Jürg Grossen: «Wir wollen nicht zurück in die Höhle», Feusi Fédéral, Ep. 139

Jürg Grossen: «Wir wollen nicht zurück in die Höhle», Feusi Fédéral, Ep. 139

Der Präsident der Grünliberalen über das Stromgesetz, die Ausbaupläne für Wind- und Solarenergie und weshalb es Ende April zu einer plötzlichen Mangellage beim Strom kam. Und Grossen kritisiert die Stromkonzerne und fordert, dass sie mit ihren Gewinnen rt
39 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Bringt das Stromgesetz wirklich mehr Versorgungssicherheit, wie die
Befürworter behaupten? Jürg Grossen ist davon überzeugt. «Wir
schaffen Anreize, um mehr Erneuerbare in der Schweiz zu
produzieren.» Aber man müsse ehrlich sein. «Sicher ist gar nichts.»
Windräder und Solaranlagen sind schön Das Gesetz baue nicht nur die
Produktion von Winterstrom aus, sondern insgesamt sechsmal mehr
Strom über das gesamte Jahr. Die Mehrheit dieser Ausbauten von
Solarenergie werde auf bestehenden Dächern geschehen. «Es geschieht
mit dem Stromgesetz sehr viel mehr, als der von Albert Rösti
betonte Ausbau beim Winterstrom.» Grossen stören die Windräder
nicht besonders. «Ich finde Solaranlagen und Windräder schön.» Für
ihn ist das eine «Geschmacksache». «Das ist Panikmache»
Gleichzeitig dämpft Grossen die Erwartungen. Der Ausbau werde lange
dauern und funktioniere nur in Zusammenhang mit dem Ausbau der
Wasserkraft, die rasch abrufbar sei, wenn es nötig sei. «Das ist
das innovativ schweizerische, was wir unbedingt tun sollten.» Die
Gemeinden hätten auch bei einer Zustimmung zum Stromgesetz noch
etwas zu sagen, findet Grossen. Wenn eine Gemeinde ein Projekt
ablehne, werde nicht gebaut. «Das ist richtig und wichtig.» Es gebe
aber eine Besserstellung der Stromproduktion gegenüber dem
Naturschutz, wenn es eine Produktion von nationaler Bedeutung sei.
Dass es anders sei, sei «Panikmache». «Diese Leute sind
unbelehrbar» Der Ausbau der Wasserkraft wird trotz rundem Tisch von
links-grünen Organisationen bekämpft. Jürg Grossen hat dafür kein
Verständnis. Diese Beschwerden müsse man alle ablehnen und die
Organisationen nicht mehr zulassen, findet Grossen. «Diese Leute
sind unbelehrbar.» Als Gesellschaft müssten wir festhalten, dass
wir den Strom bräuchten. «Wir wollen ja nicht zurück in die Höhle.»
Ende April kam es zu einer schwierigen Situation im Stromnetz, weil
wegen des Wintereinbruchs plötzlich Strom fehlte. Der Netzbetreiber
Swissgrid musste sehr teuren Ersatzstrom einkaufen. Eigentlich
hätten wir mit der Wasserkraft das Mittel, um solche Schwankungen
auszugleichen. Die Wasserkraftbetreiber müssten in die Bresche
springen, wenn es zu wenig Strom habe, findet Grossen. Er verstehe
nicht, warum das nicht geschehen sei, vor allem weil die
Wasserkraftbetreiber noch Geld für eine Reservehaltung erhielten.
«Dieses System müssen wir überarbeiten.» Die Wasserkraftbetreiber
hätten diesen Winter sehr viel Geld verdient. Grossen fordert, dass
deren Betreiber davon etwas dem Bund abliefern – für den
Rettungsschirm, den man für sie geschaffen habe. Das sei im
Parlament in Arbeit. Jetzt machten die Stromkonzerne mit der
Wasserkraft Milliardengewinne. «Dann muss man bereit sein, mit den
Gewinnen Reserven zu bilden.»

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