verhalten - was es by the way auch nicht gibt, denn irgendwer
wird sich immer an irgendwas stören, was ich mache). Trotzdem
erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich es versuche. Und
spüre die Scham, wenn ich es nicht schaffe.

Scham ist ein unangenehmes Gefühl und letztendlich eine
Schutzfunktion, die uns daran hindern will, etwas zu tun oder zu
sagen, das nicht ins Bild passt, das andere von uns haben. Wie
dieses Bild entstanden ist, ist dabei erstmal zweitrangig. Da
spielen ganz viele Konditionierungen sowohl im Kleinen (die Art,
wie wir aufgewachsen sind, was wir gelernt haben, wie wir sein
müssen, um Liebe und Bindung zu bekommen, etc) als auch im Großen
(gesellschaftliche Konditionierungen, "Moral", gesellschaftliche
"Tugenden", etc) mit hinein.

Doch was Scham auch macht: sie hält uns klein.
Das Gegenteil von Scham ist Authentizität. Die meisten von uns
sind nicht authentisch, also verstecken sich, halten sich klein,
sagen nicht, was sie denken oder fühlen, zeigen ihre Gefühle
nicht, etc. Und das "nur", weil wir uns  dafür schämen. Für
unsere Meinung, für unsere Gefühle, für Seiten an uns, die nicht
dem Ideal entsprechen, das wir gerne erfüllen würden. Weil wir
glauben, wenn wir uns so zeigen wie wir sind, werden wir
abgelehnt oder verlassen. Und ja, das kann passieren. Doch das
schöne an Authentizität ist: je authentischer wir sind, desto
mehr ziehen wir die (für uns) richtigen Menschen ab und die
Menschen, die nicht für uns sind, werden abgestoßen. Und diese
"richtigen" Menschen, das sind die, die uns so akzeptieren und
lieben wie wir sind - auch wenn wir mal Fehler machen, auch wenn
wir nicht perfekt sind, auch wenn wir mal Scheiße bauen. Und das
wollen wir doch, oder?

Das heißt, wir dürfen lernen, die Scham auszuhalten, durchzugehen
und uns trotz Scham zu zeigen mit allem, was wir sind, zu sagen,
was wir zu sagen haben und zu tun, worauf wir Lust haben. Die
Perfektion bzw. das Streben danach und das Idealbild loszulassen
und "einfach" wir selbst zu sein.

Durch mein Erlebnis habe ich schon einmal einen Blick darauf
werfen können und das, was ich da gesehen und gespürt habe, ist
es sowas von wert, diese Arbeit zu machen.

Ich hoffe, du kannst für dich etwas aus der Folge ziehen
und  wünsch dir viel Freude beim Hören!

Alles Liebe,
Christina

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