Episode 20: Schwarzes Europa, literaturwissenschaftlich
42 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 7 Monaten
Gianna Zocco und Sandra Folie (beide ZfL) sprechen über den Band
»Sketches of Black Europe in African and African Diasporic
Narratives« (2024), der sich mit Imaginationen Europas in
afrikanischer und afrodiasporischer Literatur und Kunst
beschäftigt. ———————— Die Beiträge eint das Interesse an den
Erzählperspektiven Schwarzer Künstler:innen und ihren Überlegungen
darüber, was es heißt, europäisch zu sein. Untersucht werden
literarische und filmische Werke von Künstler:innen, die auf
geteilte Erfahrungen in und mit Europa verweisen. Der
transnationale Charakter der Romane und Filme äußert sich dabei
nicht nur in den Biographien ihrer Produzent:innen, sondern auch in
den wiederkehrenden intertextuellen Bezügen auf kanonische Texte
(von Toni Morrison über Frantz Fanon bis May Ayim) sowie einem
gemeinsamen Repertoire von Themen, Metaphern und Motiven. Mittels
einer dezidiert komparatistischen Betrachtung wird dabei sowohl die
Beschränkung auf einzelne Nationalphilologien überwunden als auch
die vorherrschende biographisch-soziologische Betrachtung der Werke
vermieden. Vielmehr werden gemeinsame Darstellungsverfahren in den
Vordergrund gestellt oder literaturgeschichtliche Bezüge sichtbar
gemacht, wie es Mahamadou Famanta beispielsweise für Sharon Dodua
Otoos Roman »Adas Raum« tut. Der Rede von Europa liegt häufig die
implizite Annahme eines ›weißen Kontinents‹ zugrunde. Die
Perspektivierung ›Black Europe‹ hingegen erlaubt es den
Beiträger:innen, Europa transkultureller und hybrider zu
beschreiben und dabei etablierte Vorstellungen und Selbstbilder von
Europa und seinem ›Anderen‹ infrage zu stellen. So beispielsweise
Dobrota Pucherová, die autobiographische Texte von Tomáš Zmeškal
und Obonete S. Ubam daraufhin untersucht, wie sie das im Kalten
Krieg vorherrschende Narrativ der tschechischen Gesellschaft als
frei von Rassismus erschüttern. Margriet van der Waal konzentriert
sich stärker auf genuin sprachliche Fragen, indem sie sich mit der
Hybridisierung des als ›europäisch‹ geltenden Afrikaans
beschäftigt. Zum Anspruch des Bandes gehört es außerdem,
Perspektiven von den europäischen ›Rändern‹ und aus den Provinzen
des Kontinents zu berücksichtigen. So untersucht Gianna Zocco, wie
es James Baldwin und Vincent O. Carter mittels der literarischen
Strategie der Blickumkehr gelingt, die Schweiz zu
provinzialisieren. Sandra Folie wiederum analysiert, wie
westafrikanische Juju-Rituale und die alpenländische
Krampus-Tradition in Sudabeh Mortezais Film »Joy« durch den
strategischen Einsatz exotisierender Darstellungsverfahren
parallelisiert werden und somit letztlich an der vermeintlich
festen Grenze zwischen Europäischem und Nichteuropäischem gerüttelt
wird. ———————— Die Komparatistin Gianna Zocco leitet das
ERC-Projekt »Schwarze Narrative transkultureller Aneignung:
Literarische Akte des Konstruierens afro-europäischer Welten und
der Infragestellung europäischer Grundlagen«. Von 2019 bis 2023 war
sie mit dem Projekt »Deutschland und seine Geschichte in
afroamerikanischer Literatur« Marie-Skłodowska-Curie Fellow am ZfL.
Sandra Folie ist ebenfalls Komparatistin. Sie hat zu
Labelingpraktiken neuer Welt-Frauen-Literaturen im
transkontinentalen Vergleich promoviert und ist seit 2023
Mitarbeiterin im ERC-Projekt. www.zfl-berlin.org
»Sketches of Black Europe in African and African Diasporic
Narratives« (2024), der sich mit Imaginationen Europas in
afrikanischer und afrodiasporischer Literatur und Kunst
beschäftigt. ———————— Die Beiträge eint das Interesse an den
Erzählperspektiven Schwarzer Künstler:innen und ihren Überlegungen
darüber, was es heißt, europäisch zu sein. Untersucht werden
literarische und filmische Werke von Künstler:innen, die auf
geteilte Erfahrungen in und mit Europa verweisen. Der
transnationale Charakter der Romane und Filme äußert sich dabei
nicht nur in den Biographien ihrer Produzent:innen, sondern auch in
den wiederkehrenden intertextuellen Bezügen auf kanonische Texte
(von Toni Morrison über Frantz Fanon bis May Ayim) sowie einem
gemeinsamen Repertoire von Themen, Metaphern und Motiven. Mittels
einer dezidiert komparatistischen Betrachtung wird dabei sowohl die
Beschränkung auf einzelne Nationalphilologien überwunden als auch
die vorherrschende biographisch-soziologische Betrachtung der Werke
vermieden. Vielmehr werden gemeinsame Darstellungsverfahren in den
Vordergrund gestellt oder literaturgeschichtliche Bezüge sichtbar
gemacht, wie es Mahamadou Famanta beispielsweise für Sharon Dodua
Otoos Roman »Adas Raum« tut. Der Rede von Europa liegt häufig die
implizite Annahme eines ›weißen Kontinents‹ zugrunde. Die
Perspektivierung ›Black Europe‹ hingegen erlaubt es den
Beiträger:innen, Europa transkultureller und hybrider zu
beschreiben und dabei etablierte Vorstellungen und Selbstbilder von
Europa und seinem ›Anderen‹ infrage zu stellen. So beispielsweise
Dobrota Pucherová, die autobiographische Texte von Tomáš Zmeškal
und Obonete S. Ubam daraufhin untersucht, wie sie das im Kalten
Krieg vorherrschende Narrativ der tschechischen Gesellschaft als
frei von Rassismus erschüttern. Margriet van der Waal konzentriert
sich stärker auf genuin sprachliche Fragen, indem sie sich mit der
Hybridisierung des als ›europäisch‹ geltenden Afrikaans
beschäftigt. Zum Anspruch des Bandes gehört es außerdem,
Perspektiven von den europäischen ›Rändern‹ und aus den Provinzen
des Kontinents zu berücksichtigen. So untersucht Gianna Zocco, wie
es James Baldwin und Vincent O. Carter mittels der literarischen
Strategie der Blickumkehr gelingt, die Schweiz zu
provinzialisieren. Sandra Folie wiederum analysiert, wie
westafrikanische Juju-Rituale und die alpenländische
Krampus-Tradition in Sudabeh Mortezais Film »Joy« durch den
strategischen Einsatz exotisierender Darstellungsverfahren
parallelisiert werden und somit letztlich an der vermeintlich
festen Grenze zwischen Europäischem und Nichteuropäischem gerüttelt
wird. ———————— Die Komparatistin Gianna Zocco leitet das
ERC-Projekt »Schwarze Narrative transkultureller Aneignung:
Literarische Akte des Konstruierens afro-europäischer Welten und
der Infragestellung europäischer Grundlagen«. Von 2019 bis 2023 war
sie mit dem Projekt »Deutschland und seine Geschichte in
afroamerikanischer Literatur« Marie-Skłodowska-Curie Fellow am ZfL.
Sandra Folie ist ebenfalls Komparatistin. Sie hat zu
Labelingpraktiken neuer Welt-Frauen-Literaturen im
transkontinentalen Vergleich promoviert und ist seit 2023
Mitarbeiterin im ERC-Projekt. www.zfl-berlin.org
Weitere Episoden
51 Minuten
vor 3 Wochen
33 Minuten
vor 3 Monaten
42 Minuten
vor 5 Monaten
36 Minuten
vor 9 Monaten
45 Minuten
vor 1 Jahr
In Podcasts werben
Kommentare (0)