(57) Der Iran bedroht auch Europa

(57) Der Iran bedroht auch Europa

48 Minuten
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Sicherheits- und außenpolitische Analysen, Strategien und diplomatische Optionen

Beschreibung

vor 6 Monaten
Immer weiter hat der Iran in den letzten Jahrzehnten seine
Machtstellung im Nahen und Mittleren Osten ausbauen können. Längst
habe er auch Saudi-Arabien in den Schatten gestellt. Seine
Langstreckenwaffen reichten schon heute bis nach Deutschland und
sein Atomprogramm sei weit fortgeschritten, sagt Dr. Guido
Steinberg, Islamwissenschaftler und Forscher der Stiftung
Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Eine ernste und
umfängliche militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und der
auf das Engste mit der »Islamischen Republik Iran« verbundenen
Hisbollah im Libanon und sogar die Entsendung israelischer
Bodentruppen hält er mittelfristig für unvermeidlich. Ob der
massive Angriff der Hisbollah mit 170 auf Israel abgefeuerten
Drohnen und Raketen vom 13. Juni dazu der entscheidende Anlass sein
wird, das sei am heutigen Tag (13.06.2024) noch nicht zu sagen. Der
langjährige Referent für Islamistischen Terror im Berliner
Kanzleramt analysiert im Gespräch mit Moderator Oliver Weilandt das
Netzwerk der schiitischen Proxys: von der Hamas in Gaza über die
jemenitischen Huthi, die Milizen in Syrien und dem Irak bis zur
Hisbollah. Sie alle eint mit dem Mullah-Regime in Teheran ein
tiefsitzender Hass auf den jüdischen Staat Israel. Gleichzeitig
werden sie aber missbraucht und instrumentalisiert für die
imperialistischen Ziele der iranischen Führung um den 85-jährigen
»Obersten Führer« Ajatollah Ali Chamenei. Auch nach dem Tod des
früheren iranischen Präsidenten Raisi im April dieses Jahres und
angesichts des hohen Alters von Ali Chamenei zeichne sich keine
wesentliche politische Änderung durch eventuelle Nachfolger wie den
Sohn des Ajatollahs Modschtaba Chamenei ab. Einen Sturz des im
wesentlichen von den Revolutionsgarden kontrollierten Regimes sieht
Steinberg seitens einer künftigen neuen Führungspersönlichkeit
nicht. Die größte Gefahr gehe vielmehr von der mangelnden
Unterstützung des Volkes aus, das bei weitem nicht geschlossen
hinter der Regierung steht. Dass die Zivilgesellschaft schon
Tausende von den Revolutionsgarden und ihren Schlägertrupps
ermordete Kritiker verloren hat, lässt allerdings alles andere als
eine »friedliche Revolution« erwarten. Auch die geopolitischen
Perspektiven wertet der Islamwissenschaftler Steinberg als wenig
mutmachend. Die in den letzten Jahren ausgebauten Beziehungen des
Iran zu Russland und China und nicht zuletzt die Aufnahme in die
BRICS+-Gruppe stelle eine enorme internationale Aufwertung für den
Iran da. Diese Aufwertung ist auch die Währung, mit der Russland
die umfassende Belieferung mit iranischen Drohnen für seinen Krieg
in der Ukraine bezahlt. Auch hier wird für Guido Steinberg
deutlich, wie sich der Iran in eine Allianz von Feinden einreiht,
die nicht nur Israel, sondern auch Europa und die Weltsicherheit
zunehmend bedrohe.

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