SS Lager Sylt: Von Nazi-Skandalen und verdrängter Vergangenheit
"Ausländer raus"-Gegröle und Hitlergruß über Pfingsten: Während
ganz Deutschland über die “Prosecco-Nazis” auf Sylt debattiert,
wurde am 22. Mai 2024 im Imperial War Museum in London der
Untersuchungsbericht zu einem besonders dunklen...
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vor 5 Monaten
"Ausländer raus"-Gegröle und Hitlergruß über Pfingsten: Während
ganz Deutschland über die “Prosecco-Nazis” auf Sylt debattiert,
wurde am 22. Mai 2024 im Imperial War Museum in London der
Untersuchungsbericht zu einem besonders dunklen Kapital der
Nazi-Besatzung der britischen Kanalinseln vorgestellt.
Auf der winzigen, nur 8 Quadratkilometer großen Insel Alderney,
rund 15 Kilometer von der französischen und 100 Kilometer von der
britischen Küste entfernt, betrieb die SS-Panzerdivision
Totenkopf nämlich das einzige Konzentrationslager auf britischem
Boden.
Das KZ wurde offiziell als “SS Lager Sylt” bezeichnet.
Seit dem Ende des 2. Weltkrieges war es nie zu einem Abschluss
der offiziellen Untersuchungen der Geschehnisse und Verbrechen
auf Alderney gekommen. Aufgrund dieser historischen Versäumnissen
der Briten und Sowjets, wurden die dafür Verantwortlichen auch
nie zur Rechenschaft für ihre Taten gezogen.
Dieses Verdrängen führte dazu, dass es zum Teil wilde Gerüchte
und Verschwörungstheorien dazu gab, was wirklich in Alderney in
der NS-Zeit passiert war und wie viele Gefangene dem SS Terror
zum Opfer gefallen sind. Daher nun dieser neuerliche Versuch der
Wahrheitssuche seitens der Briten.
Die im “SS Lager Sylt” und in drei weiteren Arbeitslagern auf der
Insel unter unmenschlichen Bedingungen Inhaftierten,
hauptsächlich stammten sie aus der Sowjetunion, bauten Alderney
zu einer Festung um. Aus unerfindlichen Gründen wurde nämlich
fast 10% des für den Bau eines 5000 Kilometer langen sog.
“Atlantikwalls” vorgesehenen Gesamtbudgets im strategisch
irrelevanten Alderney verpulvert. Einer jener vielen wahnsinnigen
Entscheidungen Hitlers und seiner Trümmertruppe, keine Frage…
Erschreckend hoch ist auch die Zahl der Gefangenen, die diesem
Wahnsinn zum Opfer fielen. Die Untersuchungskommission kam jetzt
zu dem Ergebnis, dass zwischen 500-1000 KZ-Häftlinge auf Alderney
ihr Leben ließen: Hunger, Krankheiten, Unfälle, grausame Haft-
und Arbeitsbedingungen, Folter, Sadismus und Willkür der
SS-Schergen - ein Menschenleben war nicht viel wert im SS Lager
Sylt.
Es sind vor allem die erstaunlich gut erhaltenen Überbleibsel der
Befestigungsanlagen, die Alderney zu einem Ort machen, an dem
noch heute die Spuren eines menschenverachtenden Regimes
begutachtet werden können. Eines Regimes, dessen Gräueltaten die
Prosecco-Nazis aus dem Sylter Video in ihren unvermeidlichen
weissen Klamotten und Strickpullis, die um die Schultern hängen,
bagatellisieren oder gar glorifizieren.
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