#212 Ralf B. Wehrspohn – Innovation im Plattenbau
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Im Grunde wollen ja alle Innovation. Innovation
ist wahnsinnig attraktiv. Wenn es aber ans Risiko geht, dass es
dabei zu tragen gilt, werden viele wieder zurückhaltend. Für die
Wirtschaft, für die Gesellschaft insgesamt, wird das schnell zum
Problem. Dieses Phänomen sehen wir vor allem bei den echten
Ungewissheiten, wo nicht nur die Lösung unklar ist, sondern auch
die Rahmenbedingungen, sagt Ralf Wehrspohn. Ralf ist Physiker und
treibt das Thema Innovation, bei Fraunhofer und darüber hinaus.
Zehn neue Wege stehen zur Wahl, mindestens neun werden
scheitern - wer trägt das Risiko für Innovationen? Der
Staat? Einzelne Unternehmen? Investoren? Anstatt uns gegenseitig
mit solchen Fragen lahmzulegen, sollten wir lieber auf
Kooperationen setzen. Ralf macht sich für symbiotische
Innovationen stark. Am Beispiel des Lithiums: Wer das begehrte
Metall aus dem Erz gewinnen will, erzeugt gewaltige Mengen
Abraum. In klassischer Sicht: Ein teures Problem. In Symbiose:
Wertvoller Ausgangsstoff für die Bauindustrie. Schon wird
Entwicklung günstig und sicher. Wer dann auch noch
Recycling-Ströme mitdenkt, ist schon fast bei er
Kreislaufwirtschaft angekommen.
Das Prinzip ist nicht neu. Jeder Chemiepark
beruht auf genau diesem Prinzip, hier Stoffverbund genannt. Diese
Netzwerk halten die Chemieindustrie am Leben und am Standort.
Dennoch, so Ralf, müssen wir gezielt stärker in solchen Verbünden
denken. Niemand gewinnt die Innovation allein.
Das Prinzip trägt auch im gesellschaftlichen
Kontext. Ralf berichtet von Projekten im Kontext
Demografie, die er begleitet. Die Zahl älterer Menschen, die im
Alltag Hilfe benötigen, wird absehbar in den kommenden Jahren
stark steigen. Private Pflege für alle scheidet schon aus
Kostengründen als Modell für alle aus. Wie aber dann? Man nehme
eine traditionelle Großwohnsiedlung - auch Plattenbau genannt -
und verwandele sie in eine stabile Lebenswelt, mit MVZ,
Pflegedienst, entsprechenden Technologien im Haus und Integration
der Krankenkasse. Schon ist die Symbiose entstanden, in der der
Erfolg des einen zur Voraussetzung des Erfolgs des anderen wird.
Das Beispiel zeigt: Was uns fehlt, ist vielfach
das Zutrauen in Kooperationen. Geld jedenfalls ist genug im
System, sagt Ralf (und erwartet Widerspruch…). Wenn überhaupt,
müssen wir lernen, Geld anders zu verteilen. Weg von starren
Meilenstein-basierten Projektplänen, die nur bei inkrementellen
Innovationen hilfreich sind. Da, wo es um das wirklich Neue geht,
brauchen wir die systematischen Tugenden, die wir von
Universitäten schon lange kennen: Kluge Menschen, stabile
Grundfinanzierung, attraktive Ziele. Und auf geht es.
Zu Gast: Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn, Innovator,
Gründer, Wissenschaftsmanager, Universitätsprofessor, Dochsager.
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