Ein Tal im Umbruch - Das Sanatorio del Gottardo und die Leventina
Im 19. Jahrhundert pulsierte im Tessiner Hauptort Faido das Leben.
Die Mailänder Elite machte hier Ferien. Es wurden schicke
Jugendstilhotels gebaut. Etwas weiter oben im Tal beherbergte das
Sanatorio del Gottardo viele Tuberkulosekranke. Heute steht ...
26 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Im 19. Jahrhundert pulsierte im Tessiner Hauptort Faido das Leben.
Die Mailänder Elite machte hier Ferien. Es wurden schicke
Jugendstilhotels gebaut. Etwas weiter oben im Tal beherbergte das
Sanatorio del Gottardo viele Tuberkulosekranke. Heute steht das
Sanatorium und die Hotels leer. Der 81- jährige Zeitzeuge Flavio
Tonella hat seine Kindheit im Sanatorium verbracht. Wenn er sich
daran erinnert, wie er als Knabe unter die Betten der
Tuberkulosekranken kroch, um der Strafe des Vaters zu entgehen,
muss er lachen. Nicht ums Lachen zumute ist ihm, wenn er durch die
heutigen verlotterten Gänge des Sanatoriums geht. Vandalen haben
gewütet. Der grosse Jugendstilbau hat sich in der Szene einen Namen
gemacht als Spukhaus. Tonella bedauert, dass es der Kanton Tessin
nicht geschafft hat, das Haus mit neuem Leben zu füllen. Das
Sanatorium ist Sinnbild eines Tales, das die Glanzzeiten hinter
sich hat. Unten im Tal, bei Bodio, steht das gesellschaftliche
Leben gleichsam still, seit die Stahlfabrik Monteforno geschlossen
hat. Viele Menschen, die heute in der Leventina arbeiten, fahren
abends auf der Autobahn heim in die städtischen Agglomerationen
nach Bellinzona oder Lugano. Dennoch geht ein Ruck durchs Tal.
Junge Gemeindepräsidenten wollen nach vorne schauen. Sie suchen
nach Strategien, um neue Bewohner und Bewohnerinnen anzulocken. Sie
wollen selbst aktiv werden und nicht abhängig sein von auswärtigen
Investoren. Ein solcher ist 2016 in Piotta aufgetaucht. Der
kasachische Geschäftsmann hat das Sanatorium gekauft, um daraus
eine internationale Sportschule zu machen. Bagger sind bisher keine
aufgefahren. Gäste in der «Zeitblende» * Flavio Tonella, Zeitzeuge,
Sohn des ehemaligen Klinikdirektors * Fabrizio Viscontini,
Historiker * Marco Costi, ehemalige Gemeindepräsident von Bodio *
Stefano Imelli, Gemeindepräsident von Bodio Feedback, Fragen oder
Wünsche bitte an zeitblende@srf.ch
Die Mailänder Elite machte hier Ferien. Es wurden schicke
Jugendstilhotels gebaut. Etwas weiter oben im Tal beherbergte das
Sanatorio del Gottardo viele Tuberkulosekranke. Heute steht das
Sanatorium und die Hotels leer. Der 81- jährige Zeitzeuge Flavio
Tonella hat seine Kindheit im Sanatorium verbracht. Wenn er sich
daran erinnert, wie er als Knabe unter die Betten der
Tuberkulosekranken kroch, um der Strafe des Vaters zu entgehen,
muss er lachen. Nicht ums Lachen zumute ist ihm, wenn er durch die
heutigen verlotterten Gänge des Sanatoriums geht. Vandalen haben
gewütet. Der grosse Jugendstilbau hat sich in der Szene einen Namen
gemacht als Spukhaus. Tonella bedauert, dass es der Kanton Tessin
nicht geschafft hat, das Haus mit neuem Leben zu füllen. Das
Sanatorium ist Sinnbild eines Tales, das die Glanzzeiten hinter
sich hat. Unten im Tal, bei Bodio, steht das gesellschaftliche
Leben gleichsam still, seit die Stahlfabrik Monteforno geschlossen
hat. Viele Menschen, die heute in der Leventina arbeiten, fahren
abends auf der Autobahn heim in die städtischen Agglomerationen
nach Bellinzona oder Lugano. Dennoch geht ein Ruck durchs Tal.
Junge Gemeindepräsidenten wollen nach vorne schauen. Sie suchen
nach Strategien, um neue Bewohner und Bewohnerinnen anzulocken. Sie
wollen selbst aktiv werden und nicht abhängig sein von auswärtigen
Investoren. Ein solcher ist 2016 in Piotta aufgetaucht. Der
kasachische Geschäftsmann hat das Sanatorium gekauft, um daraus
eine internationale Sportschule zu machen. Bagger sind bisher keine
aufgefahren. Gäste in der «Zeitblende» * Flavio Tonella, Zeitzeuge,
Sohn des ehemaligen Klinikdirektors * Fabrizio Viscontini,
Historiker * Marco Costi, ehemalige Gemeindepräsident von Bodio *
Stefano Imelli, Gemeindepräsident von Bodio Feedback, Fragen oder
Wünsche bitte an zeitblende@srf.ch
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