FP09 - Polen ist verloren!

FP09 - Polen ist verloren!

1 Stunde 31 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast zur Nationalversammlung 1848/49

Beschreibung

vor 7 Monaten

Lange war Polen eine europäische Großmacht gewesen, bevor drei
seiner Nachbarn innenpolitische Probleme ausnutzten um das Land
unter sich aufzuteilen. Nach drei Teilungen 1772, 1793 und 1795
verschwand Polen von der politischen Karte Europas. Von Napoleons
Gnaden entstand für kurze Zeit das Herzogtum Warschau. Doch den
größten Teil erhielt beim Wiener Kongress der russische Zar.
Einen kleineren Teil kam bei dieser neuerlichen Teilung als
Großherzogtum Posen zu Preußen, wurde jedoch nicht Teil des
Deutschen Bundes.



Im Revolutionsjahr 1848 solidarisiert sich die deutsche
Nationalbewegung mit der polnischen Freiheitsbewegung. Am 20.
März erzwingen Berliner Revolutionäre die Begnadigung polnischer
Häftlinge, die nach verratenen Aufstandsplanungen im Gefängnis
Moabit einsitzen. Ihr Anführer Ludwik Mierosławski hält mehrfach
umjubelte Reden an die Berliner. Doch all diese Solidarität und
Freundschaft weichen bald darauf einem neuen nationalen
Egoismus.



Das Frankfurter Vorparlament klammerte in seinen Erklärungen zu
Polen das Großherzogtum Posen einfach aus. Und damit auch die
Frage, ob dort Wahlen zur Nationalversammlung stattfinden sollen.
Schließlich werden zwölf Abgeordnete gewählt und nehmen ihre
Sitze im Parlament ein. Verbunden mit der elemantaren Frage der
Grenzen des Deutschen Bundes und damit eines künftigen deutschen
Nationalstaates, debattiert die Paulskirche im Juli 1848 drei
Tage lang die Frage, ob das Großherzogtum Posen zu Deutschland
kommen solle bzw. ob die Posener Abgeordneten ihre Sitze im
Parlament behalten dürfen.



In der Debatte erinnern zwar noch manche Redner an die
Solidarität mit den Polen in der Revolution und beschwören die
große Geschichte der einstigen Adelsrepublik. Vor allem der
Abgeordnete Robert Blum beschwört die Idee der Gerechtigkeit
gegenüber dem polnischen Volk. Doch die meisten Abgeordneten
plädieren nun für die Wahrung deutschen territorialen Besitzes
und das das Recht des stärkeren. Der Abgeordnete Wilhelm Jordan
spricht sich für einen "gesunden Volksegoismus" aus und für
Besitzstandswahrung. Zudem hätten die Polen einen
"Volkscharakter", der es ihnen unmöglich mache, sich selbst zu
verwalten. Vor allem seine Rede ist nicht nur voller Klischees,
sondern verweist in ihrem Chauvinismus bereits auf sich
entwickelnde Ideologien.




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