Gedanken am frühen Morgen - Rede mit mir

Gedanken am frühen Morgen - Rede mit mir

5 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten

Als unter den Jüngern ein Rangstreit anhub, nahm unser Herr, der
Demut Lehrmeister, ein Kind bei der Hand und sprach: „Wer von
euch nicht wie ein Kind wird, der kann nicht in das Himmelreich
eingehen.“ Damit es aber nicht so aussehe, als lehre er die
Demut, ohne sie zu üben, gab er auch das entsprechende Beispiel
Er wusch seinen Aposteln die Füße, begrüßte den Verräter mit
einem Kusse, unterhielt sich mit der Samariterin, sprach mit
Maria, die zu seinen Füßen saß, über das Himmelreich und zeigte
sich nach seiner Auferstehung von den Toten zuerst den Frauen.
Die Fischer Petrus und Jakobus wurden gegen die Sophisten und
Weisen dieser Welt gesandt. Deshalb sagt die Schrift: „Den
Hochmütigen widersteht Gott, den Demütigen aber verleiht er seine
Gnade.“ In zehn Briefen, wenn ich nicht irre, habe ich Dir meine
Hochachtung ausgesprochen und einige Bitten an Dich gerichtet,
ohne dass Du Dich herabgelassen hättest auch nur Muh zu sagen.
Während der Herr mit den Dienern sprach, willst Du, der Bruder,
nicht einmal mit dem Bruder reden. „Wie unverschämt“, wirst Du
sagen. Glaube mir, wenn nicht mein Sinn für edle Ausdrucksform
mir Zurückhaltung auferlegte, würde ich in meinem Grimme solch
schweres Geschütz auffahren, dass Du schließlich Dich zu einer
Antwort bequemen müsstest, wäre es auch eine, die aus der
Erregung geboren würde. Der Menschen Art ist es, nachzutragen,
der Christ aber soll kein Unrecht tun. Darum will ich noch einmal
den früheren Weg einschlagen und Dich bitten: „Liebe den, der
Dich liebt, und gönne, mein Mitknecht im Herrn, Deinem Mitknecht
ein Wort!“

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