Unser rasender Stillstand: atemlos, aber wirkungslos

Unser rasender Stillstand: atemlos, aber wirkungslos

16 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Diese Woche habe ich eine sehr nette Rückmeldung zu meinen
Wochenkommentaren erhalten: Die Person schrieb mir, es sei für
sie jeweils der journalistische Höhepunkt der Woche. Herzlichen
Dank dafür. Aber dann kam eine Bemerkung, die mich ins Grübeln
brachte. Die Person schrieb, dass der Text manchmal etwas atemlos
klinge, als wäre er ohne Punkt und Komma geschrieben und gelesen.
Das Wort «atemlos» blieb mir hängen. Atemlos. Ich habe
tatsächlich Angst, zu langsam zu schreiben, zu langsam zu
sprechen, zu langsam zu sein, zu wenig zu tun, zu wenig effizient
zu sein. Die Folge ist  Atemlosigkeit. Goethe warnte vor dem
Veloziferischen, jener Beschleunigung, die ebenso teuflisch wie
verführerisch ist. Sie führt zu dem, was Paul Virilio den
«rasenden Stillstand» nennt. Ich glaube, wir stecken mittendrin:
in einer auf Effizienz und Geschwindigkeit getrimmten Welt im
rasenden Stillstand. Mein Wochenkommentar zu unserer
Atemlosigkeit – meiner eigenen und die der Gesellschaft um mich
herum.


Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er
ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über
Medien, die Digitalisierung und KI.
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