Fußball nach Stimmungslage | Von Rüdiger Rauls
12 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Am 14. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft in
Deutschland. Die Turniere der vergangenen Jahre zeigen, dass
Fußball inzwischen nicht mehr nur Spiel ist sondern mehr denn je
Politik. Über die Jahrzehnte betrachtet ist er auch Ausdruck
nationaler Befindlichkeit.
Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.
Auferstehung
Im Verlauf eines Turniers oder bei Sieg und Niederlage werden
mitunter unbewusste Wünsche oder Hoffnungen deutlich, die Fußball
offenlegt oder erfüllt. Diese sind dem einzelnen nicht immer so
klar und werden oftmals erst im Rückblick erkannt. Ein solches
Ereignis war der Sieg der deutschen Nationalelf von 1954, der
erste Weltmeistertitel, der bis heute immer noch sehr verklärt
wird.
Der Sieg beim WM-Turnier in der Schweiz war der Aufstieg des
Phönix aus der Asche. „Wir sind wieder wer!“ Das war nun die
vorherrschende Stimmung, nachdem die Niederlage im Krieg bis
dahin sehr viele nicht hatten verwinden können. Dabei ging es
wirtschaftlich wieder bergauf. Das Wirtschaftswunder war in
großen Teilen der Bevölkerung bereits zu spüren, und doch hatte
der deutschen Volksseele bis zum "Wunder von Bern" etwas gefehlt.
Der Sieg in einer Fußball-Weltmeisterschaft war für viele die
Wiedergutmachung für die Schmach der Kriegsniederlage. Diese war
so unverständlich und unglaublich gewesen nach all den
Prophezeiungen und Versicherungen der Vorsehung, dass der Traum
vom Endsieg noch Jahre nach dem Krieg in vielen Köpfen weiter
spukte. Dabei war eines für die meisten Kriegsteilnehmer
vollkommen klar: Es hatte nicht am deutschen Landser gelegen. Der
war sauber und ehrlich gewesen, hatte heldenhaft gekämpft und
hatte sich keine Vorwürfe zu machen weder für die Niederlage noch
für alles, was im Krieg geschehen war.
Aber alle Zweifel, Demütigungen und Schuldzuweisungen waren
vergessen nach dem Sieg in Bern. Er war der Wundverband für die
geschundene deutsche Seele. „Wir sind wieder wer! Wir lassen
nicht länger auf uns herumtrampeln“ In dieser erlösten Stimmung
standen Hunderttausende an der Bahnstrecke, bei Durchfahrt und
Ankunft in den Bahnhöfen und jubelten dem „roten Blitz“ zu, jenem
Zug mit den Siegern und Helden von Bern. Im Überschwang des
Siegesgefühls erscholl aus Hunderttausenden Kehlen das
Deutschlandlied, die erste Strophe, die Deutschlands Größe
besang, hier als Auferstehung.
Dabei ging es nicht um die geographische, es ging um die wieder
errungene nationale Größe. Es war der verspätete Triumphzug
heimkehrender Helden. Wenn sie auch nicht als Sieger aus der
Sowjetunion heimkehrten, so doch nach einer vergleichbaren
Schlacht, in der niemand mit dem Sieg der Kriegsverlierer
gerechnet hatte. Es war ein zweites „Deutschland erwache!“
Man hatte der Welt gezeigt, dass man siegen konnte.
Deutschland-West schwamm auf einer Welle des Nationalstolzes und
der Genugtuung. Der Sieg in Bern war für viele die
Wiedergutmachung für die Niederlage im Krieg.
Gute Nachbarn
Unter einem ganz anderen Stern und einer davon vollkommen
verschiedenen Stimmung fand die Fußhall-Weltmeisterschaft 1974 in
Deutschland statt. Der Krieg war für die meisten lange vorbei.
Eine junge Generation war heran gewachsen, eine moderne,
aufmüpfige. Die Studentenbewegung hatte das Land
durchgeschüttelt. Alte Zöpfe waren ab, man trug das Haar offen,
auch die Männer. Sexualität und Lust, Lebensfreude und Wohlstand
waren die Themen der Zeit. Deutschland zelebrierte
Weltoffenheit....
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