Gedanken am frühen Morgen - Denk nicht so
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vor 6 Monaten
Gestern besuchten mich mehrere Mönche. Wir redeten über dies und
jenes. Da kamen wir im Verlauf der langen Unterredung auf das
Büchlein zu sprechen, das ich über das Leben des heiligen Mannes
Martinus herausgegeben habe. Ich hörte da zu meiner großen
Befriedigung, dass es viele eifrige Leser finde. Bei dieser
Gelegenheit wurde mir mitgeteilt, einer habe, vom bösen Geist
gereizt, gefragt, warum Martinus, der doch Tote erweckt und von
den Häusern die Feuersgefahr ferngehalten hat, vor einiger Zeit
selbst vom Feuer ergriffen worden und in eine ganz bedenkliche
Notlage gekommen sei. Dieser jämmerliche Wicht, mag er sein, wer
er wolle: wäre er damals zur Welt gekommen, er wäre sicherlich
fähig gewesen, so wider den Herrn zu sprechen. Tatsächlich hätte
ihm der Wille zu dieser Treulosigkeit nicht gefehlt, ihm, der
jetzt bei ähnlicher Gelegenheit den Heiligen des Herrn durch sein
Verhalten lästert. Was meinst du, wer immer du bist? Soll
Martinus deshalb nicht mächtig, deshalb nicht heilig sein, weil
er bei der Feuersbrunst in Gefahr kam? Glückseliger Mann, in
allem den Aposteln gleich, auch bei diesen Lästerungen! Es wird
ja überliefert, dass die Heiden auch von Paulus so dachten, als
ihn eine Schlange gebissen hatte. Sie sprachen: „Dieser Mensch
muss ein Mörder sein. Er ist zwar dem Meer glücklich entronnen,
aber das Schicksal lässt ihn nicht am Leben“. Allein Paulus
schleuderte die Schlange ins Feuer und erlitt keinen Schaden.
Jene meinten, er werde sofort zusammenbrechen, sofort sterben; da
sie aber sahen, dass ihm nichts Schlimmes widerfahre, schlug ihre
Gesinnung um, und sie sprachen: er ist ein Gott.
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