"Frauen, Leben, Freiheit": Schreibt der Iran gerade feministische Weltgeschichte?
28 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast spürt dem hinterher, was wichtig bleibt vom aktuellen Kulturgeschehen. Wir verfolgen den Zeitgeist, mal feuilletonistisch, mal nüchtern auf den Punkt, immer interessiert.
Beschreibung
vor 2 Jahren
Eine junge Frau ohne Kopftuch, die auf dem Dach eines Autos steht
und „Tod dem Diktator“ ruft. Zwei Frauen, die ohne Kopftuch
frühstücken gehen. Frauen, die gegen die allgegenwärtige
Sittenpolizei protestieren. Noch vor kurzer Zeit wäre all das im
Iran undenkbar gewesen. Seit etwa zwei Wochen ereignen sich
derartige Szenen in der Islamischen Republik immer wieder. Auslöser
der Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die von der
Sittenpolizei festgenommen wurde und später im Krankhaus starb. Die
daraus entstandenen Proteste berühren einen Kernbestandteil der
Islamischen Republik: die Pflicht für Frauen, ein Kopftuch zu
tragen. Schreiben die Frauen im Iran gerade feministische
Weltgeschichte? „Ja“, sagt die Journalistin Natalie Amiri im SWR2
Podcast „Was geht - was bleibt“. „Denn auf den Straßen stehen
Frauen, sie reißen sich das Kopftuch vom Leib, unter dem Beitrag
von Männern und Frauen, sie verbrennen ihre Kopftücher, sie
widersetzen sich der Sittenpolizei, die sie mehr als 40 Jahre lang
diskriminiert hat, beleidigt, beschimpft, verhaftet und in
Mini-Busse gezerrt und sie fertig gemacht hat. Die Frauen, die
jetzt sagen: Wir machen nicht mehr mit. Aber – so Amiri – das
Regime schlage hart zurück. Die Frauen im Iran litten seit mehr als
43 Jahren, „ich habe nie so willensstarke Frauen wie die im Iran
gesehen“, sagt Natalie Amiri. Feminist*innen auf der ganzen Welt
sollten sich noch weitaus mehr mit den Frauen im Iran
solidarisieren, ein Kopftuchverbot zum Beispiel in Deutschland
lehnt Amiri jedoch ab: „Wenn wir hier in der Demokratie, in
Freiheit Frauen verbieten Kopftücher zu tragen, wären wir nicht
viel besser als die Islamische Republik.“ Die Politologin und
Aktivistin Emilia Roig sieht die iranischen Proteste im Kontext
eines weltweiten Feminismus: „Der Protest zeigt, wie tödlich das
Patriarchat im Iran ist. “Auch in Deutschland gebe es Gewalt gegen
Frauen, so Roig: „Alle drei Tage wird hier eine Frau von ihrem
Partner oder Ex-Partner getötet.“ Man müsse das Patriarchat „jeden
Tag verlernen“, „wir müssen die unterlegene Position der Frauen
verlernen und auch die binäre Geschlechtsordnung.“ Habt Ihr noch
mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten? Schreibt uns
an kulturpodcast@swr.de Host: Philine Sauvageot Redaktion: Philine
Sauvageot und Daniel Stender
und „Tod dem Diktator“ ruft. Zwei Frauen, die ohne Kopftuch
frühstücken gehen. Frauen, die gegen die allgegenwärtige
Sittenpolizei protestieren. Noch vor kurzer Zeit wäre all das im
Iran undenkbar gewesen. Seit etwa zwei Wochen ereignen sich
derartige Szenen in der Islamischen Republik immer wieder. Auslöser
der Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die von der
Sittenpolizei festgenommen wurde und später im Krankhaus starb. Die
daraus entstandenen Proteste berühren einen Kernbestandteil der
Islamischen Republik: die Pflicht für Frauen, ein Kopftuch zu
tragen. Schreiben die Frauen im Iran gerade feministische
Weltgeschichte? „Ja“, sagt die Journalistin Natalie Amiri im SWR2
Podcast „Was geht - was bleibt“. „Denn auf den Straßen stehen
Frauen, sie reißen sich das Kopftuch vom Leib, unter dem Beitrag
von Männern und Frauen, sie verbrennen ihre Kopftücher, sie
widersetzen sich der Sittenpolizei, die sie mehr als 40 Jahre lang
diskriminiert hat, beleidigt, beschimpft, verhaftet und in
Mini-Busse gezerrt und sie fertig gemacht hat. Die Frauen, die
jetzt sagen: Wir machen nicht mehr mit. Aber – so Amiri – das
Regime schlage hart zurück. Die Frauen im Iran litten seit mehr als
43 Jahren, „ich habe nie so willensstarke Frauen wie die im Iran
gesehen“, sagt Natalie Amiri. Feminist*innen auf der ganzen Welt
sollten sich noch weitaus mehr mit den Frauen im Iran
solidarisieren, ein Kopftuchverbot zum Beispiel in Deutschland
lehnt Amiri jedoch ab: „Wenn wir hier in der Demokratie, in
Freiheit Frauen verbieten Kopftücher zu tragen, wären wir nicht
viel besser als die Islamische Republik.“ Die Politologin und
Aktivistin Emilia Roig sieht die iranischen Proteste im Kontext
eines weltweiten Feminismus: „Der Protest zeigt, wie tödlich das
Patriarchat im Iran ist. “Auch in Deutschland gebe es Gewalt gegen
Frauen, so Roig: „Alle drei Tage wird hier eine Frau von ihrem
Partner oder Ex-Partner getötet.“ Man müsse das Patriarchat „jeden
Tag verlernen“, „wir müssen die unterlegene Position der Frauen
verlernen und auch die binäre Geschlechtsordnung.“ Habt Ihr noch
mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten? Schreibt uns
an kulturpodcast@swr.de Host: Philine Sauvageot Redaktion: Philine
Sauvageot und Daniel Stender
Weitere Episoden
34 Minuten
vor 1 Woche
31 Minuten
vor 3 Wochen
30 Minuten
vor 1 Monat
30 Minuten
vor 1 Monat
31 Minuten
vor 2 Monaten
In Podcasts werben
Kommentare (0)