Franz Schuh & Maria Katharina Moser: MITLEID - Plädoyer für ein unzeitgemäßes Gefühl
54 Minuten
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Beschreibung
vor 6 Monaten
Franz Schuh im Gespräch mit Maria Katharina
Moser
MITLEID
Plädoyer für ein unzeitgemäßes Gefühl
Titel und Idee zu dieser Veranstaltung entstammen einem Buch des
Theologen Alfred Holl. 1954 zum Priester geweiht, brachten ihn
seine Texte in Konflikt mit der katholischen Kirche; 1976 folgte
die Suspendierung vom Priesteramt. Er lebte als Schriftsteller
und freier Publizist in Wien, wo er 2020 starb. Der
Residenzverlag publiziert seit 2021 eine Werkausgabe seiner
Schriften, herausgegeben von Walter Famler und Harald Klauhs.
Holls Buch „Mitleid im Winter“ erscheint dieser Tage mit einem
Vorwort von Franz Schuh.
„Adolf Holl war einst Kaplan und danach einer der Moderatoren des
seligen Club 2. Aber vor allem war er, auch wenn dies am
wenigsten bemerkt wurde, einer der großen Schriftsteller
Österreichs. Das ist deshalb weniger bemerkt worden, weil seine
Bücher religiöse Themen hatten, obwohl Holls Darstellungen über
religiöse Beschränkungen hinaus gingen. Sein Buch „Mitleid im
Winter“ ist literarisch ein Meisterwerk, aber es ist auch für
sogenannte „Sachfragen“ zuständig. Die Grundfrage könnte man so
formulieren: Mitleid ist ein Gefühl, dessen man sich nicht
erwehren kann, aber nicht selten erwehren muss. Zwischen der
nötigen Selbstsorge und der Sorge für andere herrscht nicht
einfach Einigkeit“. (Franz Schuh)
Schuh hat in seinem Buch „Hilfe. Ein Versuch zur Güte“ thematisch
verwandt argumentiert: Die Bürokratisierung von Hilfe, ihre
gesetzliche und organisierte Verankerung in der Gesellschaft, sei
zuverlässiger als das naturgemäß schwankende Mitleidsgefühl, ohne
das allerdings die – wie immer auch gut organisierte – Hilfe gar
nicht existieren könnte.
Über charakteristische Ambivalenzen des Mitleids soll mit Dr.in
Maria Katherina Moser gesprochen werden. Sie ist Leiterin der
Diakonie, kommt also aus der Praxis und kennt sich als Theologin
und Pfarrerin ebenso gut in der Theorie aus.
Maria Katharina Moser ist evangelische
Pfarrerin, Sozialethikerin und seit September 2018 Direktorin der
Diakonie Österreich. Sie studierte Theologie in Wien sowie
interkulturelle Frauenforschung in Manila. Nach Arbeitserfahrung
in Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und an der Universität war
sie von 2007 bis 2014 als Redakteurin in der Hauptabteilung
Religion TV beim ORF tätig. Danach folgte der Schritt ins
Pfarramt: sie war zunächst Vikarin und dann Pfarrerin in der
Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Simmering und
wissenschaftliche Referentin des Instituts für öffentliche
Theologie und Ethik der Diakonie.
Franz Schuh studierte Philosophie, Geschichte
und Germanistik. Er ist Schriftsteller, Lehrbeauftragter an der
Universität für Angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für
Zeitschriften und Rundfunkstationen. Er erhielt u.a. 2006 den
Preis der Leipziger Buchmesse, 2011 den Österreichischen
Kunstpreis und 2021 den Johann-Heinrich-Merck-Preis für
literarische Kritik und Essay. Bei Zsolnay erschienen zuletzt
„Lachen und Sterben“ (2021) und „Ein Mann ohne Beschwerden“
(2023).
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