HIStory: Der Begriff “Aufklärung”

HIStory: Der Begriff “Aufklärung”

29 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von HIStory!


Mein Name ist Hermann Ploppa und wir wollen uns heute mal etwas
genauer anschauen, was man unter dem Begriff „Aufklärung“
versteht.


Da gibt es zunächst einmal verschiedene Dinge, die mit dem
Prädikat „Aufklärung“ bezeichnet werden. Als Heranwachsender war
ich mit der Kampagne der „Sexuellen Aufklärung“ konfrontiert.
Damals bestand dringender Nachholbedarf. Immer noch herrschte in
den Fünfziger und Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
ein schamhaftes Schweigen über „das Eine“. Gemeint waren sexuelle
Aktivitäten unter Erwachsenen oder Pubertierenden. Immer wieder
kam es zu ungewollten Teenager-Schwangerschaften, weil die
Erwachsenen ihren Nachwuchs nicht offen und realistisch über die
Sexualität und ihre Konsequenzen aufgeklärt hatten. Die negativen
Folgen der christlichen Prüderie mussten jetzt schleunigst
beseitigt werden. Im großen Stil ging eine Aufklärungswelle durch
die ganze Gesellschaft.Erst später erfuhr ich dann in der Schule,
dass es im Achtzehnten Jahrhundert eine Bewegung
politisch-kultureller Art gab, die sich die Aufklärung der ganzen
Gesellschaft zum Ziel gesetzt hatte.


Die Bewegung der Aufklärung war eine große geschichtliche
Errungenschaft. Sie war im Achtzehnten Jahrhundert etwas
revolutionär Neues.


Denn bis zu jenen Zeiten war es allgemein üblich, dass nur eine
ganz klitzekleine Elite über Bildung verfügte. Der Rest der
Bevölkerung wurde in viehischer Dummheit gehalten. Das Volk hatte
zu arbeiten und ansonsten das Maul zu halten. Die Auserwählten
wenigen Herrenmenschen sprachen untereinander nur Latein, damit
der dumme Pöbel nicht mitbekam, was „die da oben“ so miteinander
ausheckten. Selbst im Gottesdienst in der Dorfkirche wurde
sonntags nur Latein gesprochen. Der zum Sitzen auf der harten
Sünderbank verdonnerte Bauer sah nur den Priester in seinem
bunten Fummel, wie er anscheinend irgendwelche Zauber-Rituale
aufführte. Wenn der Priester auf Latein murmelte: „Hoc est corpus
meus!“, dann verstand der Bauer nur: „Hokuspokus Fidibus!“ Und
das sollte auch noch für lange Zeit so bleiben. So lange nämlich,
wie der Adel und der mit ihm organisch verbundene Klerus die
alleinige Macht in ihren Händen hielten. Doch dann trat das
Bürgertum immer stärker in Erscheinung. Und das Bürgertum schuf
reale Werte. Während der Adel nur die Früchte der Arbeit seiner
Untertanen parasitär verbrauchte. Und je mehr Werte das Bürgertum
schuf, umso selbstbewusster wurden die Bürger.


Um den Geist jener Zeiten der Aufklärung gleich einmal tief zu
inhalieren, führen wir uns ein Stück aus Immanuel Kants
wegweisendem Aufsatz „Beantwortung der Frage: Was ist
Aufklärung?“ zu Gemüte. Kant schreibt im Jahre 1784:


„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich
seines Verstandes ohne die Anleitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache
derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern in der
Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines
anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“



Ja, wieso denn nun eigentlich „selbstverschuldete Unmündigkeit“?


Der Königsberger Philosoph Kant sah, dass die Möglichkeiten jetzt
vorhanden waren, sich selbst durch Aneignung entsprechender
Bildung aus dem Sumpf der Unmündigkeit zu ziehen. Man musste es
doch nur sehen! Sozusagen, wie Jesus dereinst zum Lahmen sagte:
„Nimm Dein Bettlein und wandle!“ So sagte nun Kant seinen Lesern:
die Zeiten der Bevormundung sind ein für allemal vorbei! Es gibt
nichts mehr, was Dich aufhalten kann!


Hier weiterlesen:
https://apolut.net/history-der-begriff-aufklaerung/





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