FG037 - Der Nonnen-Fähnrich
53 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Im Zuge der Debatte um Geschlecht und Transidentitäten, wird seit
einigen Jahren auch innerhalb der Geschichtsforschung, sei sie
populär oder akademisch, nach Transpersonen und anderen Formen
queeren Lebens geforscht. Dies ist eine wundervolle Entwicklung.
Gleichzeitig muss man jedoch darauf achten, keine Anachronismen
zu kreieren und historischen Personen nicht Identitäten
zuzusprechen, die diese womöglich nicht besessen haben.
Begriffe wie trans, cis, Heterosexualität wie auch Homosexualität
sind hochmodern und existierten vor dem 20. Jahrhundert nicht.
Dementsprechend finden sich in den historischen Zeitzeugnissen –
wenn diese überhaupt existieren – solche Zuschreibung nicht.
Hinzu treten patriarchale Strukturen, die das Leben von Frauen
einschränkten. Das Tragen von Männerkleidung konnte in manchen
Fällen Freiheiten und Privilegien mit sich bringen, die den
Frauen zuvor verwehrt gewesen waren; ungeachtet einer
Transidentität.
Dass es jedoch Transpersonen in der Geschichte gab, ist nicht zu
bestreiten. Von einer dieser Personen handelt unsere
Spezialfolge, die mal wieder länger geworden ist als gedacht. Es
geht um Antonio de Erauso, der im Spanien des 16. Jahrhundert als
Catalina de Erauso getauft und in einem Nonnenkloster
aufgewachsen ist. Später floh er aus diesem Kloster und machte
als „Nonnen-Fähnrich“ eine Militärkarriere in der „Neuen Welt“,
wo er an der spanischen Kolonialisierung Perus beteiligt
war.
Zum Ende seines Lebens hinterließ er eine Autobiographie, in der
er sein Leben niederschrieb. Seine Geschichte verbreitete sich
rasch in Spanien und seinen Kolonien. Es wurden Kurztexte
verbreitet und sogar ein Theaterstück verfasst. Der Maler Juan
van der Hamen y León malte 1626 sein Portrait.
Im 19. Jahrhundert gewann die Geschichte de Erausos erneut
Bekanntheit durch die Publikation seiner Autobiographie durch
Joaquín María Ferrer Cafranga. Schon ein Jahr darauf wurde diese
Biographie von Andreas Daniel Berthold von Schepeler ins Deutsche
übersetzt. Beide Männer haben offensichtlich mit der Person
Antonio de Erausos zu hadern, dessen Leben so gar nicht in ihr
Welt- und Geschlechtsbild passen will. Dabei kommen sie in ihren
Analysen nah dran, das Konzept ihrer Epoche von Weiblichkeit und
Männlichkeit zu hinterfragen, scheitern letztlich jedoch daran,
den finalen Schritt zu gehen. Schade.
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