Episode 179: Blow Up - Fotografie, Sex, Mord und Pantomime in den Swinging Sixties
Michelangelo Antonioni, seine Zeichens Kind des italienischen
Neorealismus, drehte mit Blow up 1966 seinen ersten Film außerhalb
Italiens. Blow Up dreht sich um Wahrnehmung und Abbildung, um
Täuschung und Selbsttäuschung...
1 Stunde 25 Minuten
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Wir lieben Filme und wir lieben es, über Filme zu diskutieren. Die Sache ist nur, wir haben einen sehr unterschiedlichen Filmgeschmack. Daher drückt jeder von uns dem jeweils anderen für die aktuelle Episode einen neuen Film aufs Auge mit dem Ziel, des...
Berlin
Beschreibung
vor 5 Monaten
Michelangelo Antonioni, seine Zeichens Kind des italienischen
Neorealismus, drehte mit Blow up 1966 seinen ersten Film außerhalb
Italiens: Zum einen, um der strengen Sitte seines Heimatlandes zu
entfliehen, zum anderen auch, weil Thema und Inhalt des Films
perfekt ins London der swinging Sixties passt: Es geht um den
jungen Fotografen Thomas, der selbst nicht so genau weiß wo er hin
will, der für einen anspruchsvollen Fotoband in einer
Obdachlosenunterkunft übernachtet, nur um gleich am nächsten Tag
hochstilisierte Models zu fotografieren: Thomas ist immer auf
Achse, in mehr als einer Hinsicht immer am Drücker, großmäulig,
dekadent, dominant und sexy. Aber auch gelangweilt,
orientierungslos und irgendwie verloren in seiner eigenen Welt. Als
er in einem Park ein techtelmechtelndes Paar fotografiert wird er
anschließend von der fotografierten Frau verfolgt, die unbedingt an
die Negative gelangen will. Bei der Entwicklung der Fotos stellt
sich heraus warum: Ein im Gebüsch versteckter Mann mit einer
Pistole, ein versuchter Mord… vielleicht sogar ein erfolgreicher
Mord inklusive Leiche? Was der Beginn eines Mysterythrillers sein
könnte, wird zu etwas ganz anderem. So wie Thomas’ Leben mäandert
auch die Handlung weiter vor sich hin: Sex, Drogen, ein bizarres
Konzert mit Zombiepublikum… die Leiche wird gefunden, vielleicht
aber auch nicht. Und am Ende bleibt nur die grobkörnige
Vergrößerung eines einzelnen Fotos, das ebenso ein abstraktes
Gemälde sein könnte. Der Protagonist beobachtet Pantomimen beim
imaginären Tennisspiel, spielt mit, hört das Aufprallen von Ball
und Schläger, bevor er sich vor unseren Augen auflöst. Blow up
dreht sich um Wahrnehmung und Abbildung, um Täuschung und
Selbsttäuschung, um den Verlust aller sensitiven Angelpunkte in
einer hektischen, konsumorientierten Welt. Das ganze mit viel Jazz,
Sex und Rock & Roll. Stilistisch bestimmt dein Fall, Johannes.
Aber ich kann mir vorstellen, dass es für dich inhaltlich den ein
oder anderen Stolperstein gab. Also dann, für den soften Einstieg:
Wie viele Drogen braucht man für den Genuss des Films? Und auf
einer Skala von 9 bis 10, wie sexy ist dieser arrogante,
selbstgefällige Motherfucker Thomas.
Neorealismus, drehte mit Blow up 1966 seinen ersten Film außerhalb
Italiens: Zum einen, um der strengen Sitte seines Heimatlandes zu
entfliehen, zum anderen auch, weil Thema und Inhalt des Films
perfekt ins London der swinging Sixties passt: Es geht um den
jungen Fotografen Thomas, der selbst nicht so genau weiß wo er hin
will, der für einen anspruchsvollen Fotoband in einer
Obdachlosenunterkunft übernachtet, nur um gleich am nächsten Tag
hochstilisierte Models zu fotografieren: Thomas ist immer auf
Achse, in mehr als einer Hinsicht immer am Drücker, großmäulig,
dekadent, dominant und sexy. Aber auch gelangweilt,
orientierungslos und irgendwie verloren in seiner eigenen Welt. Als
er in einem Park ein techtelmechtelndes Paar fotografiert wird er
anschließend von der fotografierten Frau verfolgt, die unbedingt an
die Negative gelangen will. Bei der Entwicklung der Fotos stellt
sich heraus warum: Ein im Gebüsch versteckter Mann mit einer
Pistole, ein versuchter Mord… vielleicht sogar ein erfolgreicher
Mord inklusive Leiche? Was der Beginn eines Mysterythrillers sein
könnte, wird zu etwas ganz anderem. So wie Thomas’ Leben mäandert
auch die Handlung weiter vor sich hin: Sex, Drogen, ein bizarres
Konzert mit Zombiepublikum… die Leiche wird gefunden, vielleicht
aber auch nicht. Und am Ende bleibt nur die grobkörnige
Vergrößerung eines einzelnen Fotos, das ebenso ein abstraktes
Gemälde sein könnte. Der Protagonist beobachtet Pantomimen beim
imaginären Tennisspiel, spielt mit, hört das Aufprallen von Ball
und Schläger, bevor er sich vor unseren Augen auflöst. Blow up
dreht sich um Wahrnehmung und Abbildung, um Täuschung und
Selbsttäuschung, um den Verlust aller sensitiven Angelpunkte in
einer hektischen, konsumorientierten Welt. Das ganze mit viel Jazz,
Sex und Rock & Roll. Stilistisch bestimmt dein Fall, Johannes.
Aber ich kann mir vorstellen, dass es für dich inhaltlich den ein
oder anderen Stolperstein gab. Also dann, für den soften Einstieg:
Wie viele Drogen braucht man für den Genuss des Films? Und auf
einer Skala von 9 bis 10, wie sexy ist dieser arrogante,
selbstgefällige Motherfucker Thomas.
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