Yvonne Gilli: «Sie warten dann einfach auf die Behandlung», Feusi Fédéral, Ep. 141
Die Präsidentin der Ärztevereinigung FMH über die
Kostenbremse-Initiative, die Überversorgung und die Fehlanreize im
Gesundheitswesen und die Zukunft des Ärzteberufes. Und warum die
FMH nichts zur Prämienentlastungsinitiative der SP sagt.
31 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
«Man muss etwas machen, um eine gute Kostenkontrolle zu haben»,
findet Yvonne Gilli. Aber die Kostenbremse-Initiative sei der
falsche Weg. Die Anbindung der Kosten an die Lohnentwicklung sei
gefährlich. «Wenn man das zurückrechnet, wären über ein Drittel der
Leistungen in der obligatorischen Grundversicherung nicht mehr
finanziert werden können.» Doch die Initiative fordert ja nur die
Akteure auf, etwas gegen die Kostenentwicklung zu tun. Gilli
befürchtet, dass dann einfach die Tarife nach unten angepasst
würden. «Dann warten sie einfach auf ihre Operation, bis wieder
Geld vorhanden ist.» Es sei einfach, eine Prämiensenkung zu
versprechen, wenn die Patienten eine Behandlung dann selber
bezahlen müssen. Fehlanreize beseitigen Die Kostenentwicklung sei
nicht das Problem, findet Gilli. Dass die alternde Bevölkerung mehr
Kosten verursache, sei nicht zu vermeiden. «Die Prämienentwicklung
hatten wir nicht im Griff», gibt Gilli allerdings zu. Der Grund
sei, dass immer mehr Behandlungen ambulant durchgeführt würden. Die
würden weniger kosten, aber vollständig von den Krankenkassen
übernommen und so auf die Prämien durchschlagen. Bei den
Behandlungen im Spital zahlten die Kantone gut die Hälfte. Das
Parlament hat diesen Fehler korrigiert, aber die Gewerkschaften
haben das Referendum dagegen ergriffen. Was wäre denn zu tun? Gilli
stimmt dem Ziel zu, dass die Qualität eine wichtigere Rolle spielen
sollte. «Als Patientin möchte ich mich eine Garantie haben, dass
die Qualität stimmt.» Dann gelte es, Fehlanreize zu beseitigen. Die
Spitalplanung sollte überregional gemacht werden, findet Gilli.
«Wahrscheinlich gibt es zu viele Spitäler». Man orientiere sich zu
stark an den Kantonsgrenzen. Generell gebe es aber zu wenig Ärzte.
Es brauche mehr Ausbildungsplätze an den Universitäten. Gilli
fordert, dass der Bund sich da beteilige. «Nötige Provokation» Bei
der Prämienentlastungsinitiative der SP hat die FMH Stimmfreigabe
beschlossen. Yvonne Gilli findet es richtig, dass der
Gegenvorschlag die Kantone in die Pflicht nehme, ausreichend
Prämienverbilligungen auszuzahlen. «Es hat eine Provokation
gebraucht, damit allen bewusst wurde, dass es einen sozialen
Ausgleich zur Kopfprämie braucht.»
findet Yvonne Gilli. Aber die Kostenbremse-Initiative sei der
falsche Weg. Die Anbindung der Kosten an die Lohnentwicklung sei
gefährlich. «Wenn man das zurückrechnet, wären über ein Drittel der
Leistungen in der obligatorischen Grundversicherung nicht mehr
finanziert werden können.» Doch die Initiative fordert ja nur die
Akteure auf, etwas gegen die Kostenentwicklung zu tun. Gilli
befürchtet, dass dann einfach die Tarife nach unten angepasst
würden. «Dann warten sie einfach auf ihre Operation, bis wieder
Geld vorhanden ist.» Es sei einfach, eine Prämiensenkung zu
versprechen, wenn die Patienten eine Behandlung dann selber
bezahlen müssen. Fehlanreize beseitigen Die Kostenentwicklung sei
nicht das Problem, findet Gilli. Dass die alternde Bevölkerung mehr
Kosten verursache, sei nicht zu vermeiden. «Die Prämienentwicklung
hatten wir nicht im Griff», gibt Gilli allerdings zu. Der Grund
sei, dass immer mehr Behandlungen ambulant durchgeführt würden. Die
würden weniger kosten, aber vollständig von den Krankenkassen
übernommen und so auf die Prämien durchschlagen. Bei den
Behandlungen im Spital zahlten die Kantone gut die Hälfte. Das
Parlament hat diesen Fehler korrigiert, aber die Gewerkschaften
haben das Referendum dagegen ergriffen. Was wäre denn zu tun? Gilli
stimmt dem Ziel zu, dass die Qualität eine wichtigere Rolle spielen
sollte. «Als Patientin möchte ich mich eine Garantie haben, dass
die Qualität stimmt.» Dann gelte es, Fehlanreize zu beseitigen. Die
Spitalplanung sollte überregional gemacht werden, findet Gilli.
«Wahrscheinlich gibt es zu viele Spitäler». Man orientiere sich zu
stark an den Kantonsgrenzen. Generell gebe es aber zu wenig Ärzte.
Es brauche mehr Ausbildungsplätze an den Universitäten. Gilli
fordert, dass der Bund sich da beteilige. «Nötige Provokation» Bei
der Prämienentlastungsinitiative der SP hat die FMH Stimmfreigabe
beschlossen. Yvonne Gilli findet es richtig, dass der
Gegenvorschlag die Kantone in die Pflicht nehme, ausreichend
Prämienverbilligungen auszuzahlen. «Es hat eine Provokation
gebraucht, damit allen bewusst wurde, dass es einen sozialen
Ausgleich zur Kopfprämie braucht.»
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