Rainer Maria Rilke: Duineser Elegien - 1. Elegie

Rainer Maria Rilke: Duineser Elegien - 1. Elegie

11 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten

Heute trage ich euch das Gedicht "1. Elegie" von Rainer Maria
Rilke aus den Duineser Elegien vor! Im Winter 1912 beginnt der
Dichter Rainer Maria Rilke auf Schloss Duino in der Nähe von
Triest mit einer Reihe von Elegien, die er zehn Jahre später nach
langer Schaffenskrise 1922 beendet. Es sind die zehn „Duineser
Elegien”, wie er sie im Andenken an das Schloss genannt hat. Wer,
wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? und
gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: ich
verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nicht
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen, und
wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu
zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich. Und so verhalt ich
mich denn und verschlucke den Lockruf dunkelen Schluchzens. Ach,
wen vermögen wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht,
und die findigen Tiere merken es schon, daß wir nicht sehr
verläßlich zu Haus sind in der gedeuteten Welt. Es bleibt uns
vielleicht irgend ein Baum an dem Abhang, daß wir ihn täglich
wiedersähen; es bleibt uns die Straße von gestern und das
verzogene Treusein einer Gewohnheit, der es bei uns gefiel, und
so blieb sie und ging nicht. O und die Nacht, die Nacht, wenn der
Wind voller Weltraum uns am Angesicht zehrt —, wem bliebe sie
nicht, die ersehnte, sanft enttäuschende, welche dem einzelnen
Herzen mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter? Ach,
sie verdecken sich nur miteinander ihr Los. Weißt du’s noch
nicht? Wirf aus den Armen die Leere zu den Räumen hinzu, die wir
atmen; vielleicht daß die Vögel die erweiterte Luft fühlen mit
innigerm Flug. Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten
manche Sterne dir zu, daß du sie spürtest. Es hob sich eine Woge
heran im Vergangenen, oder da du vorüberkamst am geöffneten
Fenster, gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag. Aber
bewältigtest du’s? Warst du nicht immer noch von Erwartung
zerstreut, als kündigte alles eine Geliebte dir an? (Wo willst du
sie bergen, da doch die großen fremden Gedanken bei dir aus und
ein gehn und öfters bleiben bei Nacht.) Sehnt es dich aber, so
singe die Liebenden; lange noch nicht unsterblich genug ist ihr
berühmtes Gefühl. Jene, du neidest sie fast, Verlassenen, die du
so viel liebender fandst als die Gestillten. Beginn immer von
neuem die nie zu erreichende Preisung; denk: es erhält sich der
Held, selbst der Untergang war ihm nur ein Vorwand, zu sein:
seine letzte Geburt. Aber die Liebenden nimmt die erschöpfte
Natur in sich zurück, als wären nicht zweimal die Kräfte, dieses
zu leisten. Hast du der Gaspara Stampa denn genügend gedacht, daß
irgend ein Mädchen, dem der Geliebte entging, am gesteigerten
Beispiel dieser Liebenden fühlt: daß ich würde wie sie? Sollen
nicht endlich uns diese ältesten Schmerzen fruchtbarer werden?
Ist es nicht Zeit, daß wir liebend uns vom Geliebten befrein und
es bebend bestehn: wie der Pfeil die Sehne besteht, um gesammelt
im Absprung mehr zu sein als er selbst. Denn Bleiben ist
nirgends. (mehr geht leider nicht in der Beschreibung) Ich spiele
wieder einmal ein bisschen mit Animation und ich möchte mich bei
Abdel bedanken, der mich auf die Idee dieses Gedichtes gebracht
hat. Viel Freude beim Hören! Eure, Barbara Marie-Louise P.S: Wenn
ihr mehr von mir entdecken möchtet, dann klickt doch hier auf
folgenden Link: https://linktr.ee/Barbarapavelka

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